Motorenhersteller steigt bei Start-up ein

Die ersten Pilotprojekte mit Kunden kündigt Volt-Storage für 2023 an. Das Interesse bei Windkraft- und Solarparkbetreibern an Speichermöglichkeiten ist groß.
(Foto: Getty Images/iStockphoto)
München Das Start-up Volt-Storage will mit frischem Kapital und einem neuen strategischen Investor die Kommerzialisierung seiner Eisen-Salz-Batterien schneller vorantreiben. „Wir haben jetzt Planungssicherheit und wollen die Markteinführung beschleunigen“, sagte CEO Jakob Bitner dem Handelsblatt.
Das Münchener Start-up hat Großbatterien auf Basis von Eisen-Salz-Technologie entwickelt. Diese sind laut Unternehmen pro Kilowattstunde nur etwa ein Zehntel so teuer wie herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien. Den Prototyp hat das Unternehmen im Dezember in Betrieb genommen. Die ersten Pilotprojekte mit Kunden sollen 2023 folgen.
Die Technologie soll einen Beitrag zur Lösung eines der großen Probleme der Energiewende leisten: Strom aus Erneuerbaren ist oft im Überfluss vorhanden – und fehlt, wenn der Bedarf hoch ist, es aber gerade windstill und dunkel ist. Daher ist das Interesse bei Windkraft- und Solarparkbetreibern an Speichermöglichkeiten groß.
Volt-Energy hat nun den US-Konzern Cummins Inc. als Investor gewonnen. Der Diesel- und Gasmotorenspezialist kommt aus der Welt der konventionellen Energieträger und will, ähnlich wie in Deutschland zum Beispiel MAN Energy Solutions, im Rahmen seiner eigenen Energiewende stärker auf die Erneuerbaren setzen.
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„Cummins kann uns zum Beispiel mit seiner Erfahrung in der Serienproduktion und beim Anlagenbau helfen“, sagte Bitner. Er betonte aber, dass es sich um eine Minderheitsbeteiligung handle und Volt-Storage ein unabhängiges Unternehmen bleibe.
Stromspeicher: Batterien von Volt-Storage als Zwischenspeicher für Windparks
Im Rahmen der Series-C-Finanzierung stecken die Amerikaner 24 Millionen Euro in das Münchener Start-up. Damit dürfte die Unternehmensbewertung laut Branchenschätzungen auf knapp unter 100 Millionen Euro gestiegen sein.
Seit Ausbruch des Ukrainekriegs hat das Thema der Stromspeicherung noch einmal an Relevanz gewonnen. Keine der Speichermöglichkeiten, wie zum Beispiel Wasserstoff oder Pumpspeicherkraftwerke, bietet bislang auch nur annährend ausreichende Kapazitäten. Die Batterien von Volt-Storage könnten nun zum Beispiel als Zwischenspeicher in Windparks dienen. Die Batterien sind etwa viermal so schwer wie Lithium-Ionen-Speicher und damit für die Elektromobilität nicht geeignet.
Rund
100
Millionen Euro
dürfte Volt-Storage nach dem Einstieg von Cummins nach Branchenschätzungen wert sein.
Gerade bei der Elektromobilität, aber auch bei Heimspeichern sind heute Lithium-Ionen-Batterien Standard. Die Lithium-Preise ziehen aber schon jetzt deutlich an und werden nach Einschätzung von Experten in den kommenden Jahren massiv weitersteigen. Zudem enthalten die Batterien meist Kobalt. Dieses wird teils unter prekären Bedingungen in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo abgebaut.
CEO Bitner und seine Mitgründer Michael Peither (CTO) und Felix Kiefl (CPO) haben Volt-Storage 2016 gestartet. Zu den Konkurrenten gehört der börsennotierte US-Anbieter ESS, der ebenfalls Lösungen auf Eisen-Salz-Basis entwickelt, wenn auch für andere Anwendungen.
Greentech & Klimatech spielen künftig laut KfW größere Rolle
Das Interesse an der Technologie ist laut Unternehmen groß. Der Markt für „Long Duration Energy Storage“, also für Speicher mit langen Lade- und Entladezyklen, dürfte laut McKinsey in den kommenden Jahren rasant wachsen. Die installierten Energiekapazitäten könnten den Experten zufolge von einer Terawattstunde im Jahr 2025 auf 85 bis 140 Terawattstunden im Jahr 2040 steigen.
Der CEO von Volt-Storage will mit dem frischen Kapital die Markteinführung beschleunigen.
Volt-Storage hat entsprechend große Wachstumspläne. „Wir glauben, dass wir bis 2029 im Bereich von 800 Millionen Euro Umsatz landen können“, sagte Bitner. Die neue Finanzierungsrunde bringt nun fürs Erste die notwendige Investitionssicherheit. „Wir sind froh, dass es so gut geklappt hat“, sagt Bitner. Es habe auch Alternativen zu Cummins gegeben.
Das Umfeld für die Finanzierung von Start-ups hat sich mit Beginn des Ukrainekriegs deutlich verschlechtert. Investoren sehen sich die Geschäftsmodelle genauer an. Doch das Interesse an Umwelt- und Energietechnologie ist weiterhin groß. Laut einer Analyse der staatlichen Förderbank KfW gehen drei Viertel der Investoren davon aus, dass Greentech und Climatech in Zukunft eine größere Rolle spielen werden.
Zuletzt sammelte Volt-Storage 2020 und 2021 insgesamt elf Millionen Euro ein. Mit dabei waren unter anderem als Leadinvestoren die VC-Firma Korys der belgischen Familie Colruyt, die viel in Energiewendeprojekte investiert, der Greentech-Spezialist EIT Innoenergy und Bayern Kapital.