KI in Öl: Ausstellung in Kiel zeigt Werke von Filip Markiewicz | NDR.de – Kultur – Kunst

Stand: 09.06.2023 18:43 Uhr
Für seine Schau “Liquid Poem” in der Stadtgalerie Kiel nutzt Filip Markiewicz ganz verschiedene Medien und setzt dabei auch auf KI. Der Künstler reagiert damit auf eine Welt, in der Wahrheit und Fake, Politik und Kunst immer weiter verschmelzen.
Es ist viel aufzubauen in der Stadtgalerie Kiel: gemalte Ölbilder, grafikgleiche Zeichnungen, polierte Bronzen. Was hier an weißen Wänden hängt oder auf lichtblauen Sockeln steht, wirkt nur vereinzelt. Alles hat hier mit allem zu tun: Es zeigen sich Blickachsen, Werke kommunizieren durch Wandöffnungen, man sieht Bilder erst in Öl, dann animiert im Video.
“Liquid Poem”: Inspiriert von der Attacke aufs Kapitol
Seine Motive schöpft er aus keinem Fundus, erzählt Markiewicz, der in Luxemburg geboren wurde. Eher sei es Zufall. “Der Titel der Ausstellung, ‘Liquid Poem’, stammt von den ersten Zeilen eines Songs, den ich für mein Musikprojekt Raftside geschrieben habe”, so der Künstler. “‘The poem is liquid’ fing der Text an – und war ein bisschen inspiriert durch die Attacke auf das Kapitol in Washington.”
Den Sturm aufs Kapitol nahm Markiewicz zunächst als Medien-Event und dann eher theatralisch war, mit all den Verkleidungen und martialischen Ausrufen. Dazu passt ein Bild von ihm aus dem Jahr 2019: Das Werk “Impeach” zeigt den fies-grinsenden Joker aus der Batman-Welt, mit schmierig-gelbem Haar wie bei Donald Trump. “Wir leben in einer Zeit, wo das Spektakel medialisiert wird, Politik zum Teil zum Spektakel wird und Kunst auch zu Politik”, meint Markiewicz. “Diese Themen verschmelzen immer mehr. Ich versuche, von der Kulisse aus zu betrachten, wie sich die Welt gerade dreht.”
Propaganda in Zeiten von KI: Was ist wahr?

Spiel mit verschiedenen Bildwelten: Ein Standbild aus Filip Markiewicz’ Animationsfilm “Ultraosocial Pop” aus dem Jahr 2021.
Und so werden in der Ausstellung allseits bekannte Designs und Schriftzüge paraphrasiert. Popstars tauchen fotorealistisch auf. Der Schädel zu seinem Hamlet-Film sieht aus wie beim Terminator: kantig und prismenartig, in Bronze. Es ist ein großer Kosmos, eine Art Gesamtkunstwerk, das Markiewicz zeigt. Er sagt: “Ich habe mich für diese Ausstellung hauptsächlich von der Science-Fiction-Literatur der 60er-Jahre inspirieren lassen: Stanisław Lem und ‘Solaris’, der Filmemacher Andrei Tarkowski mit einer Form von Kino, die politisch war, aber von der Science Fiction irgendwie die Themen abstrahiert hat.”
Der Hamburger Künstler bezieht sich mit seiner Arbeit auch auf die Kriegssituation in Europa. Es sei einfach schwierig, bei all den Propaganda-Bildern zwischen Wahrheit und Fake zu unterscheiden. “Viele dieser Bilder haben Künstliche Intelligenz als Ausgangspunkt. Sie werden durch verschiedene Programme generiert und dann in Ölmalerei zusammengestellt – was dann wieder die traditionelle Form der Kunst ist. Diese Kontraste finde ich gerade spannend.”
Postmoderne und Andy Warhol lassen grüßen
Kiels Stadtgalerie-Leiter, Peter Kruska, hat Markiewicz bei einem früheren Projekt kennengelernt und schätzt dessen medienübergreifendes Arbeiten mit vielen Zitaten und Referenzen. “Das Spiel mit den verschiedenen Bildwelten, wie es heute möglich ist, steht natürlich in der Tradition der Postmoderne”, so Kruska. “Es steht aber auch in der Tradition der Warholschen Factory, also von dem Pop-Art-Gedanken und wie der bereits kulturelle Bildwelten aufgegriffen hat. Das ist hier noch einmal weitergeführt und auf unsere heutige Zeit angewendet.”
Filip Markiewicz steht dann beim eigentlichen Werk “Liquid Poem”. Es ist ein Video mit einem sehr bekannten Gesicht. Dazu gehört ein Bild in der Schau, “Mother Bowie”, dessen weiblicher David Bowie auf dem Bildschirm aber zerfließt. “Dieses ölgemalte Bild spricht ein Gedicht, das von ChatGPT geschrieben wurde. Es geht um die Existenz, den Tod, das Leben und die Liquid-Moderne”, erzählt der Künstler. Und fügt lachend hinzu: “Tja, jetzt sind wir dort angekommen, dass ChatGPT Gedichte schreibt.”
KI in Öl: Ausstellung in Kiel zeigt Werke von Filip Markiewicz
Die Multimedia-Schau “Liquid Poem” in der Stadtgalerie Kiel vereint Malerei, Zeichnung, 3D-Druck, Skulpturen und digitale Animation.
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Stadtgalerie Kiel
Andreas-Gayk-Straße 31
24103 Kiel - Telefon:
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