Polizei stellt zwölf Anzeigen gegen Gaffer aus


Es ist ein inzwischen typisches Bild: Ein Unfall auf der Autobahn und zahlreiche Menschen, die ihn ungeniert filmen. Die Polizei geht nun resolut dagegen vor.
Nürnberg – Immer wieder kommt es vor, dass während sich auf der einen Seite dramatische Unfallszenen abspielen, Rettungskräfte gar um das Leben von Verunglückten kämpfen, auf der anderen Seite Schaulustige zum Handy greifen und filmen. Deshalb wurde immer wieder gefordert, dass die Polizei konsequenter gegen die Gaffer vorgehen soll. In einem Fall nahe Nürnberg geschieht das nun.
Gaffer filmen LKW-Brand: Polizei erstattet zwölf Anzeigen
Auf der A9 nahe Nürnberg geriet am 20. Juni ein LKW in Brand. Auf der Höhe des Autobahndreiecks Nürnberg/Feucht brannte der Sattelzug eines 23-jährigen Fahrers völlig aus. Die Lösch- und Bergungsarbeiten dauerten bis spät in die Nacht an. Zahlreiche Schaulustige filmten die Szenen mit ihren Handykameras, während sie auf der Fahrbahn und der Gegenfahrbahn an der Unfallstelle vorbeifuhren. Sie behinderten damit die Rettungsmaßnahmen und sorgten für Staus.
Jetzt reagierte die Polizei: Innerhalb von einer Stunde registrierten die Beamten zwölf Vergehen. Besonders negativ fielen zwei Gaffer auf: Der Fahrer eines Kleintransporters wurde beobachtet, wie er die Unfallstelle filmte – und sein Handy dabei mit beiden Händen hielt, statt zumindest eine am Lenkrad zu lassen. Und ein PKW-Fahrer war sogar so dreist, dass er extra auf dem Beschleunigungsstreifen der Gegenfahrbahn anhielt, ausstieg, die Szene filmte und fotografierte und dann weiterfuhr. Und das, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal Rettungskräfte vor Ort waren. Auf Facebook zeigte sich die Polizei frustriert.
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Dreiste Schaulustige: Anzeigen gegen zwölf Gaffer – Polizei mit Frust-Post bei Facebook
Gegen den PKW-Fahrer läuft daher auch eine Strafanzeige: Wegen „der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen sowie unterlassener Hilfeleistung“, schreibt die Polizei auf Facebook. Die anderen elf Fahrer „erwartet eine Ordnungswidrigkeitenanzeige in Höhe von mindestens 200 Euro“. Zusätzlich drohe ein Punkt im Fahreignungsregister, heißt es in dem Post.
Bei Unfällen und anderweitigen Rettungseinsätzen nichts Besseres zu tun zu haben, als diese zu filmen oder zu fotografieren, ist gleich mehrfach höchst verwerflich. Nicht nur behindern Gaffer meistens die Arbeit der Ersthelfer und Rettungskräfte, indem sie Staus verursachen oder Wege blockieren, sie dringen auch in den höchst privaten Lebensraum anderer Menschen ein. Kürzlich erst behinderten teils nackte Gaffer eine Wiederbelebung an einem Badesee. (fhz)
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