So werden die Berlin-Gäste jetzt an der A114 begrüßt

Der Pankow-Zubringer wurde saniert und verbreitert, schneller und kostengünstiger als erwartet. Nun steht dort auch eine Skulptur – was eigentlich verboten ist.
Willkommen in Berlin! Nun steht auch auf dem Mittelstreifen der A114 in Pankow eine lebensgroße Bronzeversion des Berlinale-Bären von Renée Sintenis (1888–1965).Volkmar Otto
Er sieht jung und unternehmungslustig aus, aber auch ein bisschen wild. Sein Fell ist zottig, ungekämmt. Und er zeigt, wenn auch freundlich, seine Krallen. Der Berliner Bär der Bildhauerin Renée Sintenis ist das perfekte Symbol dieser Stadt. Jetzt begrüßt eine lebensgroße Bronzeversion auch im Nordosten von Berlin die Autofahrer. Die Skulptur steht auf dem Mittelstreifen der A114, die saniert und verbreitert worden ist – schneller und kostengünstiger als angekündigt. Der vierte Autobahnbär der Stadt wurde am Dienstag am Pankow-Zubringer enthüllt. Der Berliner Senat war nicht vertreten.
Einige Restarbeiten stehen an der Autobahn noch an. Und im nächsten Jahr wird noch eine Gehwegbrücke eingehängt. Doch abgesehen davon sind keine weiteren Beeinträchtigungen des Verkehrs auf der A114 in Sicht, sagt Ronald Normann von der Autobahn GmbH. „Weitere Sperrungen wird es nicht mehr geben“, verspricht der Bauingenieur, der die Niederlassung Nordost des Bundesunternehmens leitet.
Kein Flüsterasphalt – aber „lärmoptimiert“
Das Projekt sei gut gelaufen, freut sich Normann. Nicht nur, dass die Bauleute rund zwei Monate vor dem geplanten Termin fertig geworden sind: „Die ganze Maßnahme ist auch noch erheblich günstiger. Im Moment gehen wir von mehr als fünf Prozent Einsparungen aus.“ Angesichts der zuletzt projektierten Kosten von 93 Millionen Euro könnten sie sich auf mehr als 4,5 Millionen Euro belaufen.
„Die Baufirma war leistungswillig“, lobt der gebürtige Rostocker. Mit der Niederlassung des emsländischen Unternehmens Bunte habe man reden können. Und gemeinsam wurde entschieden, Arbeitsgänge zusammenzulegen. So wurden die bituminöse Binderschicht und die Deckschicht aus nur zwei Zentimeter dickem hochfestem Asphalt zusammen aufgetragen. „Heiß verklebt“, wie ein Mitarbeiter erklärt. Das sparte Zeit und sorgt nun in den kommenden Jahrzehnten für zusätzliche Stabilität. Die feinporige Deckschicht ist kein Flüsterasphalt, der verhältnismäßig oft erneuert werden müsste. „Wir konnten aber zwei Dezibel Lärmminderung anrechnen“, erklärt Normann.
Nach der Enthüllung; Ronald Normann, Direktor der Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH.Volkmar Otto
Doch auf der rund acht Kilometer langen Verbindung von der Prenzlauer Promenade zum Berliner Ring, der A10, wurde nicht nur die alte Betonfahrbahn gegen neuen lärmoptimierten Asphalt eingetauscht. Die Autobahn A114 hat auch Standstreifen bekommen, so die Autobahn GmbH, die das Projekt Anfang des vergangenen Jahres von der Senatsverwaltung übernommen hatte. „Standstreifen gab es hier vorher nicht“, sagt Ronald Normann. Trotzdem wurde die gesamte Fahrbahn mit 25 Metern gerade mal zwei Meter breiter. Wie bisher hat der Pankow-Zubringer zwei Fahrstreifen pro Richtung, aber sie fallen etwas schmaler aus als bislang. Auch der Mittelstreifen verlor an Breite.
Rund 700 Bäume entlang der Autobahn A114 wurden gefällt
Anwohner beschwerten sich, als 2020 die Arbeiten auf und entlang der Autobahn in die Vollen gingen. Nicht weniger als 700 geschützte Bäume, die sie bislang vor Lärm und Schmutz schützten, wurden gefällt. Neue Bäume wurden nicht gepflanzt, so Normann. „Es werden aber Pflanzen ausgesät, die ganzjährig als Wildbienenweide dienen können“, vor allem Gräser. Das habe sich anderswo bewährt.
„Die alte Betonfahrbahn aus den 1970er-Jahren hat erstaunlich lange durchgehalten“, sagt der Ingenieur. Doch im Laufe der Jahre brachen immer mehr Schlaglöcher und Kanten auf, die Fahrt auf der A114 wurde zunehmend holprig. Bei Hitze entstanden „Blow-ups“, gefährliche Wölbungen. Tempolimits wurden verhängt. Wegen der fehlenden Standstreifen hielt jeder Liegenbleiber den Verkehr auf.
Ursprünglich wollte der Senat bereits 2013 damit beginnen, die schrittweise bis 1982 eröffnete Autobahn im Berliner Nordosten zu sanieren. Aber nicht nur die Planungen, auch Grundstückskäufe und Genehmigungsverfahren zogen sich in die Länge. Anlieger forderten mehr Lärmschutz. Ihr Wunsch nach Flüsterasphalt wurde nicht erhört. Die Kostenschätzungen, anfangs 45 Millionen Euro, mussten mehrmals korrigiert werden – jedes Mal weiter nach oben. Acht Brücken gehörten ebenfalls zum Pensum.
Künftig werden mehr Autos und Lkw erwartet als heute
Mobilitätswende hin, Mobilitätswende her: Auch die Verkehrsprognose für den Pankow-Zubringer musste angepasst werden. „Die Verkehrszahlen gehen beständig in die Höhe“, teilte die Autobahn GmbH mit. So werden für den südlichen Abschnitt zwischen der Pasewalker und der Bucher Straße für 2025 innerhalb von 24 Stunden rund 47.000 Kraftfahrzeuge, darunter sieben Prozent Lkw, erwartet.
Der Autobahnbär, der nördlich der Anschlussstelle Schönerlinder Straße gerade noch auf Berliner Gebiet steht, wurde vom Bund bezahlt. Die 1,60 Meter große und 252,7 Kilo schwere Bronzeskulptur entstand wie ihre kleinen Kollegen in Silber und Gold, die Berlinale-Bären, in der Bildgießerei Noack, die heute an der Spree in Charlottenburg logiert. Der erste Sintenis-Autobahnbär wurde 1958 an der Avus in Zehlendorf enthüllt. Der Bär an der A113 im Südosten ist eine Kopie. Eigentlich ist alles, was ablenken könnte, auf Autobahnen verboten. Für die Bären werden aber Ausnahmen gemacht.
Der dritte Berliner Autobahnbär, der an der A111 im Nordwesten grüßt, fällt allerdings aus dem Rahmen. Er sieht anders aus, außerdem sitzt er. Ziemlich lässig fläzt er auf seinem Betonblock. Sein Schöpfer war jemand anderes, der Bildhauer Günter Anlauf. „Damals gab es einen Streit um das Urheberrecht“, erklärt Ralph Brodel, Sprecher der Autobahn GmbH. Inzwischen gehören die Rechte der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.