Raus aus der Champions League: Ende der Eintracht-Reise


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Von: Thomas Kilchenstein, Ingo Durstewitz, Daniel Schmitt

Schwebt über allen Frankfurtern: Toptorjäger Victor Osimhen mit der 1:0-Führung für Neapel.
Schwebt über allen Frankfurtern: Toptorjäger Victor Osimhen mit der 1:0-Führung für Neapel. © IMAGO/Revierfoto

Eintracht Frankfurt muss die erdrückende Überlegenheit des SSC Neapel anerkennen und scheidet nach einem ernüchternden 0:3 aus der Champions League aus.

Es hat dann doch nicht zum Wunder vom Vesuv gereicht. Erwartungsgemäß ist Eintracht Frankfurt nach einer 0:3 (0:2)-Niederlage bei der momentan besten italienischen Mannschaft, dem SSC Neapel, im Achtelfinale der Champions League ausgeschieden. Dazu war die Qualität des designierten Meisters der Serie A einfach zu erdrückend, zudem drückte die Hypothek einer 0:2-Hinspielniederlage zu schwer. Die Hessen hatten im Rückspiel nicht den Hauch einer Chance, zeitweise tat sich ein Klassenunterschied auf.

Immerhin hat es das noch nie gegeben, dass ein Debütant in der Champions League die Gruppenphase übersteht und in ein Achtelfinale einzieht. Und hier mussten die Hessen, die ohne zwei ihrer besten Spieler, die Offensivkräfte Randal Kolo Muani und Jesper Lindström sowie einem Großteil ihrer ansonsten mitgereisten Anhänger auskommen mussten, die besondere Klasse der Neapolitaner neidlos anerkennen.

Trotz des Ausscheidens war die Champions League für Eintracht Frankfurt eine voller Erfolg, natürlich wegen der wirtschaftlichen Komponente – etwa 50 Millionen Euro haben die Frankfurter in diesem Wettbewerb eingenommen. Aber sie haben auch Blut geleckt, haben nach anfänglichem Fremdeln (und einer 0:3-Auftaktniederlage in der Gruppenphase gegen Sporting Lissabon) gemerkt, dass sie bei voller Konzentration das Potenzial dazu haben, mit der europäischen Haute volee mitzuhalten. Klar ist aber auch, und das hat das Team von Trainer Oliver Glasner jetzt am eigenen Leib spüren müssen, dass die Luft unter den letzten 16 Mannschaften dünner wird.

Irgendwann stößt auch ein euphorisiertes Eintracht-Ensemble an Grenzen, selbst wenn diese nach eigenem Bekunden immer weiter verschoben werden sollen. Dazu kommt, dass sich die Mannschaft nicht mehr in der Form befindet, die sie noch am Ende der Gruppenphase hatte, als vieles spielerisch leicht von der Hand ging. Seit fünf Pflichtspielen haben die Hessen jetzt schon nicht mehr gewonnen. Und am nächsten Sonntag geht es zum heimstarken Bundesligavierten Union Berlin.

Trainer Glasner hatte sein Teams erwartungsgemäß umgestellt. Dass Rafael Borré im Sturm spielen würde, war allenthalben erwartet worden, dahinter die Kreativabteilung mit Knauff, Götze, Kamada. Dass der Coach aber erstmals seit langem wieder einer Viererabwehrkette mit Lenz, Ndicka, Tuta und Buta das Vertrauen schenkte, überraschte dann doch ein wenig. Dessen ungeachtet formulierte der Fußballlehrer aus Österreich durchaus selbstbewusst, den Europa-League-Erfolg im Mai des vergangenen Jahres im Sinn. „Wir sind amtierender Champion, so wollen wir auftreten.“ Sportvorstand Markus Krösche sagte vor dem Anpfiff: „Wir werden alles dafür tun, dass unsere ausgesperrten Fans das noch einmal erleben dürfen.“ Dazu hätten die Hessen diese Partie für sich entscheiden müssen.

