Kursgewinne voraus : DAX zeigt Widerstandskraft

Marktbericht
Stand: 27.03.2023 08:02 Uhr
Der DAX dürfte zu Wochenbeginn einen Stabilisierungsversuch starten. Im Fokus der Anleger steht die runde Marke von 15.000 Punkten. Doch die Stimmung im Bankensektor bleibt angespannt.
Nach dem neuerlichen Kursrutsch am Freitag ist zu Beginn der neuen Börsenwoche wieder etwas Ruhe am deutschen Aktienmarkt eingekehrt. Gute Vorgaben von der Wall Street dürften den DAX gleich zu Handelsbeginn über die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten befördern. Der Broker IG taxiert das deutsche Börsenbarometer zur Stunde 0,8 Prozent höher bei 15.084 Punkten.
DAX zurück in Schlüsselzone
Der deutsche Leitindex zeigt sich damit angesichts der jüngsten Bankenprobleme sowie Leitzinserhöhungen dies- und jenseits des Atlantik weiterhin überraschend robust. Aus technischer Perspektive hatte der DAX am Freitag mit dem Schließen der Aufwärtskurslücke bei 14.980/15.056 Punkten eine negative Weichenstellung vollzogen. Immerhin konnte die Schlüsselzone bei 14.800/15.000 Zählern per Wochenschlusskurs verteidigt werden.
Spannung steigt vor ifo-Index
Aus konjunktureller Sicht dürfte heute der ifo-Geschäftsklimaindex mit Argusaugen beobachtet werden. Von Reuters befragte Ökonomen erwarten einen leichten Rückgang des Indikators auf 90,9 von 91,1 im Februar. Die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor dürften auf die Laune schlagen. Dies hatte sich bereits beim ZEW-Index gezeigt, der die Stimmung der Börsenprofis misst. Die Konjunkturaussichten gelten ohnehin als eher mau: So rechnet etwa die Bundesbank wegen der anhaltend hohen Inflation mit einer Rezession.
Banken-CDS weiter im Fokus
Für Unruhe hatte zum Wochenschluss ein Kurssturz der Deutsche-Bank-Titel gesorgt. Zugleich waren am Freitag die Kosten für die Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps – CDS) der Deutschen Bank sprunghaft angestiegen. “Wenn sich diese CDS nicht normalisieren, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Aktienmarkt noch viele Tage lang leiden wird”, betont Naeem Aslam, Chief Investment Officer bei Zaye Capital Markets.
Unterschiede zur Finanzkrise 2008
Experten hatten zuletzt immer wieder betont, dass das systemische Risiko im Vergleich zur Finanzkrise 2008 heute deutlich begrenzt sei. Schließlich habe sich die Kapitalausstattung der Banken seither klar verbessert, auch die Notenbanken standen sofort parat und handelten engagiert. Dennoch schließt etwa Aktienstratege Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg nicht aus, dass nach der Credit Suisse demnächst ein weiteres Geldinstitut Probleme bekommen könnte.
US-Notenbanker fürchtet Kreditklemme
Die Probleme in der Bankenbranche und die Möglichkeit einer Kreditklemme erhöhen derweil nach Ansicht eines US-Notenbankers die Wahrscheinlichkeit einer Rezession. “Das führt uns definitiv näher heran”, sagte der Präsident der Fed von Minneapolis, Neel Kashkari, am Sonntag dem Sender CBS. “Unklar ist uns, wie sehr dieser Bankenstress zu einer großflächigen Kreditklemme führt. Diese Kreditklemme … würde dann die Wirtschaft verlangsamen. Das beobachten wir sehr, sehr genau.”
Wall Street stabilisiert sich
Positive Vorgaben von der Wall Street geben den europäischen Aktienmärkten zu Wochenbeginn Rückenwind. Am Morgen steht der Future auf den Leitindex Dow Jones 0,4 Prozent höher. Am Freitag hatten Anleger an den US-Börsen vor allem zu Energie- und Konsumwerten gegriffen, was den Gesamtmarkt stützte. Der Dow Jones gewann 0,4 Prozent auf 32.237 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,3 Prozent auf 11.823 Stellen vor, während der breit gefasste S&P 500 0,6 Prozent auf 3.970 Punkte zulegte.
Bankensorgen deckeln Gewinne in Japan
Die anhaltenden Sorgen über eine weltweite Bankenkrise belasten zu Wochenbeginn die Finanzwerte und begrenzen die Gewinne an den Märkten in Asien. Ein schwächerer Yen hellte allerdings die Stimmung im exportlastigen Japan auf. Der Nikkei-Index liegt kurz vor Handelsschluss in Tokio 0,5 Prozent höher. Die Börse in Shanghai notiert hingegen 1,0 Prozent im Minus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen verliert 0,8 Prozent.
Goldpreis bleibt in Lauerstellung
Der Euro fällt im asiatischen Devisenhandel um 0,1 Prozent auf 1,0765 Dollar. Der Goldpreis gibt leicht nach auf 1973 Dollar je Feinunze. In der vergangenen Woche war der Preis für das Edelmetall zeitweise über die runde Marke von 2000 Dollar gestiegen.
Muss Volkswagens Softwareeinheit Cariad sparen?
Unter den Einzelwerten im DAX rückt am Morgen die VW-Aktie in den Fokus. Nach den Problemen bei der Softwareentwicklung muss die Volkswagen-Tochter Cariad einem Zeitungsbericht zufolge einen dreistelligen Millionenbetrag einsparen. Demnach soll das Kostenprogramm auf einer Liste von internen Zielen stehen und Teil eines größeren Performance-Programms innerhalb des VW-Konzerns sein, berichtete das “Handelsblatt” unter Berufung auf Konzernkreise.
Tesla produziert in Grünheide 5000 Autos wöchentlich
Der US-Elektroautobauer Tesla hat in Deutschland die Hälfte seines ersten Produktionsziels erreicht. Im Werk in Grünheide bei Berlin würden nun 5000 Autos pro Woche hergestellt, teilte Tesla am Samstagabend bei Twitter mit. Das entspricht hochgerechnet etwa 250.000 Fahrzeugen pro Jahr. In der ersten Ausbaustufe will das Unternehmen 500.000 Autos im Jahr vom Band rollen lassen, also etwa 10.000 pro Woche.
Musk beziffert Wert von Twitter auf 20 Milliarden US-Dollar
Der Tech-Unternehmer Elon Musk hat den aktuellen Wert von Twitter mit 20 Milliarden US-Dollar beziffert – weniger als die Hälfte der 44 Milliarden Dollar, die er vor einem halben Jahr bei der Übernahme des Kurzbotschaftendienstes bezahlt hat. Laut einer internen E-Mail soll Twitter zeitweise vor dem Bankrott gestanden haben. Unterdessen waren Teile des Software-Codes von Twitter infolge eines ungewöhnlich schwerwiegenden Datenlecks offen im Internet einsehbar gewesen.