Frankreich feiert „Held mit Rucksack“ – „Habe instinktiv gehandelt“



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Von: Romina Kunze

Konnte dank ihm Schlimmeres verhindert werden? Ein junger Pilger stellte sich dem Messerangreifer von Annacy in den Weg. An seine eigene Sicherheit habe er erst später gedacht.

Annecy – Nach der Messer-Attacke eines Mannes auf einem Spielplatz am Donnerstag (8. Juni) steht Frankreich noch immer unter Schock. Verletzt wurden vier Menschen, darunter drei Kinder im Alter zwischen 22 Monaten und drei Jahren sowie ein Erwachsener. Die entsetzliche Geschichte kennt aber auch einen Helden: einen 24-Jährigen namens Henri. Ihm ist es wohl zu verdanken, dass es nicht noch weitere Opfer gegeben hatte.

Messerattacke in Frankreich: Pilger vertreibt bewaffneten Angreifer – „Habe instinktiv gehandelt“

Französische Medien berichteten unter Verweis auf Videos von dem Angriff, dass der Mann, der mit zwei Rucksäcken unterwegs war, den Täter von dem Spielplatz wegtrieb. Auf einem Video eines Augenzeugens ist zu sehen, wie Henri den größeren von beiden Rucksäcken ablegt, um den Angreifer zu verfolgen. „Ich habe wirklich instinktiv gehandelt“, sagte der junge Mann, der schnell ausfindig gemacht werden konnte, dem Sender CNews am Tag darauf.

Obwohl der Angreifer versucht hatte, auch ihn zu verletzten, sei es für Henri undenkbar gewesen, nichts zu tun. „Ich hatte Angst um mein Leben“, gesteht der 24-Jährige, der aufgrund seines couragierten Einschreitens in Frankreich als „Held mit dem Rucksack“ durch die Medien geht. „Aber ich hatte vor allem Angst um das Leben der anderen“, so der junge Mann. Erst später, als der Stress nachgelassen habe, sei ihm klar geworden, wie gefährlich sein Handeln für ihn selbst hätte werden können.

24-Jähriger erntet im Netz Lob für Zivilcourage bei Messerattacke auf Spielplatz in Frankreich

„Ich hatte den Eindruck, dass der Mann völlig verrückt und wie von etwas Bösem besessen war“, schilderte Henri das Geschehen gegenüber dem Sender LCI. Dass er vor Ort gewesen ist, sei Zufall gewesen. Er toure derzeit durch das Land, um verschiedene Kathedralen zu besuchen. Auf seinem Facebook-Profil finden sich neben Fotos von seiner Reise auch etliche Kommentare von Menschen, die sich bei ihm bedanken.

„Held oder Schutzengel, ich weiß nicht, wie ich dich genau beschreiben soll, aber so viel Mut und Entschlossenheit verdient den größten Respekt. Danke, Herr Henri“, schreibt ein Mann auf Henris Facebook-Pinnwand. Kurzerhand lädt der Mann den jungen Pilger, der sich selbst auf Facebook als Philosoph und Entdecker bezeichnet, ein, die Basilika aus seiner Heimat im Norden Frankreichs zu besichtigen. Auch in Deutschland drücken Nutzer ihm in den sozialen Medien ihren Dank und ihre Anerkennung aus.

Messerangriff in Frankreich: Präsident Macron besuchte die Opfer von Annecy

Dank gilt Henri auch von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, der sowohl die verletzten Opfer als auch die Helfer persönlich besuchte. „Kinder anzugreifen ist die unmenschlichste Tat, die es gibt“, sagte Macron nach der furchtbaren Messer-Attacke, bei dem zwei Kinder und ein Erwachsener lebensgefährlich verletzt wurden. Bei dem Motiv suchen die Ermittler noch immer nach Antworten. Möglich sei eine religiöse Tat, Medienberichten zufolge habe der Angreifer unter schweren Depressionen gelitten. Der Mann wurde kurz nach der Attacke gefasst und befindet sich in Untersuchungshaft wegen versuchten Mordes. (rku/dpa)



Quellenlink https://www.fr.de/panorama/nach-messerangriff-auf-kleinkinder-frankreich-feiert-held-mit-rucksack-habe-instinktiv-gehandelt-92333294.html