Kritik an Zugbegleiter der Vogtlandbahn: “Wir wurden in der Tür eingeklemmt” | Freie Presse

“Freie Presse”-Leser machen immer wieder unschöne Erfahrungen mit der Länderbahn. Eine Frau soll gar in der Tür eingeklemmt worden sein.
Vor einem Monat waren die Zugbegleiter bei der Vogtlandbahn aufgestockt worden. In jedem Zug soll künftig ein Schaffner mitfahren, um den Reisenden zur Seite zu stehen. Seither machen jedoch immer wieder “Freie Presse”-Leser darauf aufmerksam, dass das Personal fehlt oder unaufmerksam, gar unhöflich ist.
Nachdem der in Grünbach wohnende Pfarrer und Vielfahrer Nikolaus Schönherr seine Erfahrungen auf der Strecke Mehltheuer – Kraslice in der Heimatzeitung geschildert hatte, meldeten sich weitere Vogtländer zu Wort. Sie bestätigten die Kritik, welche sich im wesentlichen so zusammenfassen lässt: Fahrgastbetreuer, wenn sie überhaupt anwesend sind, machten sich im Zug rar. Deshalb könne man bei ihnen weder Tickets kaufen, was aber zum neuen Konzept der Vogtlandbahn gehört, noch gebe es Tipps zum Fahrplan und zu den Anschlüssen.
Vogtlandbahn-Sprecherin Katerina Hagen bricht für die Mitarbeiter auf Nachfrage aber eine Lanze: “Unsere Fahrgastbegleiter sind eben Menschen. Und die werden auch mal krank oder machen auch mal einen Fehler.” In der Regel stimme der Service, so Hagen. Eine Seniorin aus Schöneck, die mit “Freie Presse” Kontakt aufnahm, habe leider das Gegenteil erlebt, so das Mitglied einer elfköpfigen Wandergruppe.
Auf einem Ausflug nach Tschechien – erneut ist die Route nach Kraslice in der Kritik – erlebte sie Folgendes: “Obwohl wir die Fahrgastbegleiterin, welche die ganze Zeit über nicht zu sehen war, ausfindig machten und baten, uns zu helfen, konnten wir die Bahn nicht rechtzeitig verlassen. Wir waren zu viele, und bei uns Älteren geht es ja auch nicht so schnell. Also wurden mehrere von uns in der Tür eingeklemmt, ich auch.” Mit Müh’ und Not habe man sich ins Freie retten können. Dafür dass genau so etwas nicht passiert, seien die Zugbegleiter allerdings da, sagt Länderbahn-Sprecherin Hagen. Und: “Wir gehen der Sache auf jeden Fall nach.”
Auch Thomas Fischer aus Plauen ist unzufrieden mit dem Service, und auch bei ihm sollte die Reise in Richtung des tschechischen Kraslice und weiter nach Karlovy Vary gehen. Von der Schaffnerin, die in Falkenstein ausstieg und eine Pause machte, erhielt er den Tipp, dass der scheinbar kaputte Automat auch Bargeld nimmt. “Die Frau war zumindest nett”, so der Tourist. An dem Samstag im Oktober habe er auf der Hin- und Rückfahrt weitere Züge ohne Begleitpersonal registriert – insgesamt seien es sieben gewesen. Er habe alle Zugnummern aufgeschrieben und sich beim zuständigen Verkehrsunternehmen, dem Verkehrsverbund Vogtland (VVV), beschwert, so Fischer. Sein Schreiben landete über Umwege wieder auf Katerina Hagens Tisch.
Ihre Vermutung: Der Plauener hat einfach einen besonders schlechten Tag erwischt, an dem mehrere Kollegen krank waren. “Der Krankenstand unter den Fahrgastbegleitern ist im Netz der Vogtlandbahn – wie zu dieser Jahreszeit oft üblich – etwas höher als im Jahresschnitt, aber im Vergleich mit unseren anderen Netzen, die teilweise wegen hoher Krankenstände Notfahrpläne einführen mussten, absolut unkritisch”, betont Hagen. Dennoch führten höhere Krankenstände dazu, dass es einzelne Züge gibt, die dann unbesetzt fahren. Das passiere vor allem dann, wenn Krankmeldungen kurzfristig eingehen.
Nachdem sich “Freie Presse” eingeschaltet hatte, bekam Thomas Fischer Antwort vom VVV: “Zur Zeit können nicht alle Linien zu 100 Prozent mit Kundenbetreuer besetzt werden”, heißt es unter anderem.
Wird die Linie nach Tschechien stiefmütterlich behandelt? Passagiere, die nach Zwickau pendeln, beobachten jedenfalls, dass Schaffner anwesend und bei der Sache sind.