Nord-Stream-Explosionen: Spuren führen in die Ukraine | NDR.de – Nachrichten

Stand: 08.03.2023 08:39 Uhr
Im Fall der Explosionen an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 gibt es laut Medienberichten eine neue Spur. Recherchen von ARD, SWR und der “Zeit” zufolge führen diese in Richtung Ukraine.
Drei der insgesamt vier Stränge der Pipelines Nord Stream 1 und 2 waren Ende September 2022 auf dem Grund der Ostsee durch Explosionen zerstört worden. Ermittler wollen den Fall seitdem aufklären und fahnden nach möglichen Tätern und Drahtziehern. Unter Berufung auf geheimdienstliche Hinweise heißt es in den Recherchen von ARD, SWR und der “Zeit”, eine pro-ukrainische Gruppe könnte für die Angriffe verantwortlich sein. An den Ermittlungen seien Behörden in Deutschland, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und USA beteiligt gewesen.
Zurückhaltung beim Bundesverteidigungsminister
Die Bundesregierung und der zuständige Generalbundesanwalt haben sich bislang noch nicht zu den Berichten geäußert. “Der Generalbundesanwalt ermittelt seit Anfang Oktober 2022 in der Sache”, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Zuletzt hätten Schweden, Dänemark und Deutschland den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen nur darüber informiert, dass die Untersuchungen noch laufen.
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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) reagierte zurückhaltend auf die neuen Spekulationen zu den Tätern. Er nehme die Rechercheergebnisse mit großem Interesse zur Kenntnis, sagte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. “Aber wir müssen jetzt mal abwarten, was sich davon wirklich bestätigt. Jetzt hypothetisch zu kommentieren, was wäre wenn, halte ich jetzt für nicht zielführend”, so der Minister weiter.
Täter starteten offenbar in Rostock
Den Medienberichten zufolge fanden die Ermittler bislang zwar keine Beweise dafür, wer die Zerstörung in Auftrag gab. Sie machten demnach aber ein Boot aus, das für das Unterfangen in der Ostsee verwendet worden sein könnte. Die fragliche Jacht sei von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden, welche “offenbar zwei Ukrainern gehört”, hieß es. Zudem habe ein Team, bestehend aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin, den Sprengstoff laut Ermittlungen zu den Tatorten gebracht.
Welchen Nationalitäten die Leute angehörten, sei unklar, hieß es in dem Bericht weiter. Sie hätten offenbar gefälschte Pässe verwendet. Die Behörden hätten herausgefunden, dass das Boot wohl vor der Pipeline-Explosion am 6. September in Rostock aufgebrochen sei. Danach hätten sie es noch in Wieck am Darß im Landkreis Vorpommern-Rügen und an der dänischen Insel Christiansø, nordöstlich von Bornholm ausfindig gemacht. Das Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern äußerte sich bisher nicht.
Ukraine streitet Beteiligung entschieden ab
Der Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, stritt eine Beteiligung der Ukraine derweil entschieden ab. Die Ukraine habe nichts mit dem Unfall in der Ostsee zu tun und keine Informationen über pro-ukrainische Sabotage-Gruppen, twitterte er.
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Russland hat in einer ersten Reaktion die Berichte über die Sabotage-Untersuchungen als Versuch gewertet, von den wahren Drahtziehern abzulenken. Die russische Botschaft in den USA schrieb auf Telegram, es sei einfach ein Mittel, um den Verdacht von denjenigen, die in offiziellen Regierungspositionen die Angriffe in der Ostsee angeordnet haben, auf irgendwelche abstrakten Personen zu lenken.
USA und Schweden vermuten Sabotageakt
Von US-Seite verwies der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, auf die laufenden Ermittlungen in Deutschland und Skandinavien. “Wir glauben, dass es ein Sabotageakt war”, betonte er. Zunächst müssten aber die Ermittlungen beendet werden. Erst dann lasse sich über das weitere Vorgehen sprechen. Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson sagte auf einer Pressekonferenz mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, er habe keine weiteren Kommentare dazu. Stoltenberg erklärte, man wisse, dass es ein Angriff, eine Sabotage war. Es wäre jedoch falsch, vor Abschluss der Untersuchungen darüber zu spekulieren, wer dahinter stecke.
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