Im Kunstturm geht’s weiter. Ausrufezeichen.“


Der Kunstturm im Schwankl-Eck in der Stadt Wolfratshausen hat eine Zukunft: Hans-Werner Kuhlmann, Hamid Cordan und John Schille setzen das Projekt am Obermarkt fort.
Wolfratshausen – Der Kunstturm ist tot, es lebe der Kunstturm: Dieses Ziel verfolgt Hans-Werner Kuhlmann, bis Sommer 2021 Vorsitzender des Vereins Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW). Wie berichtet musste der Kulturverein Isar-Loisach (KIL) den seit August 2020 laufenden Mietvertrag für die Räume am Schwankl-Eck in der Altstadt kündigen, der Kunstturm am Obermarkt ist seit vergangenem Wochenende verwaist.
„Schreiben Sie: Im Kunstturm geht’s weiter. Ausrufezeichen!“
Nein, das darf’s nicht gewesen sein, meint Kuhlmann. Der 79-Jährige ist ein Überzeugungstäter. Kuhlmann stellte unter anderem 2009 die erste Kunstmeile auf die Beine – sie erfährt heuer die zehnte Auflage – und er initiierte den Wolfratshauser „Walk of Fame“ vor der Loisachhalle. Mit dem Eigentümer der prominenten Immobilie am Schwankl-Eckl, John Schille (59), sowie dem Wolfratshauser Künstler und Galeristen Hamid Cordan (69) hat Kuhlmann zwei Brüder im Geiste gefunden. Das Trio hat ein Konzept erarbeitet, wie der Kunstturm weiter betrieben werden kann. Schon am 20. April laden die Herren zu einer Ausstellung ein – mehr verraten sie noch nicht.
Das soll hier eine echte Galerie werden. Das ist hier kein Spaß.
„Ich war entsetzt“, sagt Kuhlmann im Gespräch mit unserer Zeitung, als er vom Aus des Kunstturms erfuhr. Es sei „toll“, was der KIL getan habe, es sei auch ihm stets ein Anliegen gewesen, „die Stadt zu beleben“. Dass der Kulturverein aus finanziellen Gründen die Segel streichen musste, „ist sehr bedauerlich“, betont der 79-Jährige. Zusammen mit Schille und Cordan ist es ihm nach eigenen Worten gelungen, eine wirtschaftliche Basis zu schaffen, die mindestens ein halbes Jahr tragfähig sei.
„Das soll hier eine echte Galerie werden“, in der „qualitativ hochwertige Kunst“ präsentiert werde, betont Cordan. „Das ist hier kein Spaß.“ Kunst sei nicht „zwingend notwendig“, meint der gebürtige Nordmazedonier. „Aber ohne Kunst geht die Seele einer Stadt kaputt.“ Er kuratierte bereits Ausstellungen in London und München und hat sich auch für den Kunstturm hehre Ziele gesteckt. Von so einem exponierten Ausstellungsort wie dem Schwankl-Eck im Herzen der Loisachstadt „träumt in München jeder“.
Kunstturm: An die Gründung eines Vereins denkt das Betreiber Trio noch nicht
Summa summarum verfügt das Trio über ein weitverzweigtes Netzwerk. Schon jetzt hätten „international renommierte Künstler“ großes Interesse gezeigt, ihre Werke im Kunstturm auszustellen. Cordan legt in diesem Zusammenhang Wert auf die Feststellung, dass das ambitionierte Projekt nicht dem Selbstzweck dient. Ein zentraler Treffpunkt für Künstler und Kunstfreunde in der Flößerstadt „unterstreicht die vielen positiven Seiten, die Wolfratshausen hat“.
Bis dato handelt es sich „um eine rein private Initiative“, erklären Kuhlmann, Cordan und Schille. An die Gründung eines Vereins oder eine andere Form von Trägerschaft – „daran denken wir heute noch nicht“. Fakt ist: Der Kulturverein Isar-Loisach ist nicht mehr Betreiber des Kunstturms. „Wir haben aber ein sehr gutes Verhältnis“, sagt Kuhlmann. Sollte der KIL Räumlichkeiten für eine Kulturveranstaltung benötigen – „unsere Tür steht immer offen“, unterstreicht Cordan.
Von einem Rettungsversuch oder einer Wiederbelebung will das Trio nicht sprechen. „Schreiben Sie“, so Kuhlmann mit einem Lächeln, „im Kunstturm geht’s weiter. Ausrufezeichen!“ (cce)
Kontakt: Wer die Kunstturm-Initiative von Hans-Werner Kuhlmann, Hamid Cordan und John Schille unterstützen möchte, meldet sich per E-Mail an schwankl-eck@cts-wor.de
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