Mutmaßlicher chinesischer Spionage-Ballon abgeschossen | STERN.de


“Nationale Sicherheitsmaßnahme”
Joe Biden gab den Befehl: US-Kampfflugzeug schießt mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon ab

Mutmaßlicher chinesischer Spionage-Ballon

Der mutmaßliche chinesische Spionage-Ballon

© Brian Branch / Brian Branch / AP / DPA

Nach der Entdeckung des mutmaßlich chinesischen Spionage-Ballons wurden drei Flughäfen in South und North Carolina geschlossen. Wenig später fiel das Gefährt in den Atlantik.

Das US-Militär hat den mutmaßlichen chinesischen Spionage-Ballon über dem Atlantik abgeschossen. Das berichten US-Medien unter Berufung auf einen US-Beamten. Auf Fernsehbildern und Augenzeugenvideos war zu sehen, wie ein weißer Ballon abgeschossen wurde. Auch ein Reuters-Fotograf berichtete davon. Der Ballon wurde von Kampfflugzeugen der US-amerikanischen Luftwaffe abgeschossen, nachdem er sensible Militärstandorte in ganz Nordamerika durchquert und zu weiteren Spannungen zwischen den USA und China geführt hatte, berichtet die Nachrichtenagentur AP. In den US-Hoheitsgewässern läuft derzeit eine Operation, um die Trümmer zu bergen.

Kurz zuvor hatten US-Behörden drei Flughäfen im Osten des Landes vorübergehend geschlossen. “Um das Verteidigungsministerium bei einer nationalen Sicherheitsmaßnahme zu unterstützen”, seien die An- und Abflüge den drei Flughäfen Wilmington, Myrtle Beach und Charleston in den Bundesstaaten South und North Carolina unterbrochen worden, teilte die Luftfahrtbehörde am Samstag mit. Der Verkehr konnte kurz nach dem Abschuss des Ballons wieder aufgenommen werden.

US-Außenminister warnte China vor Ballon-Abschuss

Biden habe bereits am Mittwoch die Erlaubnis zum Abschuss erteilt, sobald die Mission ohne unangemessenes Risiko für Menschenleben erfüllt werden könnte, teilte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin mit. Nach sorgfältiger Analyse sei man zu dem Schluss gekommen, dass ein Abschuss des Ballons über Land aufgrund der Größe und Höhe des Ballons und seiner Last zu gefährlich sei. Man habe deshalb entschieden, den Ballon sicher über US-Hoheitsgewässern abzuschießen. Die Maßnahme sei in Zusammenarbeit mit Kanada durchgeführt worden.

Fernsehaufnahmen zeigten eine kleine Explosion, gefolgt von dem Abstieg des Ballons in Richtung Atlantik. In der Nähe flogen US-Militärjets. Zudem wurden Schiffe bei der Bergungsoperation eingesetzt. Diese sei so geplant, um möglichst viele Trümmer bergen zu können, bevor sie im Ozean versinken. Das Pentagon hatte zuvor geschätzt, dass jedes Trümmerfeld beträchtlich sein könnte.

Der Überflug des Ballons von der Größe dreier Busse war am Donnerstag publik geworden. Der Ballon wurde über dem US-Bundesstaat Montana, über Mittelamerika und auch Missouri gesichtet. Am Samstag berichteten Augenzeugen, sie hätten den Ballon im US-Bundesstaat North Carolina, im Osten der USA gesichtet. “Ziel des Ballons ist ganz klar Spionage und sein aktueller Weg führt ihn über sensible Stützpunkte”, sagte ein Pentagon-Vertreter. Für Aufregung in den USA sorgte auch, dass der Ballon nahe der US-Luftwaffenbasis in Montana flog, wo mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen lagern. US-Außenminister Antony Blinken nannte das Eindringen des “Überwachungsballons” in den Luftraum der USA “inakzeptabel” und “unverantwortlich” und sprach von einer “unannehmbaren Verletzung” der Souveränität der USA.

US-Außenminister Anthony Blinken hatte in einem Gespräch mit dem chinesischen Spitzendiplomaten Wang Yi am Freitagmorgen “deutlich gemacht”, dass sich die USA “das Recht vorbehalten, alle Maßnahmen zu ergreifen, die wir zum Schutz unserer Interessen für angemessen halten”, zitiert der Nachrichtensender CNN einen hochrangigen Regierungsbeamten.

China weist Spionage-Vorwürfe zurück

China wies die Spionagevorwürfe am Samstag entschieden zurück, sprach von einem Forschungsballon, der durch “höhere Gewalt” vom Kurs abgekommen sei. Es handele sich um einen “zivilen” Ballon insbesondere für “meteorologische Zwecke”, der versehentlich in den US-Luftraum geflogen sei. “Wir akzeptieren keine grundlosen Spekulationen und Stimmungsmache”, zitierte das Pekinger Außenamt am Samstag den obersten Außenpolitiker Wang Yi.

Der US-Außenminister sagte seinen für Sonntag erwarteten Besuch in Peking ab. Es wäre der erste Besuch eines US-Außenministers in China seit 2018 gewesen. Auch hatte Blinken nach Medienberichten von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping empfangen werden sollen. Zwar waren die Erwartungen an den Besuch nicht groß, doch gab es Hoffnungen, dass er zu einer Beruhigung in den turbulenten und schwierigen Beziehungen führt.

Ballons gelten als wichtige Beobachtungsplattformen. Anders als Satelliten können sie an einer Stelle bleiben, müssen nicht eine neue Runde um die Erde drehen, um weitere Bilder zu machen, wie Experten schilderten. Sie könnten aus größerer Nähe beobachten, seien für Radar schwer zu entdecken. Auch könnten sie Kommunikation abfangen. Die Navigationsmöglichkeiten seien heute deutlich verbessert, so dass sie nicht mehr allein vom Wind abhingen.

Quellen: AP, CNN, mit Material von AFP und DPA

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