Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie in SH | NDR.de – Nachrichten


Stand: 28.10.2022 12:34 Uhr

Nach den Tarifverhandlungen in Bremen hat die Gewerkschaft IG Metall Küste das vorgelegte Angebot abgelehnt und stattdessen Warnstreiks angekündigt. Schon heute Nacht geht es los.

Nach Angaben von IG Metall wird ab Mitternacht bei dem Automobilzulieferer GKN Driveline in Kiel gestreikt. Voraussichtlich werden sich rund 50 Mitarbeitende aus der Nachtschicht an der Aktion beteiligen. Mit ähnlich vielen Streikenden rechnet die Gewerkschaft auch in Itzehoe (Kreis Steinburg): Dort wird beim Pumpenhersteller Flowserve SIHI die Arbeit niedergelegt. Die Warnstreiks in der Nacht sollen erst der Anfang sein. Für die kommende Woche kündigte der Gewerkschaftssprecher flächendeckende Warnstreiks in Schleswig-Holstein an. Genaueres werde immer erst einen Tag vorher bekannt gegeben.

IG Metall will acht Prozent mehr Geld

Eine große Puppe mit einem Aufdruck "8%" steht vor dem Start der Tarifverhandlungen vor einem Hotel. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte


Acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr – so lautet die Forderung von IG Metall Küste.

Die Gewerkschaft hat das Angebot der Arbeitgeber als unzureichend bezeichnet. Diese hatten unter anderem eine Einmalzahlung von 3.000 Euro für eine Laufzeit von 30 Monaten vorgeschlagen. Eine zusätzlich zu der Prämie gezahlte Tabellenerhöhung, also eine dauerhafte Erhöhung der in Tabellen festgehaltenen Gehälter, sei denkbar, sagte die Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele. Der Gewerkschaft fehlte bei dem Angebot aber der – so wörtlich – “Wumms”. “Außer bei der Einmalzahlung von 3.000 Euro bleiben die Arbeitgeber im Ungefähren”, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, nach der dritten Verhandlungsrunde in Bremen. Die Gewerkschaft will acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Vestas wird vermutlich ebenfalls streiken

Auch beim Windanlagenhersteller Vestas stehen die Zeichen auf Streik. Laut IG Metall haben sich 88 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung für einen unbefristeten Arbeitskampf ausgesprochen. Damit könnte ein Teil der bundesweit 1.700 Beschäftigten jederzeit die Arbeit niederlegen. In Schleswig-Holstein hat Vestas Standorte in Husum (Kreis Nordfriesland) und Lübeck-Travemünde. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass sich an einem Streik vor allem die mobilen Service- und Wartungskräfte beteiligen könnten.

Nordmetall: Warnstreiks sind unangemessen

Die Arbeitgeberseite kritisiert die Warnstreiks. Nordmetall-Sprecher Alexander Luckow sagte, dass die Reaktion unangemessen sei, denn die Warnstreiks würden die Betriebe in einer Zeit treffen, in der sie ohnehin schon mit vielen Krisen klarkommen müssten: Fachkräftemangel, Probleme bei den Lieferketten und vor allem auch die Energiekrise. “Das passt nicht in diese Zeit und das ist ein Schritt gegen Sicherheit von Arbeitsplätzen, gegen den Industriestandort Norddeutschland. Dass die Gewerkschaft das tut, ist aus unserer Sicht kein verantwortlicher Schritt.” Nordmetall vertritt in Schleswig-Holstein etwa 80 Betriebe. Der Nordmetallsprecher machte deutlich, dass sich die Energiekosten in manchen Betrieben verdoppelt oder sogar verdreifacht und einige Unternehmen Existenzsorgen hätten.

Nächste Verhandlungsrunde am 10. November

Die IG Metall Küste drängt nach eigenen Angaben auf eine schnelle Lösung. Dem Arbeitgeberverband warf die Gewerkschaft Verzögerung vor. “Mit Abwarten und taktischen Spielchen haben sie die Zeit für eine Lösung in der Friedenspflicht verspielt”, sagte Friedrich. Die Verhandlungen sollen am 10. November in Hamburg fortgesetzt werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord |
Nachrichten für Schleswig-Holstein |
28.10.2022 | 13:00 Uhr

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Quellenlink https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Warnstreiks-in-der-Metall-und-Elektroindustrie-in-SH,igmetall460.html