Junges Team leitet 125 Jahre alten „Liederkranz“


Heuer feiert der Liederkranz-Orchesterverein (LOV) sein 125-jähriges Bestehen. Schon jetzt wird fleißig für das Jubiläumskonzert im September geprobt. Auch sonst hat das Vereinsleben wieder richtig Fahrt aufgenommen.
Peißenberg – Der „Liederkranz“, wie der Verein in Peißenberg kurz und bündig genannt wird, kann auf eine stolze Historie zurückblicken. Die Ursprünge gehen auf den 1898 gegründeten „Dilettantenverein“ – das Wort „Dilettant“ stand früher für Kunstliebhaber – zurück, der sich die Pflege „des musikalischen und dramaturgischen Dilettantismus“ zum Ziel gesetzt hat.
Erst 1908 erhielt der Verein mit der Eingliederung eines Orchesters seinen bis heute gültigen Namen. Der LOV begeisterte vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg mit zahlreichen Operettenaufführungen und legendären Faschingsbällen. Doch der Verein lebt nicht nur von der Geschichte, ihm ist die Transformation in die Gegenwart respektive moderne Zeitrechnung gelungen. Das schafft nicht jeder Verein.
Alt und Jung auf Augenhöhe: „Das Alter spielt bei uns überhaupt keine Rolle“
Mit Tanja Brabetz (1. Vorsitzende) und Raphael Forstner (2.Vorsitzender) verfügt der LOV über ein junges Vorstandsteam. Brabetz ist 31 Jahre alt, Raphael Forstner gar erst 21. Alt und Jung begegnen sich beim LOV auf Augenhöhe: „Das Alter spielt bei uns überhaupt keine Rolle. Wir sind eine homogene, gewachsene Gemeinschaft“, sagt Jürgen Forstner, der acht Jahre lang den LOV führte und jetzt als Pressewart tätig ist: „Dass die Jungen im Vorstand Verantwortung übernommen haben, ist ein Zeichen, dass die Grundsubstanz stimmt.“ Ihm selber mache es Spaß, aus der zweiten Reihe heraus die Vereinsarbeit zu unterstützen.
Brabetz wiederum betont, dass sie gerne auf die Erfahrungen der älteren Generation zurückgreift: „Ich sehe mich nicht als Chefin – ganz im Gegenteil.“ Das Erfolgsrezept beim LOV sei die Teamarbeit. Und der Umgang mit älteren Vereinsmitgliedern sei völlig unkompliziert, die Autorität vorhanden. „Man muss nur offen mit den Leuten reden, dann funktioniert es auch – wobei der Ton die Musik macht“, erklärt Brabetz.
Zwangspause während der Corona-Pandemie
Sie selbst ist seit 13 Jahren Mitglied beim LOV. Ihre ehemalige Realschullehrerin hatte sie zum Chor gelotst – gemeint ist LOV-Dirigentin Andrea Ammann, „der Dreh- und Angelpunkt im Verein“, wie Brabetz schwärmt. Für sie persönlich bedeutet die Chormitgliedschaft einen „schönen Ausgleich zum Beruf“: „Wir haben im Verein eine Supergaudi. Aufhören käme für mich nie in Frage“, sagt Brabetz.
Eine Zwangspause musste der Chor mit seinen aktuell 40 aktiven Sängern aber im Zuge der Corona-Pandemie einlegen. Im vergangenen Jahr konnte im ersten Halbjahr nur online geprobt werden. Im Sommer jedoch lief das normale Vereinsleben wieder an. Zusammen mit der Rockband „Under Attic“, dem Tanzstudio von Lisa Kloft und dem Realschulchor veranstaltete der LOV eine viel umjubelte Poolserenade in der „Rigi-Rutsch’n“.
Jubiläumskonzert Ende September geplant – „Es wird eine Überraschung geben“
Im Dezember folgte dann ein vorweihnachtliches Konzert in der St.-Barbara-Kirche. Bei den Veranstaltungen bewies der LOV auch sein soziales Engagement. Inklusive eines Betrags, der im März 2022 bei einem spontan angesetzten Freiluft-Konzert zugunsten der Ukraine-Hilfe eingenommen wurde (2000 Euro), wurden 4400 Euro für wohltätige Zwecke gesammelt. Je 1200 Euro gingen an den Peißenberger Gabentisch und den Förderverein der „Rigi-Rutsch’n“. „Es ist phänomenal, dass wir trotz Corona so viel Geld zusammenbekommen haben“, schwärmt Jürgen Forstner: „Das kann man nur schaffen, wenn es im Verein passt.“
(Unser Weilheim-Penzberg-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Nun aber fiebert beim LOV alles auf das Jubiläumskonzert Ende September hin. Das Gründungsfest will der LOV mit Chor, den „Youngstars“ und der Gitarrengruppe musikalisch ausschließlich mit eigenen Gruppen gestalten. Das Programm steht noch nicht im Detail fest: „Wir werden ein bestimmtes Thema haben – und es wird eine Überraschung geben“, kündigt Brabetz an.