Jäger verteidigt seine Zunft: „Schießen ist notwendig!“


Mit einer angriffslustigen Rede ist Kreis-Jäger-Vorstand Karem Gomaa bei der Hegeschau angetreten. Er plädiert fürs Gewehr – und den Jagdtourismus in ferne Länder.
Landkreis – Für die einen „völlig antiquierter Knochenkult“, für die anderen ein „hervorragendes Instrument, dass sich die Jägerschaft präsentieren kann“. In dieses öffentliche Spannungsfeld verortete der Vorsitzende der Kreisgruppe Ebersberg im Landesjagdverband, Karem Gomaa, die Hege- und Naturschutzschau, die heuer im Alten Speicher in Ebersberg stattfand. Dort wurden wieder zahlreiche Trophäen ausgestellt. Das Interesse war groß, es mussten zusätzliche Stuhlreihen aufgestellt werden. Für die Dekoration des Saales mit Fichtengrün und Laub war die Hegegemeinschaft Moosach zuständig, und Gomaa witzelte: „Ich sehe hier keinen Verbiss, so muss es sein.“
Wälder im Landkreis Ebersberg weisen wenig Verbiss auf: Applaus vom Landrat für die Jäger
Tatsächlich entspricht das in etwa auch dem Zustand der Wälder im Landkreis Ebersberg. Er gehört dank der Arbeit der Jägerschaft zu den zehn besten in ganz Bayern, was die Verbisssituation betrifft. Da gab es Applaus von Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der den Jägern in dieser Hinsicht sehr gute Noten bescheinigte. Auch bei der „Wildseuchenbekämpfung“ arbeite man gut zusammen. Und darüber hinaus sei es den Jägern gelungen, die „Schwarzwildschäden“ zu reduzieren.
Der Verlesung der „Strecke“, also der das Jahr über erlegten Tiere, war zu entnehmen, dass die Anzahl der geschossenen Wildschweine auf 132 abgesunken ist. Im Jagdjahr vorher waren es 340, mehr als doppelt so viele. Und weil die Afrikanische Schweinepest immer noch als Damoklesschwert über den Wildschweinbeständen hängt, will der Landrat dem Kreistag die Verlängerung der Schwarzwildprämie empfehlen. Die Logik dahinter: In dünneren Populationen kann sich ein tödlicher Krankheitserreger nicht so schnell ausbreiten wie in einem dichten Bestand. Etwa 45 000 Euro stellt der Kreis dafür bereit und dieser Betrag sei von den Jägern fast ausgeschöpft worden, berichtete Niedergesäß. „Diese Arbeit ist nicht immer vergnügungssteuerpflichtig“, meinte er zur Begründung.

CSU-Kritik an Ampelregierung: „Jäger auf einer Stufe mit Straftätern“
Der Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU) kritisierte, bereits ganz im Wahlkampfmodus: „Die Ampelregierung stellt Jäger auf eine Stufe mit Straftätern.“ Gomaa aber betonte: „Schießen ist notwendig, um einen gesunden Bestand zu erhalten.“ Über 1000 Füchse sind im vergangenen Jagdjahr erlegt worden. Das soll unter anderem dazu beitragen, „damit der Kiebitz überhaupt eine Chance hat, sich zu vermehren“. Der Wiesenbrüter war früher eine Allerweltsart im Landkreis Ebersberg. Seine Bestände sind um 90 Prozent zurückgegangen. „Andere tun nichts und reden schlau, wir Jäger handeln“, meinte Gomaa angriffslustig.
Jagdverbandschef verteidigt Jagdtourismus nach Afrika
Gomaa hatte darüber hinaus keine Berührungsängste, was die Auslandsjagd betrifft und nannte Kritiker „selbst ernannte Moralapostel“. Wörtlich: „Der Jagdtourist bringt in diese Länder Geld und Brot.“ Die Jagd sei ein wichtiger Wirtschaftszweig für die einheimische Bevölkerung. Alles gewonnene Wildbret werde verwertet. Tatsächlich sind so in Namibia etwa 20 000 Jobs entstanden und auch jagdkritische Medien räumen ein, dass es ohne das Geld der ausländischen Jäger in Afrika vielerorts gar keinen Naturschutz geben würde. Was sich bezahlt macht, bleibe erhalten, so Gomaa pragmatisch. Stabile Wildbestände in Ländern mit Jagdtourismus würden diese These belegen.
Jäger-Ehrungen für Nachhaltigkeit und Engagement im Kreis Ebersberg
Nachhaltigkeit hat sich auch Karl Schweisfurth von den Herrmannsdorfer Landwerkstätten auf die Fahne geschrieben. Der Öko-Unternehmer und Verfechter der artgerechten Nutztierhaltung habe ein Herz für das Wild, berichtete Gomaa und wies auf die von Schweisfurth geschaffene Rückzugsbereiche hin. Bei der Überreichung der Ebersberger Arche, der höchsten Auszeichnung der Kreisgruppe für Nichtjäger, empfahl Schweisfurth den Jägern sein eigenes Motto, nämlich „mehr Wildnis wagen“.

Christoph Brenninger erhielt aus der Hand von Gomaa den Eichenkranz in Bronze für sein herausragendes Engagement für die Atteltaler Jägerschaft.
Im Museum Wald und Umwelt startet am 1. April eine Ausstellung zum Thema „Jagd im Visier“. Dabei sind auch Falkner- und Jagdhundevorführungen geplant.
35 000 Quadratmeter Wildacker gibt es inzwischen im Landkreis, und die Jäger betreuen auch 400 Vogelnistkästen.
Noch mehr Nachrichten aus der Region Ebersberg lesen Sie hier. Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.