Katja Burkard im Interview über 30 Jahre bei RTL

Interview
Katja Burkard über 30 Jahre bei RTL
“Früher dachte ich: Fernsehen ist Jugendwahn ohne Ende”

Katja Burkard, 57, ist seit dem 1. April 1993 beim Fernsehsender RTL angestellt. Sie ist die Hauptmoderatorin des Nachrichtenjournals “Punkt 12”. Sie ist seit 1998 mit dem früheren RTL-Chefredakteur Hans Mahr liiert. Das Paar hat zwei gemeinsame Töchter (geboren 2001 und 2007) und lebt in Köln.
© Kirsten Nijhof/ / Picture Alliance
Katja Burkard hatte schon einen Vertrag bei einer Zeitschrift – und entschied sich dann doch fürs TV. Anlässlich ihres 30-jährigen Dienstjubiläums bei RTL erzählt die Moderatorin, wie es dazu kam – und warum sie ihren Frieden gemacht hat mit dem Sprachfehler.
Frau Burkard, Sie feiern am 1. April Ihr 30-jähriges Dienstjubiläum bei RTL. Sie haben zunächst hinter den Kulissen als Redakteurin gearbeitet. Wie kam es dazu, dass Sie vor die Kamera getreten sind?
Ich habe 1991 ein Praktikum bei RTL gemacht. An meinem ersten Praktikumstag hat Hape Kerkeling als Königin Beatrix die ganze Welt an der Nase herumgeführt. Und ich musste spontan vor die Kamera. Man sah offenbar in mir Potenzial und riet mir, mich zwei Jahre bei der Produktionsfirma Teuto Tele ausbilden zu lassen. Danach könnte ich zurückkommen nach Köln.
Passte das in Ihre berufliche Planung?
Nein, eigentlich hatte ich zu dem Zeitpunkt bereits einen Vorvertrag unterschrieben als Ressortleiterin im Medizinteil bei der Frauenzeitschrift “Freundin” in Hamburg. Mit toller Bude und richtig viel Geld. Für die Ausbildung bei Teuto Tele musste ich nach Bielefeld, hab nur die Hälfte des Geldes bekommen und war nicht Chefin, sondern der Lehrling. Ich habe es dennoch gemacht und das Handwerk von der Pike auf gelernt.
Sie haben wirklich den sicheren, besser dotierten Job in Hamburg ausgeschlagen zugunsten einer ungewissen Zukunft bei RTL?
Fernsehen war damals etwas ganz Besonderes. Da gab es für mich nicht eine Sekunde zu überlegen. Und ich musste mich schon bald bewähren. Im Oktober 1991 hatte ich Wochenenddienst, als die Polizistenmorde von Höxter geschahen. Da hatte ich meine erste Live-Schalte in die RTL-Nachrichten. Danach durfte ich öfters vor die Kamera. Bei RTL haben sie dann Wort gehalten: 1993 wurde ich nach Köln geholt und kam zunächst in den Reporterpool.
Es war Ihr großer Traum, ins Fernsehen zu kommen?
Der Traum war für mich damals so groß, dass ich den gar nicht mal geträumt habe. Es gab keinen Plan. Ich habe mich einfach beworben und es hat geklappt. Ich hatte in meinem Leben nie den großen Plan. Die Dinge sind einfach so gelaufen.
Sie sind vor der Kamera schnell aufgestiegen und haben immer mehr Sendungen bekommen. Was glauben Sie ist der Grund für Ihre Popularität?
Wie wir beide wissen, habe ich den Sprachfehler. Und natürlich spielt Optik eine Rolle. Man hat mir gesagt, dass ich telegen bin. Ich war zudem belastungsfähig.
Hatten Sie jemals Zweifel, dass Ihr leichter Sprachfehler ein Problem sein könnte?
Auf jeden Fall. Ich habe damals Sprechunterricht genommen. Aber ich hatte in meinem Leben mehrere Hörstürze und dadurch eine Schwäche im Hochtonbereich. Ich selbst höre meinen S-Fehler gar nicht. Von daher konnte ich daran auch gar nicht arbeiten. Meine Chefs standen zum Glück hinter mir und haben gesagt: Dann ist es so.
Anfangs gab es noch Spott. Hat Sie das verletzt?
Natürlich. Das hat mich damals getroffen. Aber es hat andererseits auch sehr zu meiner Bekanntheit beigetragen. Seit etwa zehn Jahren bin ich fein damit. Seitdem spricht mich keiner mehr drauf an. Mittlerweile sage ich: Es gehört zu mir.
Sie sind auch jenseits der Kamera aktiv. Unter anderem setzen Sie sich stark für gesundheitliche Aufklärung ein, etwa mit Ihrem Buch “Wechseljahre” und dem Podcast “Wer einatmet, muss auch ausatmen”. Woher kommt das Interesse?
Ich habe nach dem Studium bei der Zeitschrift “Goldene Gesundheit” volontiert. Ich war damals mit einem Arzt liiert und habe viele Reportagen aus dem Operationssaal gemacht. Mein geheimes Hobby ist tatsächlich die Medizin. Wenn ich mehr Zeit hätte, wäre ich sicher Bio-Hackerin.
Bekommen Sie viel Resonanz auf Ihr Engagement, das Thema Wechseljahre öffentlich zu machen?
Ich bekomme jeden Tag Mails oder Fragen dazu. Auch aus dem privaten Umfeld. Ich wollte mit dem Buch einen Anstoß geben. Damit wir endlich über Wechseljahre reden und sie nicht länger totschweigen. Um die 14 Millionen Frauen in Deutschland haben das Thema gerade. Wir haben aber jahrzehntelang in Deutschland so getan, als gäbe es das gar nicht. Ich selbst wusste auch nichts darüber. Es wird allerhöchste Zeit, dass wir offen darüber reden.
Neulich waren Sie auf einer Veranstaltung zur HPV-Impfung zusammen mit Ihrer ältesten Tochter Marie-Therese. Steht bald die nächste Frau aus Ihrer Familie vor der Kamera?
Meine Tochter studiert in Madrid Economy, Politik und International Law. Der Journalismus reizt sie, bei den Eltern ist das ja nicht ganz abwegig. Aber da ist noch keine Entscheidung gefallen.
Seit 30 Jahren arbeiten Sie nun für RTL. Werden wir Sie in 30 Jahren immer noch im TV sehen?
Früher dachte ich: Fernsehen ist Jugendwahn ohne Ende, wenn ich 40 bin, schmeißen die mich raus. Aber RTL signalisiert uns langjährigen Moderatoren: Wir wollen euch. Noch macht es mir einen Wahnsinnsspaß. Es gab noch keinen Morgen, an dem ich nicht gerne zu RTL gegangen bin.