FC Bayern im DFB-Pokal: Mané prallt an Gumny ab – Sport

Sven Ulreich
War bei der jüngsten Begegnung mit den giftigen Augsburgern in der Liga Zeuge davon geworden, wie Bayerns Stammtorwart Manuel Neuer, den er erneut wegen einer Schulterverletzung vertrat, sogar zur Torejagd gezwungen worden war. Musste zwar nicht seinen inneren Stürmer, aber seinen inneren Neuer wecken. Der FCA zwang ihn nämlich zu zahlreichen Pässen im Spielaufbau. Ulreich tat sich unter dem Druck aber schwerer als die Nummer eins, oft kamen die Bälle wie von einer Gummiwand zurückgeschleudert in die Nähe seines Tores zurück. Das machte es den Bayern-Verteidigern nicht leicht. Beim Gegentor durch Mads Pedersen machtlos, beim Eigentor durch Upamecano auch.
Benjamin Pavard
Vertrat den angeschlagenen Noussair Mazraoui, ist aber kein Fremder auf der Rechtsverteidigerposition, auch wenn er viel lieber in der Mitte spielt. Sah gleich mal unglücklich aus, weil er den Augsburgs Torschützen Pedersen nicht am Schuss hindern konnte, war aber nur das letzte Glied in einer bayerischen Fehlerkette. Danach beherzt und mit Drang nach vorne: Zeigte einen seiner seltenen Flankenläufe, seine Vorlage nutzte Sadio Mané aber nicht. Setzte kurz vorm Halbzeitpfiff ein Zeichen. Grätschte an der Augsburger Grundlinie nach einem unerreichbaren Ball und rutschte gegen die Bande. Der Einsatz stimmte, die Leistung auch.
Dayot Upamecano
Man stelle sich vor, wie der Innenverteidiger in der vergangenen Saison in Bedrängnis geraten wäre angesichts des Augsburger Pressingsturms. Doch der Franzose hat einen Riesenschritt in seiner Entwicklung gemacht, blieb nun fast immer stabil, als stünde er im Auge des Sturms. Ringkämpfte Demirovic nieder, spielte auch einen schicken Pass auf Benjamin Pavard. Ein chefiger Auftritt. Eigentlich. Doch dann lenkte er den Ball zum 2:3 ins eigene Tor. War froh, dass das Spiel 5:2 ausging.
Matthijs de Ligt
Bekam gleich zu Beginn die berüchtigte Giftigkeit der Augsburger vorgeführt, als Demirovic ihn gepflegt umrannte, was bei einem Abwehrbrocken wie de Ligt gar nicht so einfach ist. Verteidigte nicht ganz so beherzt wie Upamecano und auch im Passspiel nicht so konsequent. Schoss aber auch kein Eigentor.
Alphonso Davies
Anfänglich ausgebremst vom Augsburger Klebstoff, immer hing ein Spieler des FCA an ihm. Doch der Linksfuß ruckelte sich mit der Zeit frei, pflügte einmal durch das komplette Augsburger Mittelfeld, vertrieb vorne wie hinten die anfängliche Lethargie. Verhinderte früh im Spiel mit dem großen Zeh den Abschluss von Demirovic, als er ihm den Ball vom Fuß spitzelte. Tunnelte vor dem 4:2 frech seinen Gegenspieler und spielte Musiala frei. Zeigte noch einen seiner 60-Meter-Läufe, belohnte sich aber knapp nicht mit einem Tor. Traf dann kurz vor Schluss zum 5:2. Ein starker Auftritt.
Joshua Kimmich
Musste früh seinen zornigsten Blick aufsetzen, garniert mit wütenden Worten. Nach dem frühen Rückstand sichtlich darum bemüht, nicht nur verbal anzuführen, sondern auch spielerisch. Was nur bedingt gelang. Musste sich die Bälle fast schon im eigenen Fünfmeterraum abholen, weil Rexhbecaj ihm an den Fersen haftete. Seine Chipbälle flogen zwar oft in den Strafraum, fanden aber die Mitspieler zu selten im richtigen Moment. Beschloss dann, einfach selbst das Tor zum 2:1 schießen nach einem Konter. Sein anfänglicher Ärger war mit dem Schlusspfiff vergessen.
