Ungesund oder ok? HNO-Ärzte sind sich einig

Bis zu 160 km/h kann ein Nieser schnell werden. Das ist Orkangeschwindigkeit. Also besser nicht nach innen niesen – oder?
Eines der unbefriedigendsten Erlebnisse im Alltag: Es kitzelt in der Nase, man ist in freudiger Erwartung, dass ein Nieser in Kürze Mund und Nase verlässt. Doch dann passiert es: Plötzlich ist das Bitzeln weg und der Drang zu niesen auch. „In der Regel zwingen uns alltägliche Fremdkörper, die in das Innere der Nase vordringen und die sensiblen Nerven der Schleimhäute reizen, zum Niesen. Der Vorgang in unseren Atemwegen ist ein rein natürlicher Schutzreflex, um ungebetene Reizstoffe und Nasensekret orkanartig loszuwerden“, erklärt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer Krankenkasse.
Ob laut wie ein Donnerknall oder fast lautlos nach innen: Wie jemand niest, ist individuell sehr unterschiedlich. Wo manche „lauten Nieser“ sich mit Sprüchen wie „Alles muss raus, was keine Miete zahlt“ rechtfertigen, sehen sich so manche „Nach-innen-Nieser“ als Vorbilder in Pandemie-Zeiten. Denn wo Atemluft nach innen statt nach außen entweicht, können auch keine Keime und Viren in die Umgebung gelangen. Doch kann das gesund sein?

Keime, Viren und Fremdkörper werden durch Niesen nach draußen befördert
Nicht immer sind es Krankheitserreger, die den Niesreflex auslösen. Auch Fremdkörper wie Staubkörner oder andere kleinste Partikel, die in die Nase gelangen, lassen uns niesen. „Beim Niesen werden Viren oder Eindringlinge mit Orkanstärke aus der Nase und somit aus dem Körper gejagt – teils mit bis zu 160 km/h. Unterdrücken wir den Reflex, lassen wir auch die Keime im Körper“, so eine Information auf den Seiten der Essener HNO-Privatpraxis von Dr. Jörg Lutz. Durch den Druck könnten Krankheitserreger in die Nasennebenhöhlen und über die Gehörgänge ins Mittelohr gelangen, wo Verstopfungen und Entzündungen die Folge sein können, heißt es weiter. „Ein Niesen zu unterdrücken, ist also der völlig falsche Weg. Wer dennoch die Geräusche in Grenzen halten möchte, kann einfach in ein bereitliegendes Taschentuch oder in die Kleidung von der Ellenbeuge niesen“, so die Empfehlung von HNO-Arzt Jörg Lutz. Auch andere Experten auf dem Gebiet sprechen sich für das freie Niesen aus: „Niesen sollte man schon deshalb nicht unterdrücken, weil es eine physiologische Reaktion des Körpers ist, der versucht, einen Reizstoff hinauszubefördern“, zitiert der Mitteldeutsche Rundfunk Dr. Veit Zebralla, HNO-Arzt am Leipziger Uniklinikum.
Was außerdem gegen den nach innen gerichteten Nieser spricht: Er will nicht immer gelingen. Der enorme Druck, der im Nasen-Rachenraum entsteht, führt nämlich meist dazu, dass sich der Nieser seinen Weg nach draußen bahnt. „Der Anblick eines Nieswilligen, dem ein nach innen gerichteter Nieser misslingt, gleicht etwa dem eines Menschen, dem auf einen Schlag alle Sicherungen rausfliegen. Er wird quasi zum Humanknallfrosch“, so das Fazit eines Redaktionsnetzwerk-Deutschland-Beitrags.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.