Feuerwehr-Kommandant schimpft über Panik und unnötige Einsätze


Motorrad-Raser, die am Sudelfeld verunfallen, und Urlauber, die wegen Daxenfeuern Waldbrände melden, belasten die Feuerwehr Bayrischzell, sagt Kommandant Markus Kirner.
Bayrischzell – Die Feuerwehr Bayrischzell ist in diesem Sommer zu vielen vermeidbaren Einsätzen ausgerückt, findet Kommandant Markus Kirner (51). Motorrad-Raser, die am Sudelfeld verunfallen, und Urlauber, die wegen Daxenfeuern Waldbrände melden, belasten seine Truppe. Im Gespräch erklärt Kirner, was er sich deswegen wünscht.
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Feuerwehr-Kommandant Kirner: Unnötige Einsätze am Sudelfeld „regen uns als Helfer auf“
Herr Kirner, wie oft rückt die Feuerwehr Bayrischzell derzeit zu Motorradunfällen ans Sudelfeld aus?
Derzeit sind wir mindestens einmal die Woche oben. Es ist eine schöne Panoramastrecke, es ist kurvig, es geht den Berg hoch und runter. Deswegen fahren immer wieder Motorradfahrer zu schnell, unterschätzen die Kurven und es kracht. Für die Leute von Feuerwehr, Bergwacht und Rettungsdienst, die jede Woche hoch müssen, ist das belastend. Die Leute müssen langsamer fahren.
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Haben Sie das Gefühl, als Streckenposten wie bei der Formel 1 missbraucht zu werden?
Das trifft es ganz gut. Wir helfen alle gerne und mögen unsere Arbeit. Aber derzeit rücken wir zu vielen vermeidbaren Einsätzen aus. Das regt uns als Helfer auf. Den Leuten muss klar sein, dass wir und die First-Responder der Bergwacht freiwillig tätig sind. Wenn du dann weißt, dass am Wochenende wieder der nächste Motorradunfall ist, nervt das.
Haben Sie Lösungsansätze?
Wir Helfer können nur appellieren. Aber das wird das Problem nicht lösen. Auch baulich kann man nichts mehr machen. Das wird noch gefährlicher. Helfen können nur Geschwindigkeitsbegrenzungen und mehr Kontrollen. Die Polizei muss häufiger oben stehen. Sonst lässt man uns alleine.
Sind Ihnen schon Leute abgesprungen?
Gott sei Dank sind alle noch eifrig dabei. Aber je mehr sich die Einsätze häufen, umso weniger werden die Leute. Das ist klar. Viele Feuerwehrler arbeiten weiter weg, also rücken unter der Woche immer die gleichen aus. Am Wochenende opfern die Leute ihre Freizeit. Mindestens eine Stunde sind wir immer oben. Neulich, als wir nachts auf den Gutachter gewartet haben, waren es fünf Stunden. Das schaffen wir als Freiwillige in der Häufigkeit nicht auf Dauer. Zumal andere unnötige Einsätze hinzukommen.
Erzählen Sie.
Ein großes Problem sind Feueralarme wegen Daxenfeuern. Vorletzte Woche hat ein Münchner wegen einem zwei mal zwei Meter großen Haufen den Notruf angerufen, obwohl der Almerer mit der Gabel daneben stand. Wir sind also mit drei Fahrzeugen umsonst ausgerückt. Und dann sagt der zu mir: „Hab ich jetzt einen Großeinsatz ausgelöst?“ Da sag ich: „Ja meinst du, wenn du den Notruf anrufst, kommt nur ein Mann?“
Ein Einzelfall?
Nein. Diese Woche sind wir jeden Tag ausgerückt. Die Leute rufen den Notruf an, obwohl sie nicht wissen, ob es brennt. Die Leitstelle kann nicht aus, sie muss uns alarmieren. Zu 99 Prozent ist es dann ein Daxenfeuer. Wenn jemand den Notruf wählt, weil er vom Wendelstein aus mit dem Fernglas am Seeberg Rauch sieht, ärgert mich das maßlos. Das ist ein Punkt, wo viele Helfer sagen: „Ich mag nimmer.“
Was könnte helfen?
Auch hierzu gehört Aufklärung. Man hört in den Medien immer „Waldbrand, Waldbrand, Waldbrand“. Aber bei uns regnet es und es ist grün. Da müssen die Leute wissen, dass es Daxenfeuer gibt und sie nicht wegen jeder Rauchsäule die Feuerwehr alarmieren zu brauchen. Vielleicht können auch die Vermieter ihre Gäste informieren, wenn sie bei ihnen ankommen.
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