Weil Tabubruch zum Kindsein gehört: Jetzt kommt die Dino-Metalband Heavysaurus! | Freie Presse

Freie Presse: Was an der Musik liegen dürfte, denn abseits der Texte gehen die Songs von Heavysaurus mit ihren keineswegs infantilen Arrangements ja als sehr gutklassiger Hardrock und Metal durch …
Christof Leim: Ja. Rockmusik für Kinder schlägt sich in der Ansprache nieder und in den Texten, aber nicht in Abstrichen bei den Songs, in denen steckt schon einem Menge drin. Es ist doch so: Wenn Kinder ein Lied erst richtig mögen, dann wollen sie das ja mindestens 200-mal am Stück hören. Das erlebe ich als Vater von zwei Töchtern ja selbst, und da ist es für die Erwachsenen besser, wenn das dann nicht der “Bi-Ba-Butzemann” ist. Einfache Kindermusik hat ja ihre Berechtigung, als ich fünf war, war Rolf Zuckowski auch mein Held. Aber es darf gern auch anspruchsvoller sein, deswegen haben wir echte Metal- und Hardrocksongs. Das macht dann auch echt Laune, die zu spielen, auch und insbesondere als Gitarrist. Deswegen haben wir auch alle Spaß an diesem Projekt!
Freie Presse: Also ist Heavysaurus letztlich ein Ausdruck davon, wie tief Metal bereits in die Gesellschft eingedrungen ist?
Christof Leim: Es ist sicher nicht die Idee hinter der Band, das herauszuarbeiten. Aber dass sie so gut funktioniert, ist sicher ein Ausdruck dieser Tatsache: Metal-affine Eltern gehen mit ihren Kindern natürlich lieber zu einem Konzert, das sie auch selber gut finden. Und wenn die Oma dem Kind einen Tonie schenkt oder eine CD, und es steht “Heavy Metal für Kinder” drauf, dann denkt die eben auch nicht mehr “Oh Gott, das riecht nach Schwefel!”
Freie Presse: Heavysaurus, die “Pawn Patrol” für die Größeren also …
Christof Leim: (lacht) Meine Dreijährige geht so hart auf Pawn Patrol ab! Also ist es wohl so ähnlich. Bei Heavysaurus geht es nur mehr um einen Rahmen für die Musik, weniger um eine eigene Geschichte. Ich würde also eher sagen, “Pawn Patrol” ist die Kinderversion eines Actionfilms, wir sind die Kinderversion von Metallica!
Freie Presse: Also durchaus auch musikalische Früherziehung?
Christof Leim: Da muss ich glatt an das Buch von Zakk Wylde denken, dem Gitarristen von Ozzy Osbourne: “Bringing Metal To The Children”! Ich finde es natürlich gut, dass eine Musik, die mich begeistert seit ich 15 bin, weiterlebt und mittlerweile auch von kleinen Kindern cool gefunden wird. Die hören sich dann bei Papa vielleicht mal was Melodisches aus der richtigen Szene an wie Sonata Arctica. So gesehen hat Heavysaurus schon einen musikpädagogischen Auftrag. Und: Den Jüngsten wird durch solche Kinderbands das Kulturgut Livekonzert nähergebracht. Man geht in einen Raum, da ist es dunkel, eine Bühne, und plötzlich geht das Licht ganz bunt an, jemand spielt da direkt vor einem, es gibt eine Konfetti-Kanone, man kann mitsingen, klatschen, der Frontmann macht Scherze. Bei Heavysaurus ist das natürlich nicht so lang wie für Erwachsene, wir spielen nicht so laut und immer nachmittags, das ist alles sehr kindgerecht ausgelegt. Aber im Prinzip ist es ein echtes Livekonzert, und ich mag den Gedanke, dass Kinder so Lust auf mehr davon bekommen. Wir spielen dieses Jahr 125 Shows. Da sind welche dabei mit ein paar hundert Leuten, wir haben letztens in Hannover aber auch vor 1400 Leuten gespielt!
Christof Leim: Der Musiker, Autor und Journalist wurde 1974 geboren. Nachdem er als Schüler 1989 das AC/DC-Video “Blow Up Your Video” gesehen hatte, begann er Gitarre zu lernen und in diversen Lokalbands zu spielen. 2005 stieg er in seine erste professionelle Gruppe ein – die Traceelords, hervorgegangen aus einem Soloprojekt des früheren Sodom-Gitarristen Andy Brings: Kennengelernt hatte man sich, weil Leim damals nach einem Praktikum als Musikjournalist bereits frei für den “Metal Hammer” schrieb und auch ersten Pressetext für Brings verfasst hatte. Seit 2007 ist er Mitglied der Hardrockband The New Black und hat auf deren bisher vier Alben gespielt. Von 2006 bis 2015 war er außerdem Gitarrist der deutschen Metal-Ikone Sinner, ebenfalls für vier Alben. Von 2010 bis 2011 leitete Leim als Chefredakteur das Szenemagazin “Metal Hammer”. 2022 erschien sein Buch “101 Rock Stories”, zu dem es ein Spoken-Word-Programm gibt. Außerdem schrieb er immer wieder für diverse Medien. Seit 2017 ist ist er als Drache “Riffi Raffi” Gitarrist bei Heavysaurus.
Die Band Heavysaurus basiert auf der Idee des Schlagzeugers Mirka Rantanen von der finnischen Powermetal-Band Thunderstone: Er entwickelte 2009 das Konzept einer Dino-Kinderband, die harten Rock spielt. Als “Heavisaurus” wurden die Finnen in ihrer Heimat mit zehn Alben so erfolgreich, dass die Plattenfirma Sony das Konzept als Franchise auch in andere Länder vergab. Heavysaurus ist mit Sänger Michael Voss der deutsche Ableger, die Songs basieren im Wesentlichen auf dem finnischen Original. Bisher erschienen hier die Alben “Rock ‚n‘ Rarr” (2018) und “Retter der Welt” (2022).
Im Konzert Heavysaurus tritt am 18 Juni in Wasserschloss Klaffenbach auf. Karten gibt es in allen “Freie Presse”-Shops in Ihrer Nähe.