Schwedische Botschaft in Bagdad gestürmt


Stand: 20.07.2023 04:49 Uhr

Nachdem in Stockholm Koranausgaben öffentlich angezündet worden waren, haben wütende Muslime in Bagdad die schwedische Botschaft besetzt – und anscheinend ein Feuer gelegt. Die irakische Regierung will die Beteiligten bestrafen.

Im Irak haben Demonstranten die schwedische Botschaft in der Hauptstadt Bagdad gestürmt. Das sollen im Internet verbreitete Videos zeigen.

Den Videos zufolge schwenkten sie am frühen Morgen Fahnen und hielten Schilder hoch, auf denen der einflussreiche irakische Schiitenführer Muktada al-Sadr zu sehen war. Es war zunächst unklar, ob sich zu diesem Zeitpunkt Personal in dem Gebäudekomplex aufhielt. Das schwedische Außenministerium erklärte aber inzwischen, dass das Personal der Botschaft in Sicherheit sei.

Die irakische Bereitschaftspolizei war mit zahlreichen Kräften im Einsatz. Der Vorfall ereignete sich vor einer für Donnerstag geplanten Protestaktion vor der irakischen Botschaft in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, bei der ein Koran verbrannt werden soll.

Irakisches Außenministerium verurteilt die Aktion

Auf den Videos waren Dutzende von Männern zu sehen, die über den das Gebäude schützenden Zaun kletterten. Es war zu hören, wie sie versuchten, eine Eingangstür aufzubrechen. Auf einem anderen Video war zu sehen, wie offenbar ein kleines Feuer gelegt wurde. Andere Aufnahmen zeigten Männer in einem Raum, während im Hintergrund ein Alarm zu hören war. Andere beteten vor der Botschaft.

Das irakische Außenministerium verurteilte die Aktion. “Die irakische Regierung hat die zuständigen Sicherheitsbehörden angewiesen, eine dringende Untersuchung durchzuführen und die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, um die Umstände des Vorfalls aufzuklären”, hieß es in einer Erklärung. Die Beteiligten sollten identifiziert und “nach dem Gesetz zur Rechenschaft” gezogen werden.

Koranverbrennung in Stockholm sorgt für Empörung

Am Mittwoch hatte die schwedische Polizei eine für heute geplante Protestaktion vor der irakischen Botschaft in Stockholm genehmigt. Wie die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete, hatten die Organisatoren bei der Anmeldung der Demonstration angekündigt, irakische Flaggen und einen Koran verbrennen zu wollen.

Schwedische Medien meldeten, der nach Schweden geflüchtete Iraker Salwan Momika habe die Demonstration organisiert. Im Juni hatte Momika vor der Großen Moschee in Stockholm bei einer Protestaktion einige Seiten aus dem Koran verbrannt und war auf die heilige Schrift des Islams getreten. In der muslimischen Welt hatte die Aktion breite Empörung hervorgerufen. Schon im Januar hatten Rechtsextreme vor der türkischen Botschaft in Stockholm einen Koran verbrannt.

Zuletzt hatte ein Mann geplant, an diesem Samstag unter Polizeischutz Ausgaben des Korans und der Thora, des heiligen Buches der Juden, vor der israelischen Botschaft in Stockholm zu verbrennen. Berichten zufolge ließ er jedoch am nächsten Tag von seinem Vorhaben ab.

Forderung nach Ausweisung von Schwedens Botschafter

Das Recht auf öffentliche Demonstrationen ist in Schweden stark ausgeprägt und durch die Verfassung geschützt. Die Blasphemiegesetze wurden in den 1970er Jahren abgeschafft. Für Muslime stellt die Verbrennung des Korans hingegen eine blasphemische Schändung des heiligen Textes ihrer Religion dar.

Bereits im Juni hatten Demonstranten tagsüber die schwedische Botschaft in Bagdad gestürmt. An einem weiteren Protesttag demonstrierten Tausende auf den Straßen des Landes. Damals wie auch nun forderten sie die irakischen Behörden auf, Schwedens Botschafter aus dem Irak auszuweisen.



Quellenlink https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/irak-schweden-botschaft-angriff-100.html