Finale Posaune beim ARD-Musikwettbewerb – München

Roberto de la Guía Martínez aus Spanien, Jonathon Ramsay aus Australien, Kris Garfitt aus Großbritannien. Bei diesem Finalistentrio im Fach Posaune macht der Internationale Musikwettbewerb der ARD seiner Internationalität Ehre. Da alle drei als Soloposaunisten in deutschen Orchestern angestellt sind, ist dieses Posaunisten-Finale im Herkulessaal aber auch ein bisschen Sinfonieorchester Wuppertal gegen Münchner Philharmoniker gegen WDR Sinfonieorchester. Das Ganze mit dem BR Symphonieorchester (in Bayern mit y), das sich unter der Leitung von Joshua Weilerstein perfekt auf die drei Solisten einstellt.
Ausgetragen wird dieses Finale durchweg mit dem charmanten, viele Ausdrucksspektren komprimiert zusammenfassenden Konzert für Posaune und Orchester (1956) des französischen Komponisten Henri Tomasi. Was man während der Darbietungen noch nicht weiß (freilich gegen Ende ahnt): Mit der Verkündung der Preise ist klar, dass man die drei Darbietungen tatsächlich in der Reihenfolge dritter-zweiter-erster Preis hört und dadurch gewissermaßen einem interpretatorischen Reifeprozess des Konzerts beiwohnt.
Den Anfang des Abends macht Guía Martínez. Was bei ihm auffällt, ist die konzentrierte Akkuratesse seines Spiels. Schön ist, wie er die Linien im ersten Satz ausformt. Der zweite Satz beginnt charakterlich ähnlich, bevor der Klang durch unterschiedliche Dämpfer ausdifferenziert wird, angeschliffene Töne aufleuchten und durch mächtige Lautstärkesteigerung die Verwandtschaft mit dem ersten Satz überwunden wird. Der dritte Satz ist dann merklich motorischer komponiert, was durch Guía Martínez’ Präzision gut zur Geltung kommt.
Garfitts Souveränität beginnt schon damit, dass er als einziger das Konzert auswendig spielt
Ramsay bietet hierzu den maximalen Gegensatz. Wo immer möglich, tätigt er starke, beherzte Aussagen. Sein Spiel lebt von Elastizität, im zweiten Satz von heftiger Intensivierung der Lautstärkekontraste. Schön auch, wie geschmeidig bei ihm der dritte Satz klingt. Auf gewisse Weise ist das die interessanteste, couragierteste Darbietung, die allenfalls von jenem winzigen geräuschhaften Beiwerk in Ramsays Posaunenton getrübt wird, der manchen Melodienbögen den Glanz nimmt.
Die Souveränität, die abschließend Garfitt an den Tag legt, beginnt schon damit, dass er als einziger auswendig spielt (er hat das Tomasi-Konzert schon einige Zeit im Repertoire). Natürlich ist seine Interpretation bis ins Detail vorbereitet, doch man könnte sie beinahe so empfinden, als habe er seinen Kollegen aufmerksam zugehört und mit sicherem Gespür abgewogen, wo Guía Martínez’ klangliche Präzision unerlässlich ist und wieviel von Ramsays zupackendem Gestus dem Konzert gut steht. Keine Frage, diese Ausgewogenheit und Garfitts eleganter Swing sind die umsichtigste Zugriffsweise. Am Ende wird er mit dem erstem Preis belohnt, dazu mit dem Publikumspreis, dem Preis für die beste Interpretation des Auftragswerks und dem Brüder-Busch-Preis.