Vor dem US-Zinsentscheid: Zuversicht auf dem Parkett hält an

Marktbericht
Stand: 22.03.2023 07:38 Uhr
Die Schockwellen aus dem Bankensektor treten heute für Anleger weiter in den Hintergrund. Ihre Hoffnungen richten sich auf eine behutsamere Zinspolitik der US-Notenbank. Der DAX dürfte sich weiter erholen.
Bei etwa 15.250 Punkten wird der deutsche Leitindex nach vorbörslichen Indikationen in den Handel auf XETRA starten. Damit würde er nach der Kursrutsch in Folge der Hiobsbotschaften aus dem Bankensektor weiter Boden gutmachen, nachdem er gestern bereits zurück über die Marke von 15.000 Punkten geklettert war.
Hoffnung vor der Fed-Entscheidung
Am Finanzmarkt herrscht die Hoffnung vor, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ein langsameres Zinserhöhungstempo anschlagen könnte. Laut Franck Dixmier, Anleihechef von Allianz Global Investors, lösten in der vergangenen Woche die Spannungen im US-Bankensystem eine “drastische Korrektur der Zinserhöhungserwartungen” aus. Inzwischen gingen die Anleger gegen Jahresende wegen der Probleme im Bankensektor sogar wieder von Zinssenkungen aus, schrieb er. Zur Wochenmitte dürfte die Fed ihm zufolge die Zinsen aber erst einmal um weitere 0,25 Prozentpunkte anheben. Die Zinsentscheidung wird um 19 Uhr deutscher Zeit verkündet.
Wall Street mit deutlichen Pluszeichen
In Erwartung einer solche Fed-Entscheidung legten die US-Börsen am Abend wieder deutlich zu. Der Dow Jones Industrial gewann 0,98 Prozent auf 32.561 Punkte und hat inzwischen wieder einen guten Teil seiner jüngsten Verluste wettgemacht. Der marktbreite S&P 500 stieg am Dienstag um 1,30 Prozent auf 4002,87 Punkte. Für den Nasdaq 100 ging es um 1,42 Prozent auf 12 741,44 Zähler nach oben. Technologiewerte gelten als besonders zinssensitiv.
Asienbörsen erholen sich weiter
Auch in Asien erholen sich die Aktienmärkte weiter. Der japanische Nikkei-Index lag im Verlauf 1,9 Prozent höher bei 27.465 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 1,9 Prozent und lag bei 1966 Punkten. Japans größte Investmentbank Nomura und der zweitgrößte japanische Börsenmakler Daiwa Securities verzeichneten jeweils Kursgewinne von mehr als vier Prozent. Die Börse in Shanghai lag 0,3 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann 0,3 Prozent.
Euro tendiert höher
Am Devisenmarkt kann der Euro sein erhöhtes Niveau der vergangenen Tage verteidigen und sich sogar der Marke von 1,08 Dollar nähern. Die Europäische Gemeinschaftswährung notiert am Morgen bei 1,0772 Dollar. Auch die Ölpreise stabilisieren sich weiter, nach dem Preisverfall, der bis Anfang der Woche verzeichnet wurde. Derzeit kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent 74,60 Dollar. Der Preis für die Feinunze Gold liegt am Morgen unverändert bei 1940 Dollar.
UBS will Investmentbanking der Credit Suisse behalten
Aus der Bankenbranche werden am Morgen weitere aktuelle Entwicklungen vermeldet. So will die Schweizer Großbank UBS will einem Medienbericht zufolge nach der Notübernahme der Konkurrentin Credit Suisse (CS) die geplante Ausgliederung der Investmentbank CS First Boston (CSFB) stoppen. Das Geschäft sei abgeschlossen worden, als der verkaufenden Bank die Pistole auf die Brust gesetzt worden sei, zitierte das Blatt eine der UBS nahe stehende Person. UBS und CS lehnten einen Kommentar dazu ab.
Wird First Republic staatlich gestützt
Bei der in Schieflage geratenen US-Regionalbank First Republic wird einem Bericht zufolge auch eine staatliche Unterstützung geprüft. Demnach könnte die US-Regierung etwa die Auslagerung von Vermögenswerten unterstützen, so “Bloomberg” . Zu den weiteren Optionen gehörten das Angebot eines Haftungsschutzes, eine flexiblere Anwendung der Kapitalregeln oder eine Lockerung der Beschränkungen für Eigentumsanteile. First Republic-Aktien waren gestern im nachbörslichen US-Handel um fast 18 Prozent eingebrochen.
Bankaktien mit Potenzial?
Auch am deutschen Aktienmarkt dürften Bankaktien wieder im Fokus der Investoren stehen. Die Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank könnten ihre Erholung nach den herben Kursverlusten im Zuge des Banken-Bebens weiter aufholen. Alleine gestern hatte die Commerzbank-Aktie sieben, die der Deutschen Bank sechs Prozent im Plus geschlossen.
Finanzspritze für Varta
Der angeschlagene Batteriehersteller Varta bekommt von seinem Großaktionär Michael Tojner eine Kapitalspritze von 51 Millionen Euro. Tojners Holding Montana Tech Components habe eine Kapitalerhöhung um 2,2 Millionen Aktien gezeichnet, so Varta gestern Abend. Das sind rund fünf Prozent des Grundkapitals. Mit dem Erlös will Varta “gezielt in wichtige Innovationsfelder” investieren, vor allem in das Geschäft mit Energiespeichern. Die neuen Aktien wurden zu 22,85 Euro zugeteilt, mit einem Abschlag von vier Prozent auf den Schlusskurs vom Dienstag. Seit der Ankündigung der Kapitalerhöhung und eines drastischen Sparkurses am Montag hat die im SDAX notierte Aktie zwölf Prozent verloren.
Nike über Erwartungen
Der US-Sportartikel-Konzern Nike hat dank starker Verkäufe von Turnschuhen wie die Jordan Retro im dritten Quartal die Umsatz-Erwartungen der Experten übertroffen. Der Adidas-Konkurrent gab am Dienstag nach Börsenschluss einen um 27 Prozent höheren Umsatz in seinem größten Markt Nordamerika sowie ein Plus von 17 Prozent im Segment Europa, Nahost und Afrika bekannt. Der Gesamtumsatz von knapp 12,4 Milliarden Dollar übertraf die etwa 11,5 Milliarden, die Analysten laut Refinitiv vorhergesagt hatten. Der Nettogewinn betrug 1,2 Milliarden Dollar und damit elf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Nike-Aktie stieg nachbörslich zunächst um etwa fünf Prozent.