Kaufland reagiert zögerlich auf Kritik am Angebot für Nazi-Bücher


Der Lebensmittelhändler Kaufland steht aktuell sehr in der Kritik. Über den Online-Marktplatz sind zahlreiche rechtsextreme Bücher zu bekommen.
Diese Diskussion würde sich Kaufland wohl gerne ersparen: Der Lebensmittel-Riese steht wegen rechtsradikaler Literatur massiv in der Kritik. Erst im März 2020 und im Oktober 2021 sorgte ein rechtsextremes Magazin im Supermarktregal für Ärger, wie echo24.de berichtet hatte.
Neckarsulm 1984 |
Neckarsulm |
27,3 Milliarden Euro |
Jetzt stehen auf dem Onlinemarktplatz von Kaufland zahlreiche Nazi-Bücher zum Verkauf. Die Reaktionen im Netz fallen deutlich aus. Das Statement des Unternehmens lässt dafür für viele Kunden sehr zu wünschen übrig.
Statement von Kaufland zum Angebot der Nazi-Bücher
Auf Twitter nimmt die Kritik an Kaufland in den vergangenen Tagen immer weiter zu. Das Unternehmen aus der Schwarz-Gruppe hat zuletzt Produkte mit Antifa-Logo aus seinem Onlineshop verbannt, aber gleichzeitig Bücher von rechtsradikalen Autoren im Sortiment gelassen.
Kaufland-Kunden reagierten empört und machten bereits am Freitag ihrem Ärger Luft. User hatten sich darüber aufgeregt, dass bei der Supermarktkette weiterhin das rechtsextreme Magazin „Compact“ in vielen Filialen zu finden sei. Das folgende Statement dazu ließ zahlreiche Verbraucher doch eher fassungslos zurück.
Statement von Kaufland auf Twitter
Es kommt hier viel Kritik, weil wir rechtsextreme Magazine verkaufen, dann aber linksextremen Merch auf unserem Marktplatz sperren. Um es deutlich zu sagen: Wir bei Kaufland lehnen extreme Meinungen ab. Sie sind schädlich für den Diskurs und schädlich für die Demokratie. Deshalb verbannen wir extreme Produkte dort, wo wir es können. Beim Marktplatz ist das einfacher, bei den Magazinen haben wir trotz intensiver Bemühungen bisher keinen Erfolg gehabt. Trotzdem bleiben wir an dem Thema dran.
Was uns allen aber klar sein muss: Es geht hier nicht um „Sie lassen das rechte Heft drin, dann müssen sie auch die linken Fahnen im Angebot lassen.“ Und nicht alles, was wir vielleicht für falsch halten, ist auch verboten. Wir machen da, wo wir es können, von unserem Recht Gebrauch, solche Produkte umgehend auszulisten. Aber manchmal sieht der Gesetzgeber einfach vor, dass eine Demokratie bestimmte Produkte (z.B. Magazine) aushalten muss, weil das Gut der Pressefreiheit höher liegt. Kurzum: Wir lesen, was ihr schreibt. Immer. Auch wir verurteilen extreme Standpunkte und wir versuchen zu vermeiden, dass dazu gehörige Produkte bei uns verkauft werden.
Tweet zu „Mein Kampf“ zwingt Kaufland zum Handeln
Bei Kaufland sorgte dann aber der Tweet von Leo Schneider, Vorsitzender der Jugendorganisation der SPD in Hamburg-Nord, doch für etwas Bewegung. Schneider zeigte in verschiedenen Post, wie leicht man über den Online-Marktplatz des Lebensmittelhändlers an rechtsextreme Bücher kommen kann. Unter anderem lässt sich dort „Mein Kampf“ von Adolf Hitler finden.
Nur wenige Stunden nach den Posts waren einige der Nazi-Bücher von rechtsradikalen Autoren aus dem Onlineshop von Kaufland verschwunden. Andere Bücher, so schreibt es unter anderem der Spiegel, waren weiter verfügbar. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin wollte sich Kaufland nicht zur Frage äußern, „warum Bücher von Rechtsradikalen so lange unbemerkt auf der Plattform verfügbar waren“.
Man wolle aber in den kommenden Tagen Prozesse sowie das „Sortiment auf den Prüfstand stellen und entscheiden, ob und welche weiteren Produkte“ aus dem Angebot genommen werden.