Leon Goretzka
Würde das nie so sagen: Ist in einer kleinen Ecke seines Herzen ein aber bisschen Augsburger, liebt das robuste Spiel jedenfalls so sehr wie der FCA. Hielt seine Muskeln bestmöglich in die Zweikämpfe, war aber lange Zeit einer der wenigen Bayern-Spieler, der seinen Körper mitgebracht hatte. Setzte nicht nur seinen Körper ein, sondern auch seine Mitspieler, an mehreren Torchancen beteiligt.
Segre Gnabry
Hatte in der Liga gegen Freiburg jüngst viel Selbstvertrauen getankt, wie es so schön heißt. Doch der Sprit reichte nicht für Augsburg. Tippelte oft ins Dribbling, kam aber nicht vorbei, wurde mehrfach freigespielt, doch entweder flog der Ball am Pfosten vorbei oder er flog an die Latte. Bezeichnende Szene: Eilte in der zweiten Hälfte allein vors Tor, konnte sich entscheiden, ob er querlegt oder abschließt. Entschied sich für: beides. Der Ball trudelte harmlos ins Aus.
Jamal Musiala
Der Pokal schreibt bekanntlich seine eigenen Regeln. Als Augsburg das 2:3 erzielt hatte, sah alles nach einer Aufholjagd aus, wie sie es nur in diesem Wettbewerb geben kann. Doch Musiala hatte etwas dagegen, schoss das 4:2. Der 20-Jährige schreibt aktuell eben auch seine eigenen Regeln. Weckte die Bayern auch zuvor schon mit seinen zauberhaften Dribblings und ein paar Torschüssen auf. Wieder einer der besten Münchner. Zehn Minuten vor Schluss ausgewechselt.
Sadio Mané
Am Wochenende noch Zweiter geworden beim Ballon d’Or. Doch von Goldglanz war beim Flügelstürmer nichts zu sehen an diesem Abend. Prallte regelmäßig an einem gewissen Robert Gumny ab oder verlor anderweitig den Ball. Eine Riesenchance zum 2:1 brachte er nicht im Tor unter. Brachte es dann auch fertig, einen Abpraller nach Gnabrys Lattenschuss am Tor vorbeizuschießen. Es lief einfach nicht. War immerhin dann doch noch entscheidend an einem Tor beteiligt. Eroberte den Ball vor dem 2:1. Wurde danach, in der 57. Minute ausgewechselt. Hätte auch früher sein können.
Eric Maxim Choupo-Moting
Wurde nach seinem hervorragenden Auftritt gegen Freiburg von Bayern-Trainer Julian Nagelsmann als Tänzer bezeichnet. Manche würden sagen, gegen Augsburg braucht es aber eher Boxer, um bestehen zu können. Was sicher nicht schadet: ein Torjäger. Und der ist Choupo-Moting für Bayern zurzeit. Sah beim Tor zum 1:1, dass Augsburg-Keeper Koubek auf eine Hereingabe spekulierte und traf ins sog. kurze Eck. Legte Kimmich dann das 2:1 auf. Und schoss dann noch ein klassisches Mittelstürmertor, als ihm der Ball im Strafraum vor die Füße fiel und er nicht lange überlegte und vollendete. Für Choupo-Moting war wieder alles dabei. Zweites Spiel von Beginn, zweiter starker Auftritt. Bewies damit seine Formstärke. Wurde danach von den mitgereisten Bayern-Fans beklatscht.
Einwechselspieler
Kingesley Coman kam für Mané, schoss zwar auch kein Tor, aber war besser im Spiel als der Senegalese. Thomas Müller kam für Musiala und tat, was er am besten kann: ein Tor auflegen (für Davies). Auch Marcel Sabitzer durfte noch dabei helfen, den Sieg zu sichern.
Quellenlink https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-dfb-pokal-augsburg-einzelkritik-1.5678263