Kritik an Plänen für ersten autoarmen Superblock in Darmstadt


Mehrere Initiativen monieren zögerliches Vorgehen bei der Verwirklichung des ersten autoarmen Superblocks im Lichtenbergquartier in Darmstadt und fordern Nachbesserungen.
Zu ambitionslos und zu klein gedacht. Das ist die Meinung von acht Interessensgruppen zu den Plänen der Stadt Darmstadt für das Lichtenbergquartier im Martinsviertel, in dem der erste Darmstädter Superblock verwirklicht werden soll. Am Donnerstag war ihnen die Planung in einem Plenum vorgestellt worden; jetzt haben sie eine Verbesserungsliste mit sieben Punkten erstellt.
In Darmstadt spricht man nicht von Superblocks, sondern von Heinerblocks – gemeint ist aber das Gleiche: Häuserblöcke, die verkehrsberuhigt werden sollen. Ein einjähriger Verkehrsversuch, den ein Gutachterbüro für den geplanten autoarmen Lichtenbergblock erstellt hat, soll im Frühjahr 2024 der erste Schritt in Darmstadt sein. Er sieht in dem gründerzeitlichen Wohnquartier einen kleinen verkehrsberuhigten Bereich vor, einige Einbahnregelungen, weniger illegales aber geduldetes Parken auf Bürgersteigen sowie die Sperrung des Weges über den Lichtenbergplatz.
„Das volle Potenzial für ein lebenswertes Wohnviertel wird aber bei weitem nicht ausgeschöpft“, sagt Luisa Emrich von der Initiative heiner*blocks. Wichtige Maßnahmen seien perspektivisch erst einem zweiten Schritt zugeordnet, der wohl frühestens im Frühjahr 2025 „oder auch nie“ kommen könnte. Die Verwirklichung sei völlig offen.
Die Interessensgruppen fordern, den zweiten Schritt im Frühjahr 2024 direkt mit umzusetzen, denn erst dann kämen viele relevante Verbesserungen zum Tragen – wie etwa die Erweiterung des Lichtenbergplatzes über die Liebfrauenstraße hinaus, was einen sicheren Schulweg für Kinder bedeuten würde.
Die Liebfrauenstraße biete sich darüber hinaus als Parallelalternative zum stark befahrenen Rhönring an, der keine Radwege hat. Überhaupt sollte der Lichtenbergblock nicht nur in Teilen, sondern komplett zum verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt werden. Auf Kreuzungen sollten dafür Bodenwellen installiert werden, meint Johannes Rümmelein von heiner*blocks. Der Taunusplatz könne problemlos ausgeweitet und damit aufgewertet werden, meint die Initiative.
Zwei Carsharing-Stellplätze für den gesamten Block sind den Interessensgruppen ebenfalls zu wenig. Der Wille zu einem deutlichen Ausbau dieser Angebote sei nicht sichtbar. Außerdem solle die Stadt das Gehwegparken im Lichtenbergquartier konsequent unterbinden, fordert Stephan Voeth vom VCD Darmstadt-Dieburg.
Mit dem vorgesehenen „sehr zögerlichen Vorgehen“ lasse sich das Darmstädter Ziel der Klimaneutralität bis 2035 nicht annähernd erreichen, kritisieren die Scientists for Future.
Mobilitätsdezernent Paul Georg Wandrey (CDU) zeigte sich von der Kritik der Initiativen überrascht. „Wir müssen alle betroffenen Personen mitnehmen, wenn dieses Vorhaben gelingen soll“, erklärte er. „Die aktuelle schrittweise Vorgehensweise wird gut angenommen, vor allem auch deshalb, weil dadurch nicht zu viel auf einmal gewollt wird.“