Experte warnt vor „globalem Krieg“


  1. Startseite
  2. Politik

Erstellt:

Von: Sven Hauberg

Xi Jinping auf Truppenbesuch (Archivbild)
Xi Jinping auf Truppenbesuch (Archivbild): Chinas Staats- und Parteichef droht Taiwan mit der militärischen Eroberung. © Li Tao/Xinhua/Imago

China will Taiwan erobern – und bedroht damit nicht nur den demokratisch regierten Inselstaat, sondern die ganze Welt, glaubt Alexander Görlach.

München – Seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts schaut die Welt mit bangem Blick nicht nur nach Osteuropa: Der Blick hat sich geweitet, auch China ist ins Visier von Politik und Weltöffentlichkeit geraten. Denn während die meisten demokratischen Staaten die Beziehungen zu Wladimir Putins Russland auf Eis gelegt haben, hält Peking weiter zum Kreml und spricht von einer „felsenfesten“ Freundschaft zwischen beiden Ländern. Für Alexander Görlach, der sich am New Yorker Carnegie Council for Ethics in International Affairs unter anderem mit dem Machtstreben Chinas befasst, ist diese Nähe nicht verwunderlich: „Wladimir Putin und Xi Jinping wollen beide die etablierte Weltordnung verändern“, sagt er im Interview mit Merkur.de von IPPEN.MEDIA. „Wie sie denken und wie sie sich verhalten, das ist diametral entgegengesetzt zu dem, was unsere Welt heute ausmacht.“ (Das gesamte Interview lesen Sie hier.)

Putin setze seine Pläne, die bestehende Weltordnung umzustürzen, derzeit in der Ukraine „auf brutalste Weise in die Realität um“, so Görlach. Dasselbe Ziel hätten die Drohungen von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping gegenüber Taiwan: China betrachtet den demokratisch regierten Inselstaat als „abtrünnige Provinz“ und droht mit der militärischen Eroberung. Die chinesische Regierung, so Görlach, beobachte das russische Vorgehen gegen die Ukraine genau. „Die Russen haben die Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Bevölkerung unterschätzt. Peking sieht nun, was passiert, wenn die Bevölkerung eines Landes, das man angegriffen hat, nicht am Straßenrand steht und ‚Hosianna‘ singt.“ An der Entschlossenheit von Xi, in Taiwan einzumarschieren, zweifelt Görlach dennoch nicht.

Über IPPEN.MEDIA

Das IPPEN.MEDIA-Netzwerk ist einer der größten Online-Publisher Deutschlands. An den Standorten Berlin, Hamburg/Bremen, München, Frankfurt, Köln, Stuttgart und Wien recherchieren und publizieren Journalistinnen und Journalisten unserer Zentralredaktion für mehr als 50 Nachrichtenangebote. Dazu zählen u.a. Marken wie Merkur.de, FR.de und BuzzFeed Deutschland. Unsere Nachrichten, Interviews, Analysen und Kommentare erreichen mehr als 5 Millionen Menschen täglich in Deutschland.

China: Staatschef Xi Jinping folgt „dem Regelbuch jeder Diktatur“

Außerdem glaubt der Experte: „Chinas Ambitionen gehen über Taiwan hinaus.“ Das sehe man etwa im Südchinesischen Meer. Dort hält China mehrere Inseln besetzt, die laut einem internationalen Schiedsspruch den Philippinen gehören. In seinem aktuellen Buch „Alarmstufe Rot: Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Pazifik in einen globalen Krieg führt“ nennt Görlach zudem weitere Konfliktfelder, etwa Gebietsstreitigkeiten mit Japan und Südkorea.

Xi Jinping folge außerdem „dem Regelbuch jeder Diktatur: Man braucht äußere Feinde, gegen die man das Innere zusammenhält“. Hinzu kommt, dass die USA in den vergangenen Monaten mehrfach ihre Unterstützung für Taiwan geäußert haben: Im Falle einer chinesischen Invasion, so US-Präsident Biden, wolle man die Regierung nicht wie bislang nur mit Waffenlieferungen unterstützen, sondern direkt militärisch eingreifen. Wie ernst Biden es mit dieser Drohung in Richtung Peking meint, ist allerdings offen.

Deutsche Chinapolitik: „„Man ist nicht in der Lage, ein Chinabild, das man über Jahrzehnte kultiviert hat, zu verändern“

Weil Xi Jinping in den vergangenen Jahren die Drohungen gegenüber Taiwan verschärft habe, sei er nun in einer Situation, aus der es kein Zurück mehr gebe. Xi müsse handeln – „aber wie er diese Verstrickungen auflöst, in die er sich selbst gebracht hat, ist noch nicht entschieden“. So habe Chinas Präsident, der als Vorsitzender der Zentralen Militärkommission auch oberster Befehlshaber der Volksbefreiungsarmee ist, noch andere Optionen als einen Angriff auf Taiwan. Xi, so Görlach, könnte „einige der kleineren Inseln, die zu Taiwan gehören, aber ganz nah an der chinesischen Küste liegen, annektieren und das als Zurückweisung des ‚imperialistischen amerikanischen Klassenfeinds‘ – also als Sieg – deklarieren“.

Die USA hätten längst erkannt, welche Gefahren für den Weltfrieden im Westpazifik drohten. Die deutsche Bundesregierung hingegen sei „unter Olaf Scholz genauso ambitions-, fantasie- und gestaltungsfrei wie unter der Ägide von Angela Merkel“. Görlach: „Man ist nicht in der Lage, ein Chinabild, das man über Jahrzehnte kultiviert hat, zu verändern. So war das auch mit Russland.“ (sh)



Quellenlink https://www.merkur.de/politik/china-taiwan-invasion-einmarsch-russland-ukraine-krieg-konflikt-xi-jinping-wladimir-putin-91678210.html?cmp=defrss