Erdbebengebiet in der Türkei kommt nicht zur Ruhe – viele Fälle von Krätze gemeldet

Nach dem Erdbeben leben die Menschen in der Türkei in provisorischen Unterkünften. Krätze und Atemwegserkrankungen gehören dabei zu den drängendsten Problemen.
Istanbul – Die türkisch-syrische Grenzregion kommt nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei Anfang Februar nicht zur Ruhe. Nach Angaben der Hilfsorganisation „Ärzte der Welt“ leiden viele Menschen derzeit unter gesundheitlichen Problemen im Südosten des Landes – hauptsächlich Krätze und Atemwegserkrankungen.
Krätze (Skabies) ist eine durch Milben verursachte Hauterkrankung. Die Spinnentiere sind nur wenige Millimeter groß und mit dem bloßen Auge kaum sichtbar. Die Weibchen graben sich in die obere Hautschicht des Menschen ein und legen über Wochen hinweg täglich mehrere Eier, informierte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Erdbebengebiet in der Türkei: Milben verursachen Krätze-Juckreiz
Die Milben-Ausscheidungen verursachen dabei Hautreaktionen, etwa Brennen und Juckreiz. Infolge des Kratzens können sich zudem einige Hautstellen eitrig entzünden. Krätze ist hoch ansteckend – besonders bei längerem Hautkontakt. Außerhalb des Wirtes können die Milben etwa zwei Tage in Kleidung oder Bettwäsche überleben, erklärte die BZgA.

Dort, wo Menschen auf engem Raum zusammen leben, können sich die Spinnentiere besonders schnell ausbreiten. Dies ist auch in der Türkei der Fall. Da die Menschen eng zusammen leben, ließen sich die Krätzmilben nur schwer bekämpften, sagte Günter Fröschl, Vorstandsmitglied von „Ärzte der Welt“, der dpa.
„Die Behandlung würde nur gut laufen, wenn die komplette Zeltstadt behandelt wird.“ In einem solchen Fall müsse eine Massenbehandlung her, was sich jedoch in abgelegeneren Dörfer schwierig gestaltet, betonte Fröschl.
„Ein Drittel der Menschen haben Atemwegsprobleme“ – prekäre Lage im Erdbebengebiet in der Türkei
Zur Behandlung von Krätze werden in der Regel spezielle Cremes, Sprays oder Salben verschrieben. Zudem empfiehlt die BZgA Bettwäsche, Handtücher und Kleidung einmal täglich zu wachen. Allerdings leben die Menschen in der Türkei teilweise dicht gedrängt in Zelten oder Containern, schilderte der Arzt aus München.
Hinzu käme Feuchtigkeit und Kälte, die Atemwegserkrankungen fördere. „Ein Drittel der Menschen, die wir behandeln, haben Atemwegsprobleme: Fieber, Halsschmerzen, bis hin zur Lungenentzündung“, sagte Fröschl. Er und sein Team sind derzeit in der Provinz Hatay unterwegs.
Türkei: Erdbebenregion leidet unter Überschwemmungen
Die gebeutelte Erdbebenregion leidet seit Mitte März auch unter Starkregen. Straßen, Häuser und Notunterkünfte wurden von den Wassermassen geflutet. Nach dpa-Angaben sind dabei mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Besonders betroffen seien die Städte Şanlıurfa und Adıyaman.
Nach den Katastrophen in der Türkei sind viele Betroffene in umliegende Provinzen geflüchtet. Die Zahl der Einwohner:innen von Ortschaften sei um ein Vielfaches gestiegen, erklärte Fröschl. Nach Angaben der Welthungerhilfe suchten allein in der Stadt Mardin 30.000 Menschen Zuflucht. Währenddessen wächst weiterhin die Kritik an Recep Tayyip Erdogan. Zahlreiche Anwälte klagen gegen den türkischen Präsidenten. (kas/dpa)