EU und Aserbaidschan wollen Stromleitung unter dem Schwarzen Meer verlegen


Unter dem Schwarzen Meer soll Strom für Europa fließen: Aserbaidschan und die EU einigten sich auf ein Projekt, für das fast 1200 Kilometer Kabel verlegt werden müssen.
München/Brüssel – Strom für Europa durch die Tiefen des Schwarzen Meeres: Aserbaidschan soll die Europäische Union künftig über eine Leitung unter dem Meer mit Strom beliefern. Am Samstag wurde in Rumänien eine Einigung unterzeichnet, der zufolge ein 1195 Kilometer langes Kabel verlegt werden soll, das Aserbaidschan über Georgien und Rumänien mit Ungarn verbindet. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte in Bukarest: „Wir haben uns entschieden, den russischen fossilen Energieträgern den Rücken zu kehren und uns unseren zuverlässigen Energiepartnern zuzuwenden.“
Die EU bemüht sich seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine um strategische Partnerschaften, mit denen die Abhängigkeit von russischer Energie verringert werden kann. Es gehe aber nicht nur darum, mit einer neuen geopolitischen Situation umzugehen, erklärte die Kommissionschefin weiter. „Es geht auch darum, unsere Zukunft auf sauberen, bezahlbaren und sicheren Energiequellen zu gründen. Und das sind die Erneuerbaren.“ Sie begrüße deshalb, dass die Einigung großes Gewicht auf erneuerbare Energien setze.
Leitung soll 2029 in Betrieb genommen werden
Im September nächsten Jahres sollen die Bauarbeiten für das Kabel beginnen, allerdings wird es frühestens ab 2029 in Betrieb genommen werden. Nach einer Erklärung der rumänischen Präsidentschaft sieht die Übereinkunft auch eine verstärkte Zusammenarbeit bei neuen Technologien im Energiebereich, der Wasserstoffproduktion und der Infrastruktur für den Energietransit vor.
Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew begrüßte das Abkommen als „unseren Beitrag zur europäischen Energiesicherheit“ und „neue Brücke zwischen der EU und Aserbaidschan“. Auch die ungarische Seite zeigte sich erfreut. „Wir bereiten uns darauf vor, das längste elektrische Unterwasserkabel zu bauen“, sagte der ungarische Regierungschef Viktor Orban. „Wäre ich jünger, würde ich sagen, man muss Rock‘n‘Roll sein, um ein solches Kabel zu bauen.“
EU-Chefin von der Leyen erklärte überdies, das Kabel gebe Georgien die Möglichkeit, ein regionaler Energieknotenpunkt zu werden. Demnach ermöglicht das Projekt zudem die Durchleitung von Strom in Nachbarstaaten wie Moldau und unterstützt die Modernisierung des ukrainischen Stromnetzes. (cgsc mit afp)