Kein Durchbruch

Am Mittwoch ist dann das tags zuvor ausgefallene Gipfeltreffen zwischen den Eintracht-Bossen über die Bühne gegangen. Demnach, das teilte der Frankfurter Bundesligist mit, hätten Vorstandssprecher Axel Hellmann und Aufsichtsratsvorsitzender Philip Holzer „ein intensives, kritisches, aber sehr konstruktives Gespräch“ geführt, in dem es um „das Rollenverständnis und die Einordnung bestimmter Sachthemen, insbesondere um die Kapitalmaßnahme ging“. In der Unterredung, hieß es, seien die „unterschiedlichen Positionen und Interessen ausgetauscht worden“. Holzer habe dabei nachvollziehen können, „dass einzelne Punkte falsch interpretiert werden konnten“. Klingt so , als habe Holzer eingeräumt, dass er ab und an offenbar Anlass zu Kritik geliefert hat. Den großen Durchbruch hat der Eintracht-Gipfel dennoch nicht gebracht. Das war aber auch nicht zu erwarten. Die beiden Macher haben vereinbart, die Gespräche wirken zu lassen und fortzusetzen. (FR)

Und es dauerte nicht einmal 60 Sekunden, da hatten die Neapolitaner erstmals den in der Folge bärenstarken Torwart Kevin Trapp unter Beschuss genommen, Matteo Politano hatte mit links abgezogen, der Frankfurter Keeper die Kugel zur Ecke abgewehrt. Spätestens da wussten die Frankfurter, was die Stunde geschlagen hat. Aber sie bissen sich schnell rein, waren präsent, waren auch körperlich auf der Höhe, fokussiert, aggressiv. Freilich wurde auch bald deutlich, dass der SSC Neapel, in Bestbesetzung angetreten, der Eintracht keineswegs ins offene Messer rennen wollten. Sie kontrollierten die Partie, waren dank ihrer Ball- und Passsicherheit immer Herr im eigenen Haus, ohne allerdings mit allerletztem Einsatz auf den Torerfolg aus zu sein.

Dazu spielte den Gastgebern in die Karten, dass die Eintracht kaum in torgefährliche Nähe kam. Der letzte Pass fehlte, es fehlte der Punch, es fehlte das Zwingende. Das alles sah nicht wirklich schlecht aus, das Bemühen war jederzeit deutlich zu erkennen, aber nach 45 Minuten hatten die Hessen keinen einzigen Schuss aufs Tor der Neapolitaner abgefeuert. Borré, der auf verlorenem Posten stand, hatte mit einem Kopfball (10.) eine Möglichkeit, sein Versuch strich weit am Tor vorbei. Nach einer halben Stunde entschloss sich Mario Götze nach einem kleinen Geniestreich von Daichi Kamada frei vor dem Tor zu spät zum Sprint. Das war es aber auch schon.

Auf der anderen Seite setzen die Italiener Nadelstiche, schmerzhafte. Khvicha Kvaratskhelia etwa, der Dribbler, scheiterte zweimal am glänzend aufgelegten Trapp (19. und 43.). Und obwohl der SSC allenfalls mit kontrollierter Offensive agierte, mit Standgas sozusagen, hatten sie nach der ersten Hälfte 62 Prozent Ballbesitz und 8:2-Torschüsse.

Und als sich eigentlich alle auf ein torloses Remis zum Pausentee eingestellt hatten, fiel dann doch noch das 1:0 für Neapel. Sehr geschickt hatte sich die Eintracht da nicht angestellt, erst dribbelte Kamada statt den Ball zu schlagen, dann versprang Sebastian Rode eben jener, Politano flankte und Victor Osimhen, wer sonst, schraubte sich in Cristiano-Ronaldo-hafte Höhen und köpfte ins Tor. Eine kalte Dusche kurz vor der Pause. Nun benötigten die Frankfurter drei Tore bis zur Verlängerung.

Der letzte kleine Hoffnungsschimmer verblasste dann relativ schnell nach der Pause. Erneut war es Victor Osimhen, der eine wunderbare Kombination der Italiener über viele, viele Stationen zum 2:0 nutzte und damit den Deckel auf diese Partie machte. Schließlich erhöhte Piotr Zielinski durch einen an ihm von Djibril Sow verursachten Elfmeter auf 3:0 (64.). Nun ging es für die Frankfurter nur noch darum, nicht unterzugehen. Das immerhin gelang einigermaßen.



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