Lauterbachs nächste Corona-Warnung: „BA5 gefährlicher als Omikron“


Die Corona-Zahlen steigen. Karl Lauterbach hält die dominante BA.5-Variante des Coronavirus für noch gefährlicher als Omikron – das könnte für Probleme im Herbst sorgen.
Berlin – Die Coronavirus-Zahlen stiegen zuletzt merklich. Am Donnerstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei 720,4, noch im Vormonat waren 447,3 pro 100.000 Einwohner infiziert. Auch wenn die Inzidenz allein kein vollständiges Bild der Infektionslage liefern kann, zeigt sie doch eine Tendenz. Die BA.5-Variante hat Europa und auch Deutschland mittlerweile fest im Griff. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warnte am Mittwoch erneut davor, dass die derzeit dominante Variante „ansteckender und etwas gefährlicher“ sei.
Karl Lauterbach über BA.5: „Ansteckender und etwas gefährlicher“
Die Bundesregierung schaffte im Juli die kostenlosen Bürgertests wegen der hohen Kosten von einer Milliarde Euro pro Monat ab, was die Testzahlen deutlich sinken ließ. Doch schon vor Ende der Gratis-Tests ließ sich bereits feststellen, dass BA.5 für den Großteil der Corona-Infektionen in Deutschland verantwortlich ist. In der aktuellsten untersuchten Stichprobe des RKI vom Juni machte die Variante bereits einen Anteil von 77 Prozent aus, nach 65 Prozent in der Woche zuvor. Mittlerweile dürfte der Anteil bereits noch höher liegen, wie das RKI am Freitag mitteilte. Was das in der Praxis bedeutet, zeigt ein Blick in Deutschlands Krankenhäuser und Kliniken. Dort sorgt die BA.5-Variante schon für enorme Engpässe.
„Die bisherigen Daten zeigen, dass Omicron BA5 Variante nicht nur ansteckender ist sondern auch mehr Viren in die Zellen bringt. Das spricht auch für einen schwereren Verlauf“, schrieb Gesundheitsminister Lauterbach am Montag auf Twitter. Alles spreche daher für eine vierte Impfung für Menschen über 60 Jahren, weil das Warten auf angepasste Impfstoffe zu lange dauere, so der Minister weiter.
Am Mittwoch meldete sich der Epidemiologe dann erneut zum Thema zu Wort und betonte die Gefährlichkeit der Variante. „BA.5 nicht nur deutlich ansteckender als andere Omikron-Varianten, sondern auch etwas gefährlicher“, so der Experte. Demnach gebe es eine höhere Viruslauf und es seien tiefere Lungenabschnitte mehr betroffen. „Für den Herbst ungut,“, so seine Warnung, doch er ergänzte auch: „Aber die Vorbereitungen laufen.“
Vierte Coronavirus-Impfung jetzt? Das spricht dagegen
Führende EU-Behörden empfehlen angesichts einer neuen Corona-Welle in Europa allen Menschen ab 60 Jahren eine weitere Auffrischimpfung. Karl Lauterbach ist ebenfalls für eine vierte Impfung für Ü-60er, ein Warten auf angepasste Impfstoffe hält er nicht für sinnvoll. Der Virologe und frühere WHO-Direktor Klaus Stöhr stimmt einer vierten Impfung für die Altersgruppe der Über-60-Jährigen zu – doch beim Zeitpunkt stellt er sich gegen die Empfehlung der EU-Gesundheitsbehörden. „Wer nach dem ,2. Booster jetzt‘ für alle ruft, sollte sich klar sein, dass im Herbst die Wirkung weitestgehend verpufft ist. A
ber gerade dann wird für die Vulnerablen eine Auffrischung benötigt, wegen des hohen Infektionsdrucks und großer Infektionswahrscheinlichkeit im Winter“, sagte Stöhr im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ). „Also im Herbst eine fünfte Impfung? Das ergibt keinen Sinn!“ Was für ihn gegen eine fünfte Impfung spräche, genau ließ der Virologe indes offen. Lauterbach hingegen argumentierte, dass „diese Menschen den Juli, August, September überbrücken“ müssten – „und in drei Monaten kann bei den aktuell sehr hohen Infektionszahlen viel passieren“, so der Gesundheitsminister.
In einem anderen Punkt gibt Stöhr Gesundheitsminister Karl Lauterbach dem Anschein nach Recht: „Auch die gegenwärtigen Impfstoffe schützen ja noch sehr gut gegen schwere Verläufe auch bei den neuesten Omikron-Varianten wie BA.5“, sagte Stöhr der NOZ – auf die angepassten Impfstoffe zu warten, sei demnach nicht nötig. Es stellt sich also für jeden Einzelnen die Frage, ob die vierte Impfung für Über-60-Jährige sofort oder erst im Herbst stattfinden sollte. Dass die Impfung generell ein Lebensretter ist, zeigte unlängst eine Studie: Allein im ersten Corona-Jahr rettete die Impfung 20 Millionen Menschen das Leben (bm mit Material von dpa).