Garmisch-Partenkirchen fordert das aus Sorge vor neuem Rudel ebenfalls


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Von: Tanja Kipke, Cornelia Schramm

Wölfe breiten sich weiter aus
Zwei Wölfe sind als Paar in den Ammergauer Alpen unterwegs. Die beiden Wölfe auf dem Bild befinden sich in einem Wildtierpark in Brandenburg. © dpa

Tirol sagt Risiko- und Schadwölfen den Kampf an: Ab 1. April erleichtert eine neue Verordnung deren Abschuss. Nur ein paar Kilometer weiter befeuert das erneut die Entnahme-Debatte – immerhin ist jetzt offiziell bestätigt, dass in Garmisch-Partenkirchen ein Wolfspaar sesshaft ist.

Innsbruck/Garmisch-Partenkirchen – Noch bevor Rinder, Schafe und Ziegen wieder auf den Almen grasen, hat die Landesregierung im österreichischen Tirol nun neue Regeln zum Abschuss von Wölfen vorgestellt. Die gelten ab 1. April. „Wölfe, die eine potenzielle Gefahr für Menschen darstellen und Weidetiere auf unseren Almen angreifen, geben wir zum Abschuss frei“, sagte Josef Geisler (ÖVP), stellvertretender Landeshauptmann.

Tirol lässt „Risikowölfe“ abschießen: Garmisch-Partenkirchen fordert das aus Sorge vor neuem Rudel ebenfalls

Auf allen der rund 2100 Tiroler Almen und Alpen sei der Herdenschutz nicht zumutbar, unverhältnismäßig oder nicht machbar. „Es gibt dort keine gelinderen Mittel, als den Abschuss von Wölfen, die erheblichen Schaden anrichten“, so Geisler. Daher wurden sie von Fachleuten anhand eines Kriterienkataloges als Alpschutzgebiete ausgewiesen. So trage man den EU-Vorgaben – also der Einzelfallbeurteilung und Alternativenprüfung vor einer Entnahme – Rechnung.

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Dass ein Wolf fortan nicht mehr identifiziert werden muss, kritisieren Naturschützer: „Streng geschützte Tiere per Verordnung ohne Einzelfallprüfung und Einspruchsmöglichkeit zum Abschuss freizugeben, widerspricht dem europäischen Artenschutzrecht“, teilt etwa WWF mit. Einige Umweltverbände wollen gegen die Tiroler Neuregelung klagen. Die Landesregierung dagegen beteuert, sie verhindere großen Schaden – 354 Schafe und Ziegen sowie ein fast ausgewachsenes Rind wurden vergangenes Jahr von Wölfen gerissen.

Abschuss-Genehmigung: Tirol unterscheidet zwischen Risiko- und Schadwolf

Tirol unterscheidet fortan zwischen Risiko- und Schadwolf: Greift ein Wolf sachgerecht geschützte Tiere im Tal oder Weidetiere auf Almen an, darf er zum Abschuss freigegeben werden. Auch, wenn bei einem Angriff „mindestens fünf Schafe oder Ziegen oder ein Rind, Pferd oder Esel getötet oder verletzt werden“, sagte Geisler. Auch ein „Risikowolf“, der sich mehr als einmal in Siedlungen oder an bewirtschaften Gebäuden blicken lässt, oder sich im offenen Gelände Menschen nähert und sich nicht vertreiben lässt, kann zum Abschuss freigegeben werden. Die Genehmigung gilt für einen Zehn-Kilometer-Radius – und acht Wochen lang.

Nur 34 Kilometer Luftlinie trennen Innsbruck und Garmisch-Partenkirchen. Landrat Anton Speer (FW) wünscht sich eine ähnliche Regelung wie bei den Nachbarn. Er argumentiert schon länger, dass auch die steilen Weiden diesseits der Grenze nicht vor Wölfen geschützt werden können. Vor Kurzem hat er bei der Regierung von Oberbayern Erleichterungen für den Abschuss beantragt. Andere Kreise im Oberland, etwa Bad Tölz-Wolfratshausen, überlegen mitzuziehen. „Wir müssen jetzt handeln, nicht erst im Mai“, sagt Speer. Dann sei es zu spät und der Wolf würde Weidetiere reißen.

Garmisch-Partenkirchen: Wolfspaar könnte erstes Rudel in Bayerns Alpen bilden

Speers Vorstoß gewinnt jetzt an Brisanz: Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat am Dienstag offiziell bestätigt, dass sich seit Jahresanfang ein Wolfspaar in den Ammergauer Alpen niedergelassen hat. Jäger und Almbauern hatten das schon vermutet. Der erste genetische Nachweis des Weibchens, das aus deutsch-polnischem Grenzgebiet zugewandert ist, stammt vom 13. Oktober.

Die offizielle Bestätigung des LfU überrascht auch Landrat Anton Speer nicht. „Sie reißen laufend Wildtiere, auch neben Bauernhöfen.“ Man habe schon die ganze Zeit auf die Möglichkeit der Rudelbildung hingewiesen. „Wenn ein Weibchen dabei ist, ist das die logische Konsequenz”, so Speer.

Bayern: Wolfsrudel gefunden – bislang verhält es sich ruhig

Das Gebiet, in dem das, nun als standorttreu geltende, Paar seitdem gemeinsam markiert, nennt das LfU „Staffelsee-West“. Bislang verhält es sich ruhig. Im Januar war Ranzzeit. Die Fähe, offiziell GW3050f, und der Rüde, GW2187m, könnten zwischen April und Juni Nachwuchs kriegen. Einige Jäger im Kreis glauben, dass die Fähe schon trächtig ist. Im Schnitt besteht ein Wurf aus vier bis fünf Welpen. Dieses Rudel wäre das erste in den bayerischen Alpen und das fünfte in Bayern.

Sollte sich wirklich ein Rudel bilden, hätte das laut Anton Speer fatale Folgen: „Viele kleine Almbetriebe würden aufhören, wegen der Angst vor dem Wolf.” Im vergangenen Jahr habe es bereits Schafsrisse auf den Almen gegeben. „Der Almbetrieb sowie der Naturschutz würden enorm darunter leiden.” Eine Entnahme sei daher dringend nötig. „Wir werden nicht locker lassen, in den nächsten Wochen sind wir deshalb auch für Gespräche in Berlin.”



Quellenlink https://www.merkur.de/bayern/wolf-tirol-bayern-abschuss-risiko-schaden-riss-landrat-speer-entnahme-wolfspaar-ammergau-alpen-92180890.html?cmp=defrss