Unterkünfte in der Toskana | STERN.de

Es ist früher Abend, die Sonne steht tief über Castiglioncello del Trinoro und lässt die Bruchsteinmauern der Häuser erstrahlen. Wie ein Adlerhorst thront der mittelalterliche Weiler über dem Val d’Orcia. Ein braungescheckter Hund trottet über die Dorfstraße, zwei alte Männer debattieren auf der piazzetta neben der Kirche Sant’Andrea, drei Frauen sitzen auf einer Holzbank und genießen die herrliche Aussicht. Wie ein sanft gewellter Flickenteppich aus Feldern und Olivenhainen liegt ihnen das Orcia-Tal zu Füßen.
Und das Hotel “Monteverdi”? Erst nach einer Weile wird mir klar: Ein Hotel im engeren Sinn gibt es hier nicht, die Zimmer sind auf mehrere Häuser im gesamten Dorf verteilt. Eine charmante Idee, denn so ist jedes anders geschnitten und individuell eingerichtet. Das Interieur stammt von der römischen Designerin Ilaria Miani, Expertin für die Restaurierung von alten Landhäusern und Palazzi. Simple Chic trifft ihren Stil vielleicht am besten; schlichte Formen, zurückhaltende Farben, nur die edelsten Materialien. Alle Zimmer sind mit handgefertigten Möbeln ausgestattet, und mit originellen Details.
In meinem, “Il Pozzo”, ist es eine polierte Kupferwanne aus dem 18. Jahrhundert. Bei der Einrichtung hat der amerikanische Anwalt Michael Cioffi, dem der größte Teil des Weilers gehört, nicht gespart. Doch der Reiz von Castiglioncello besteht vor allem darin, dass eben nicht das komplette Dorf zum Hotel umfunktioniert wurde, noch immer lebt ein Dutzend Ur-Einwohner zwischen den zahlenden Gästen. Und eine braungescheckte Promenadenmischung.
Ralf Frädtke