Verena Altenbergers letzter Auftritt als Bessie Eyckhoff


In einem furiosen Finale muss die Kommissarin herausfinden, ob eine Zeugin unter Paranoia leidet oder tatsächlich das Opfer einer politischen Verschwörung ist.

Ein letztes Mal ermittelt Verena Altenberger als Bessie Eyckhoff.

Ein letztes Mal ermittelt Verena Altenberger als Bessie Eyckhoff.BR

Der Bayerische Rundfunk hat als einziger Westsender den „Polizeiruf“ bis heute weitergeführt und zu einer ganz eigenen Marke gemacht. Wie ihr Vorgänger Matthias Brandt spielte Verena Altenberger eine besondere Kommissarsfigur jenseits abgetretener Pfade. Nach vier Jahren verabschiedet sie sich nun, wie verabredet. Ihre Bessie Eyckhoff ist bis zum sechsten und letzten Fall für Überraschungen gut. „Paranoia“ wird sogar zu einem furiosen Finale.

Dabei sieht der Mordfall, den Eyckhoff und ihr Kollege Dennis Eden (Stephan Zinner) aufklären sollen, auf den ersten Blick nach Routine aus. Doch dann stellt sich heraus, dass der erstochene Mann, der in einer Imbissbude gejobbt hatte, Kontakt zu den Attentätern des 11. September gehabt haben soll und zwischendurch für zehn Jahre spurlos verschwunden war.

Deutlich dramatischer wirkt der Einsatz eines Rettungssanitäter-Duos, das auch privat mal ein Paar war. Sarah (Marta Kizyma) und Carlo (Timocin Ziegler) werden zu einer Frau gerufen, die mit einem Messer angegriffen wurde – und der Zuschauer wundert sich noch, warum die Polizei hier nicht zu sehen ist. Die beiden stabilisieren die Schwerverletzte und bringen sie ins Krankenhaus. Doch als sich Sarah am nächsten Tag nach der Frau erkundigt, wird ihr erklärt, der Einsatz sei ein Fehlalarm gewesen, das Krankenhaus habe gar keine Frau operiert. Leidet die Sanitäterin also an einer „Paranoia“, wie der Filmtitel suggeriert, oder haben hier Geheimdienstler ihre Finger im Spiel? Denn die Verletzte hatte der Sanitäterin noch eine VHS-Kassette mit verstörenden Bildern zugesteckt: Die Szenen deuten auf Folter hin.

Der Rasenroboter als potenzieller Spion

Die Idee für diesen Thriller stammt von Claus Cornelius Fischer, der Ende 2020 an Corona starb. Martin Maurer führte den Entwurf zum Drehbuch weiter und deutet politische Hintergründe nur an. Bessies Kollege Dennis liest einen Zeitungsartikel vor, in dem über geheime Folterkeller der CIA in Europa berichtet wird. Und auch das Thema KI kommt mal wieder ins Spiel: Können intelligente Rasenroboter als Spione arbeiten?

Im Kern des Filmgeschehens stehen die beiden Frauen. Hier die misstrauische, extrem aufgedrehte Sanitäterin Sarah, die nach der privaten Trennung von Carlo psychisch angeschlagen ist und zu Wutausbrüchen neigt. Die aus der Ukraine stammende Marta Kizyma gibt ihrer Figur enorm viel Kraft und Energie. Der Zuschauer bangt mit Sarah und fürchtet sich vor ihr. Verena Altenberger spielt Bessie, die frühere Streifenpolizistin, als eine sympathische Ermittlerin ohne jede professionelle Routine. Sie ist mitfühlend, lässt sich immer mehr auf Sarah ein, ohne sich selbst zu sichern.

Dem Regisseur Tobias Ineichen gelingt das Kunststück, die Spannung und das Tempo des Thrillers permanent am oberen Level zu halten – und unterwegs ein paar Einlagen skurril-bizarren Humors zu geben. So baumelt Bessie in Todesangst an einem Gerüst – und denkt an einen Toaster. Sarah wiederum will die ominöse Videokassette ausgerechnet auf einem Kindergeburtstag sichten – und schockt mit den Gewaltszenen die erwartungsvollen Kinder. Immer enger werden die beiden Frauen zusammengeführt, und wer zum Schluss glaubt, sie seien gerettet, wird mit einem Schock verabschiedet, der noch lange nachwirkt.

Polizeiruf 110: Paranoia. Sonntag, 11. Juni, 20.15 Uhr, ARD



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