Professor beleuchtet historische Parallelen zu Putin


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Von: Kathrin Böhmer

Professor Dr. Friedrich Maier
Professor Dr. Friedrich Maier © mm

Der bekannte Puchheimer Altphilologe und Professor Friedrich Maier (87) hat ein neues Buch verfasst. In seinem jüngsten Werk „Raubgier. Die dunkle Seite der Macht“ befasst er sich mit den Ursachen des Ukrainekrieges.

Puchheim – Dabei schaut er sehr weit in die Geschichte zurück, auf Epochen prägende Gestalten vom Großkönig Xerxes bis Putin. Im Tagblatt-Interview berichtet er, warum dieses Werk für ihn besonders wichtig ist.

Wie kam es zu der Buch-Idee?

Der russische Überfall auf die Ukraine hat natürlich mein wissenschaftliches Gewissen herausgefordert. Zu deutlich waren ja die historischen Parallelen, die sich im Verlauf der Weltgeschichte präsentieren.

Welche Muster haben Sie dabei erkannt?

Schon in der Mythologie und Philosophie sind geradezu modellartig die abartige Moral und Taktik aufgezeigt: In der Fabel vom Wolf und Schaf oder im berühmten Melier-Dialog, in dem eigentlich alles über die Macht des Stärkeren dargestellt wird, der ein Naturrecht für sich in Anspruch nimmt, über den Schwächeren zu herrschen, ihn zu unterwerfen und letztlich zu vernichten. Man kann dies von Fall zu Fall nachweisen und durch wechselseitigen Vergleich zu gültigen Erkenntnissen kommen, die Schlüsse auf die Gegenwart und womöglich auch auf die Zukunft zulassen.

Können Sie das etwas konkreter erklären?

Der erste Essay, den ich geschrieben habe, drehte sich um die Fabel „Der Wolf und das Lamm“. Diese legt dar, wie Menschen aus Gründen, die auf Lügen basieren, Unschuldige vernichten. Ich habe den Artikel in mehreren Fachzeitschriften veröffentlicht. Die Reaktionen darauf ermutigten mich, die große Historie von Xerxes bis Putin Schritt für Schritt zu erarbeiten.

Wie lange hat es gedauert, bis das Buch mit rund 190 Seiten fertig war?

Ich habe daran mehr als ein Jahr geschrieben. Es ist doch eine immense Aufgabe, die Geschichte von zweieinhalb Jahrtausenden unter einem Thema auf eine Linie zu bringen. Aufgrund meiner Universitätsstudien bin ich ja nicht bloß Altphilologe, sondern habe auch Geschichte, Deutsch und Philosophie mit Abschluss studiert. Da habe ich zwar viel Wissen im Kopf. Trotzdem musste ich die neuesten Veröffentlichungen etwa zu Karl dem Großen, Napoleon, Hitler und nicht zuletzt zu Putin (und Stalin) erwerben und durcharbeiten. Das kostete viel Zeit.

Haben Sie denn Kapitel, die Sie besonders beeindruckend finden?

Mehrere. Etwa Caesars Eroberung von Gallien, hier besonders der Überfall auf die Usipiter und Tenkterer, germanische Barbaren, oder der Umgang der englischen Kolonialherren mit den Indern, dabei Churchills Hass auf Mahatma Gandhi oder das „Inferno des Krieges“ mit Hitlers Ende sowie „Putin – ein Geschöpf der Stalin-Ära“.

Hat sich schon einmal jemand auf diese Weise der Geschichte genähert?

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Meines Wissens gibt es eine derartige übergreifende Geschichtsbetrachtung unter einem Thema nirgends. Insofern ist mein Buch ein Prototyp. Mein Kernanliegen dabei ist, in unserer Zeit, in der sich nachweislich ein Verlust des Geschichtsbewusstseins vollzieht, den Mitbürgern den Blick auf solche großen Zusammenhänge der Weltgeschichte und Weltpolitik zu öffnen.

Wie könnte das besser vermittelt werden?

Besonders an den Gymnasien bedarf es einer sehr viel stärkeren Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Geschichtslehre ist ein Teil der Kultur. Und diese ist die einzig mögliche Gegenwelt – der Kontrapunkt – zu den eisigkalten Räumen der metallenen KI-Maschinen und der von Algorithmen und neuralen Netzwerken gesteuerten Robotern.

Das Buch ist im Februar im Ovid-Verlag erschienen und kostet zehn Euro.

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Quellenlink https://www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/puchheim-ort29319/puchheim-maier-professor-beleuchtet-historische-parallelen-zu-putin-92316128.html