Gasthof Sonnenkaiser in Elbach: Wirtshaus mit Pferdevirus


Das Gasthaus Sonnenkaiser in Elbach war früher ein Postgasthof. Der Familienbetrieb stemmt heute den Spagat zwischen Landwirtschaft und Gastronomie.
Elbach – Pferde gehören zum Gasthof Sonnenkaiser in Elbach wie Bier und Kesselfleisch. Das war schon immer so. Das Wirtshaus war früher ein Postgasthof, wo die Postpferde getauscht und untergebracht wurden.
Gasthaus Sonnenkaiser seit 1867 in Elbach
Die Geschichte des Wirtshauses geht zurück bis ins Jahr 1834. Vor 189 Jahren kaufte Andreas Schnitzenbaumer aus Durham den Grund, auf dem er 1867 den Sonnenkaiser erbaute. Weil das Postamt direkt neben dem Gasthaus stand, fungierte der Gasthof als Postwirtschaft. Jedoch musste die Familie das Grundstück 1938 wegen Schulden an Anton Storr aus Geitau verkaufen. Storr betrieb bereits eine Wirtschaft in Marbach und handelte mit Tieren – vor allem mit Pferden. Seine Tochter Elisabeth heiratete 1947 schließlich Gottfried Felsl. Seither ist das Gasthaus im Besitzt der Familie.
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Früher verlief die Straße direkt vor dem Wirtshaus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite gab es ein Salettl, weshalb die Kellnerinnen zum Bedienen häufig über die Straße gehen mussten. Damals gab es auch noch eine Metzgerei auf dem Hof – und vor allem viele Pferde.
Viele Veränderungen in den vergangenen Jahrzehnten
Die gibt es auch heute noch. Nur das Salettl und die Metzgerei mussten weichen. Auch der Wirt ist heute ein anderer. Florian Felsl betreibt den Sonnenkaiser seit 2017 in dritter Generation mit seiner Frau Kathrin. Der 49-Jährige ist gelernter Metzgermeister und arbeitete in der hauseigenen Metzgerei, bis diese im Jahr 2000 geschlossen wurde. „Zu viele Auflagen und EU-Richtlinien“, erklärt Felsl die Schließung. Danach stieg er in das Gasthaus mit ein. Dass er das Wirtshaus einmal übernehmen würde, war nicht schon immer geplant. Durch die Krankheit seines Vaters musste Felsl die Gastwirtschaft nach und nach übernehmen. „Ich muss immer das machen, wo jemand gebraucht wird“, sagt der Wirt, „zum Beispiel in der Küche“. Meistens ist dort jedoch sein Bruder und Küchenchef Gottfried zu finden.

Mittlerweile ist der Sonnenkaiser nicht nur Wirtshaus, sondern auch Herberge für Übernachtungsgäste. 2002 erbaute die Familie das neue Gästehaus auf der Rückseite des Anwesens. Das Haus beherbergt acht Fremdenzimmer und eine Arztpraxis im Erdgeschoss.
Spagat zwischen Landwirtschaft und Gastronomie
Die Landwirtschaft betreibt der Elbacher noch immer. Zu Hochzeiten habe sein Vater 27 eigene Pferde besessen. Mittlerweile stehen im Stall noch 12 Haflinger. Den Spagat zwischen Landwirtschaft und Gastronomie könne Felsl vor allem Dank der Unterstützung seiner Familie stemmen. Zu viel sei ihm die Arbeit im Stall aber nicht. „Wenn andere zur Entspannung Radfahren oder Spazieren, sind wir bei den Pferden“, erklärt der 49-Jährige. „Wir haben das Pferdevirus von unserem Vater in die Wiege gelegt bekommen“, findet Felsl. Sein Bruder Gottfried ist früher Turniere geritten, Felsl selbst ist leidenschaftlicher Kutschenfahrer und nahm an zahlreiche Turnieren Teil. Seit er die Gastwirtschaft übernommen hat, ist das Kutschenfahren nur noch ein Hobby – unter anderem fährt er für Gäste oder Hochzeiten. Jede freie Minute nutzt er im Stall.
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Auch Gattin Kathrin und die drei gemeinsamen Töchter lieben den Umgang mit den Tieren. Dass die Pferde zur Wirtsfamilie gehören, sieht man auch an der Einrichtung: Zahlreiche alte Bilder von Kutschfahrten und ein Pferde-Gemälde schmücken die Stube.

Wirtshaus für Pferdefreunde
Der Sonnenkaiser ist ein Wirtshaus von Pferdefreunden für Pferdefreunde. Die „größte Gaudi im ganzen Jahr“, sagt Felsl, sei immer der „Rossererfrühschoppen“ gewesen. Der Wirt erinnert sich noch daran, dass bei manchen Treffen auch Mal ein Pony in der Stube versteigert wurde, das zu Demonstrationszwecken natürlich auch hergezeigt werden musste – in der Stube. Noch immer kommen viele Kutschenfahrer und Reiter in den Sonnenkaiser.
Aber auch andere Gäste zieht es nach Elbach. Der Wirt lebt von den Tagesausflüglern. „Auch wenn viele über sie schimpfen, aber wir brauchen die“, erklärt Felsl. Auch die Einheimischen kommen im Gasthof Sonnenkaiser nicht zu kurz: Viele Vereine und Musikanten gehen im Wirtshaus aus und ein. Durch seine Lage gegenüber der Kirche sei das Wirtshaus an kirchlichen Feiertagen immer voll. Zudem bewirtet Felsl viele Beerdigungen und Hochzeiten. Auch der Draht zur Jugend sei bestens: Viele von ihnen besuchen auch den Stammtisch. Am Donnerstag, der seit 1989 Kesselfleischtag ist, und Sonntag sei der Stammtisch gut besucht, erzählt Felsl.
Herausforderungen der Traditionswirtschaft
Im Vergleich zu früher merke er aber, dass sich das Konsumverhalten der Gäste verändert hat. „Wir haben keinen Mittagstisch mehr, die Leute gehen lieber Abends essen.“ Außerdem blieben die Gäste nicht mehr so lange sitzen. Für den Familienvater hat das auch seine Vorteile: Er habe dann mehr Zeit für seine Familie.
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Der Zusammenhalt im Ort sei gut, findet Felsl. Doch manchmal wünsche sich der Wirt noch mehr Unterstützung. „Früher gab es bei uns eine Kirta-Musi. Die hat sich mit der Zeit aufgelöst, weil zu wenig Leute kamen. Und jetzt beschweren sich die Gäste, dass nichts mehr los ist“, erzählt er. Um einen Dorfwirt zu erhalten, müsse man ihn auch besuchen, sagt Felsl. Das müsse wieder stärker in den Köpfen mancher Leute ankommen.