Siemens erhält Milliardenauftrag aus Indien


Siemens-Lok für Indien

Die staatliche Eisenbahngesellschaft hat bei dem Technologiekonzern 1200 Lokomotiven bestellt.


(Foto: Siemens)

München Siemens hat den bisher größten Einzelauftrag für Lokomotiven seiner Unternehmensgeschichte erhalten. Die staatliche indische Bahngesellschaft Indian Railways hat bei dem deutschen Technologiekonzern 1200 Elektroloks bestellt. Einschließlich Service hat der Vertrag ein Volumen von drei Milliarden Euro.

„Das ist ein toller Auftrag, um unseren Footprint im asiatischen Markt zu vergrößern“, sagte Michael Peter, CEO von Siemens Mobility, nach der Vertragsunterzeichnung dem Handelsblatt. Bislang sind die Münchener in der Region vor allem mit Signaltechnik und Nahverkehrsbahnen aktiv.

Indien mit seiner schnell wachsenden Wirtschaft stellt, so wie für viele andere Industrien, für die Bahntechnik-Anbieter einen großen Hoffnungswert dar. Das Schienennetz gehört mit etwa 70.000 Kilometern zu den längsten der Welt. Indian Railways leistete laut Branchenverband UIC zuletzt mehr als tausend Milliarden Personenkilometer im Jahr.

1,3 Millionen Dollar pro Lok

Der indische Staat hat in den vergangenen Jahren massive Investitionen eingeleitet und das Streckennetz nahezu vollständig elektrisiert. In früheren Jahren zogen sich Ausschreibungen allerdings öfter einmal hin. Es gab intransparente Verfahren und Kompetenzgerangel.

Top-Jobs des Tages

Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.

Laut Branchenkreisen hat sich das zumindest teilweise gebessert und Siemens-Bahntechnik-Chef Peter hofft auf weitere Großaufträge: „Indien investiert massiv in den Ausbau der Bahninfrastruktur und moderne Züge.“ Es gebe weitere Ausschreibungen zum Beispiel für stärkere Lokomotiven, an denen sich Siemens Mobility beteiligen werde.

Grafik

Die nun bestellten neuntausend PS starken Lokomotiven sollen über einen Zeitraum von elf Jahren ausgeliefert werden. Der Bau erfolgt in einer Fabrik von Indian Railways in Dahod. Ein Fertigungsmodell dieser Art habe es auch schon in Europa gegeben, sagte Peter. Es habe den Vorteil, dass Siemens nicht so viel Kapital investieren müsse, wie zum Aufbau einer eigenen Produktion.

Die Loks sollen in Indien im Güterverkehr eingesetzt werden. Laut Branchenkreisen verlangte Siemens 1,33 Millionen Dollar pro Lok, Konkurrent Alstom lag eine Million darüber. Im Gesamtpaket sind allerdings auch die oft lukrativen Serviceleistungen enthalten.

Peter wollte diese Zahlen nicht kommentieren. Die Ausschreibung sei fair und transparent verlaufen. „Wir haben ein wettbewerbsstarkes Angebot abgegeben. Natürlich gibt es einen Preisdruck, der Billigste gewinnt.“ Die Renditeerwartung sei nicht anders als bei anderen Zugprojekten auch. Man verdiene sowohl mit den Lokomotiven als auch mit dem Service Geld.

Weltweit wächst das Auftragsvolumen

Die Ausschreibung in Indien folgt laut Peter einem Trend: „Die Projekte werden weltweit größer.“ Es gebe vielerorts nach Corona staatliche Investitionsprogramme, oft würden ganze Zug-Flotten erneuert.

Siemens Mobility lieferte zuletzt unter anderem die ICE 3 neo an die Deutsche Bahn aus. Die Bahntechniksparte steigerte den Umsatz im Geschäftsjahr 2021/22 um vergleichbar drei Prozent auf knapp 9,7 Milliarden Euro. Die operative Marge verschlechterte sich auch wegen Lieferverzögerungen im Zuge der Coronapandemie von 9,2 auf 8,2 Prozent.

Die Perspektiven sind erst einmal gut. Mobility kann in den nächsten Jahren einen Auftragsbestand von 36 Milliarden Euro abarbeiten. Für das laufende Geschäftsjahr zeichnet sich unter anderem ein weiterer Großauftrag aus Ägypten ab.

Die Branche ist nach einem kleinen Corona-Durchhänger insgesamt positiv gestimmt. Der Bahnverkehr müsse „eine führende Rolle bei der Dekarbonisierung des Transportsektors weltweit“ spielen, sagte Krzysztof Mamiński, Präsident des Weltverbands UIC. Die Branche müsse dafür aber ihre Kosteneffizienz durch Innovationen und Digitalisierung verbessern.

Der europäische Branchenverband Unife rechnet damit, dass der Weltmarkt bis 2027 im Schnitt um jährlich drei Prozent auf 210 Milliarden Euro wachsen wird. Knapp ein Drittel davon entfällt auf die Züge selbst, der Rest vor allem auf Infrastruktur und Service.

Für Siemens und die anderen Anbieter ist dabei vor allem die Digitalisierung das große Thema. Vor einigen Jahren war immer wieder darüber spekuliert worden, dass sich der Konzern von der Bahntechnik trennen und ganz auf Software und Digitalgeschäfte konzentrieren könnte. Ex-Chef Joe Kaeser wollte Mobility mit Alstom zusammenlegen, das Projekt scheiterte aber am Widerstand der Kartellbehörden.

Inzwischen gilt Mobility als Kernbestandteil der neu aufgestellten Siemens AG. Konzernchef Roland Busch betont immer wieder, dass kein Unternehmen die reale und die digitale Welt so gut verbinden könne wie Siemens. Die Züge, die heutzutage im Betrieb große Mengen an Daten liefern, gelten als gutes Beispiel dafür.

Mehr: Mercedes rechnet mit zweistelligem Absatzwachstum in Indien



Source link