Türkei: Erdogan glaubt nach Minen-Unglück an „Schicksal“

Am Freitag kam es in einer türkischen Miene zu einer Grubengas-Explosion. 41 Menschen sind tot, die Schwester eines Opfers konfrontiert nun Präsident Erdogan.
- Minen-Unglück in der Türkei: Am Freitagabend kam es zu einer Explosion in einem Kohlebergwerk.
- 41 Tote Bergleute: Grubengas offenbar in 300 Metern Tiefe explodiert.
- Türkischer Präsident am Unglücksort: Erdogan spricht von „Schicksal“, während ihn die Schwester eines Opfers scharf kritisiert.
- Dieser News-Ticker zum Minen-Unglück in der Türkei wird fortlaufend aktualisiert.
Update vom 15. Oktober, 17.15: Mit Tränen in den Augen konfrontierte die Schwester eines Minenarbeiters, der beim Unglück in Bartin ums Leben gekommen ist, live im Fernsehen den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Er traf sich nach der Beerdigung des Arbeiters Rahman Özcelik mit den Familien der Arbeiter.
Türkischer Präsident am Unglücksort: Schwester eines Opfers konfrontiert Erdogan
„Vor 10-15 Tagen hat mein Bruder gesagt ‚Hier gibt es ein Gasleck, die werden uns in die Luft sprengen‘“, erzählte die Schwester eines Minenarbeiters Erdogan. Sie fragte ihn, wie es zu einer Vernachlässigung der Gefahr kam: „Mein Bruder hat es erahnt, mein Bruder ist vor aller Augen gestorben.“ Erdogan hörte der Frau kommentarlos zu und sprach der Masse lediglich sein Beileid aus. Der türkische Journalist Ibrahim Haskologlu veröffentlichte den Ausschnitt aus der Live-Übertragung auf Twitter.
Türkei: Präsident Erdogan sichert Opfern des Minenunglücks Unterstützung zu und glaubt an „Schicksal“
Update vom 15. Oktober, 17 Uhr: In Bartin äußerte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zu dem Minen-Unglück, bei dem bislang 41 Arbeiter ums Leben gekommen sind. Er besuchte die Beerdigung des Arbeiters Rahman Özcelik. Erdoğan versicherte, der Staat werde sich um die Familien der „Minen-Märtyrer“ kümmern und sie mit der Auszahlung von insgesamt 1,35 Millionen Türkische Lira unterstützen.
„Durch die Nutzung aller technologischen Fähigkeiten arbeiten wir weiterhin daran, Minenunglücke hinter uns zu lassen“, so Erdogan. Zuvor betonte er, in der Mine habe es nur die „fortschrittlichsten Systeme“ gegeben. Erdogan fügte hinzu: „Wir wollen keine Lücken, keine unnötigen Risiken mehr in unseren Minen sehen.“
Eine weitere Aussage des türkischen Staatschefs dürfte für scharfe Kritik sorgen. „Manche mögen sich zwar lustig darüber machen, aber wir sind Menschen, die an den Plan des Schicksals glauben“, sagte der Präsident und ergänzte, man müsse sich bewusst sein, dass es solche Unglücke immer geben werde. Erdogan äußerte sich schon beim Soma-Unglück 2014 ähnlich. Die türkische Bevölkerung sieht hier einen Versuch der Regierung, unzureichende Kontrollen und Sicherheitslücken zu verharmlosen.
Türkischer Präsident Erdogan am Unglücksort: Nur die „fortschrittlichsten Systeme“ in der Miene – Opposition äußert Kritik
Update vom 15. Oktober, 16.45 Uhr: Mittlerweile ist auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Unglücksort eingetroffen. Zuvor hat man den letzten Vermissten nur mehr tot bergen können, womit die Zahl der Opfer auf 41 angestiegen ist. „Wir sind als Nation sehr traurig“, meint Erdogan während einer Pressekonferenz unweit des Kohlebergwerks. Man habe die fortschrittlichsten Systeme eingesetzt, dennoch würden solche Unfälle immer passieren, „egal, was man tut.“ Elf weitere Arbeiter hätten außerdem bei der Explosion Verletzungen erlitten, insgesamt habe man 58 Personen retten können.
