Letzte Generation würde bei Bundestagswahl wohl scheitern

Einem Bericht zufolge plant die Letzte Generation eine Parteigründung. Die Aktivisten widersprechen – und hätten laut Experten ohnehin kaum Chancen im Bund.

Aktivisten der Letzten Generation bei einer StraßenblockadeHendrik Schmidt/dpa
Falls die Aktivisten der Letzten Generation sich entscheiden sollten, eine Partei zu gründen, hätte die laut Politikwissenschaftlern kaum Chancen auf einen Einzug in den Bundestag. Auch weil die Aktionen der Klimaaktivisten den meisten Deutschen zu radikal seien, wäre das Wählerpotenzial „sehr begrenzt“, sagt der Parteienforscher Uwe Jun der Berliner Zeitung. „Sie hätte es daher schwer, bei einer Bundestagswahl über die Fünfprozenthürde zu kommen.“
Die Protestgruppe hatte am Dienstag einem Medienbericht widersprochen, wonach sie die Gründung einer eigenen Partei plant. Auf Anfrage der Berliner Zeitung teilten die Klimaaktivisten mit, dass es dafür keine konkreten Pläne gebe. Die Idee sei in der Vergangenheit zwar bereits aufgekommen, dann aber verworfen oder „auf Eis“ gelegt worden.
„Ich schätze das Potenzial als sehr gering ein“, sagt der Politikwissenschaftler Gero Neugebauer der Berliner Zeitung. Zwar könnten Parteien aus Bewegungen entstehen – wie etwa die Grünen aus den Anti-Atom, Frauen-, Friedens- und Umweltbewegungen. Allerdings dürfte die Letzte Generation „zwar nicht am fehlenden Geld, aber angesichts konkurrierender Kleinparteien und mangelnder Unterstützung aus der Zivilgesellschaft scheitern“, so Neugebauer.
Eine Partei der Letzten Generation – Bedrohung für die Grünen?
„Was die nötige Aufmerksamkeit für eine erfolgreiche Parteigründung betrifft, hätte die Letzte Generation gute Startbedingungen“, sagt Politologe Jun. Immerhin seien einzelne Aktivisten schon heute sehr präsent in der Öffentlichkeit. Auch könne die Letzte Generation „sicherlich einige radikale Anhänger“ der Grünen für sich gewinnen. Andererseits, so Jun, wäre es durchaus möglich, dass die Grünen weitere Wähler aus dem bürgerlichen Lager anzögen, wenn sie sich klar von der Letzten Generation abgrenzten.
Für „offensiv agierende“ Klimaaktivisten seien Parteien jedoch kaum relevant, sagt Neugebauer. Sollte die Letzte Generation eine Partei gründen, schätze er „die Gefahr für die Grünen als gering ein“.