US-Justiz beschlagnahmt Bilder von Egon Schiele


Die US-Justiz hat in bekannten Museen des Landes drei mutmaßlich von den Nazis geraubte Kunstwerke beschlagnahmt. Die Bilder würden seit Jahren von den Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum gesucht, der im Holocaust ermordet wurde, erklärten die Behörden am Donnerstag (Ortszeit).

Sie bestätigten damit einen Bericht der New York Times. Demnach beschlagnahmten New Yorker Ermittler die drei Werke des österreichischen Expressionisten Egon Schiele im Art Institute in Chicago, den Carnegie Museums in Pittsburgh und dem Allen Memorial Art Museum am Oberlin College in Ohio. Schiele war unter anderem ein Schützling von Gustav Klimt. 

In den am Dienstag ausgestellten und von der Nachrichtenagentur AFP eingesehenen Durchsuchungsbefehlen erklärte der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates New York, es gebe „begründeten Anlass zu der Annahme“, dass es sich bei den Werken um gestohlenes Eigentum handelt.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Ermittlungen zu rund einem Dutzend Bilder von Egon Schiele

Bei den beschlagnahmten Werken handelt es sich um Schieles Bleistift-Aquarell „Russischer Kriegsgefangener“ aus dem Jahr 1916 mit einem Schätzwert von 1,25 Millionen Dollar (1,17 Millionen Euro), die Bleistiftzeichnung „Porträt eines Mannes“ von 1917 im geschätzten Wert von einer Million Dollar sowie die Aquarellzeichnung „Mädchen mit schwarzem Haar“ aus dem Jahr 1911 mit einem Schätzwert von 1,5 Millionen Dollar.

Das Oberlin College erklärte gegenüber der AFP, es kooperiere mit der Staatsanwaltschaft von Manhattan, sei aber „überzeugt“, dass es das „Mädchen mit den schwarzen Haaren“ im Jahr 1958 „rechtmäßig erworben“ habe und das Bild „rechtmäßig“ besitze. Laut dem Zeitungsbericht laufen derzeit Ermittlungen zu rund einem dutzend Schiele-Werken, die mutmaßlich von den Nazis geraubt wurden.

Die Nazis ermordeten Grünbaum in Dachau

Die Nazis nahmen den ursprünglichen Besitzer Fritz Grünbaum im Mai 1938 in seiner Heimatstadt Wien gefangen und deportierten ihn ins Konzentrationslager Dachau. Dort folterten sie ihn zu Tode. Nach Angaben seiner Nachkommen sollen sie ihn vorher gezwungen haben, seine Kunstsammlung, bestehend aus mehr als 450 Arbeiten, seiner Frau Elisabeth zu überschreiben. Elisabeth soll der Besitz dann weggenommen worden sein, bevor auch sie von den Nazis ermordet wurde.

Grünbaums Erben bemühen sich seit Jahren vor Gericht um die Rückgabe von Bildern aus seiner einstigen Sammlung. 2018 sprach ihnen ein US-Gericht zwei Bilder zu, nachdem der damalige Präsident Barack Obama den Holocaust Expropriated Art Recovery Act unterzeichnet hatte, das Gesetz zur Wiedererlangung geraubter Kunst.

In Deutschland wurde 2003 die Beratende Kommission NS-Raubgut ins Leben gerufen. Sie berät in besonders komplexen Raubkunstfällen, ihre Empfehlungen sind jedoch nicht bindend. Statistiken zufolge sind weltweit etwa 100.000 von schätzungsweise 650.000 Nazi-Raubkunstwerken noch immer nicht zurückgegeben worden. Zuletzt hatte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ein deutsches Restitutionsgesetz für NS-Raubkunst gefordert.



Source link