Zugleich kommt jedoch auch Kritik an der Sicherheit der Mine und den Arbeitsbedingungen auf. Die größte Oppositionspartei, die Sozialdemokratische CHP, teilt am Samstag mit, die Behörden hätten einen Bericht des Rechnungshofs aus dem Jahr 2019 ignoriert, in dem vor der Gefahr einer Grubengasexplosion durch hohe Methangaswerte in der Mine gewarnt worden sei. Wie bereits geschildert, spricht Erdogan indes von einwandfreien Systemen.
41 tote Bergleute in der Türkei: Offenbar Grubengas in 300 Metern Tiefe explodiert
Update vom 15. Oktober, 15.31 Uhr: Zahl der Toten steigt auf 41 Grubenarbeiter. Offenbar explodierte Grubengas in 300 Metern Tiefe. Es handele sich dabei um eine Methan-Gas-Explosion, berichtet Korrespondent Oliver Meyer-Rüth von ARD-Istanbul.
Update vom 15. Oktober, 12.09 Uhr: Die Zahl der toten Bergleute nach der schweren Explosion in einem türkischen Kohlebergwerk ist auf mindestens 40 gestiegen. Das bestätigte der türkische Innenminister Süleyman Soylu am Samstag vor Journalisten am Standort der staatlich betriebenen Mine in der Provinz Bartin am Schwarzen Meer.
Minen-Unglück in der Türkei: Explosion in Kohlebergwerk – mehrere Menschen tot
Erstmeldung: Istanbul ‒ Mit mehreren Rettungsteams ist der türkische Rettungsdienst im Norden der Türkei im Einsatz. Dutzende Bergleute sind am Freitag bei einer Explosion in einem Kohlebergwerk in der nordöstlichen Hafenstadt Amasra am Schwarzen Meer verschüttet worden. Die Detonation ereignete sich am Freitag gegen 18.15 Uhr Ortszeit (17.15 MESZ).
Bei dem Unglück in der Mine in etwa 300 Metern Tiefe sind mehrere Personen ums Leben gekommen. Tagesschau.de berichtete zunächst von 25 Toten. Die Behörden befürchten weitere Opfer. 20 Bergleute sollen verletzt worden sein. Das berichtet der Sender Euro-News. 14 Bergleute wurden bisher gerettet oder konnten die Grube aus eigener Kraft verlassen. Mindestens 49 Grubenarbeiten sollen laut verschiedenen Medienberichten noch unter der Erde sein.

Minen-Unglück in der Türkei: Ursache der Explosion noch unklar
Rettungskräfte der türkischen Hilfsorganisation Roter Halbmond und des Katastrophenschutzes versuchen nach mehr als 15 Stunden nach der Explosion, weitere Verschüttete zu retten, wie auf Bildern des TV-Senders NTV zu sehen ist. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will heute den Unglücksort besuchen. Das teilte er auf Twitter mit. Eine Untersuchung des Vorfalls sein eingeleitet worden.
Die genaue Ursache ist zum jetzigen Zeitpunkt weiter unklar. Es wird aber vermutet, dass die Explosion von einem Grubengas ausgelöst wurde. Im Laufe des Samstags will die Regierung eine Pressekonferenz zu dem Unglück geben.
Minen-Unglück in der Türkei: Schlimmste Katastrophe ereignete sich 2014
Bei der bisher schlimmsten Grubenkatastrophe in der Türkei starben 2014 insgesamt 301 Menschen bei einem Brand in einem Kohlebergwerk im Westen der Türkei. Die Tragödie löste Proteste gegen die Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan aus, meldet Fous.de. Fünf Verantwortliche der Grube wurden zu Haftstrafen verurteilt, die höchste betrug 22 Jahre und sechs Monate.
Grund für Arbeitsunfälle in der Türkei sollen häufig die Missachtung von Sicherheitsregeln sein, insbesondere im Baugewerbe und Bergbau. (dpa)