EQT-Fonds für Tech-Start-ups sammelt über eine Milliarde Euro ein

„Hier ist der Markt noch nicht so überhitzt wie etwa im Silicon Valley“, so Doreen Huber (links vorne sitzend), Partnerin bei EQT Ventures und verantwortlich für den deutschen Markt.
(Foto: EQT Ventures)
Frankfurt Die Beteiligungsgesellschaft EQT hat in einem schwierigen Marktumfeld den Wagniskapitalfonds EQT Ventures III mit einem Volumen von insgesamt 1,1 Milliarden Euro geschlossen. Dies ist nach Angaben der Gesellschaft der größte derartige Fonds für Technologie-Start-ups in Europa in der Frühphase.
Während es Newcomer im Markt für Venture-Capital (VC) derzeit schwer haben, frische Mittel zu bekommen, vertrauen Geldgeber offenbar den etablierten Adressen wie EQT.
„Viele institutionelle Geldgeber für die VC-Fonds wollen in Europa investieren. Hier ist der Markt noch nicht so überhitzt wie etwa im Silicon Valley“, sagt Doreen Huber, Partnerin bei EQT Ventures und verantwortlich für den deutschen Markt, im Gespräch mit dem Handelsblatt.
„Wir investieren in einer Spanne zwischen einer Million und 50 Millionen Euro in Start-ups in der Früh- oder frühen Wachstumsphase. Der sogenannte ,Sweet Spot‘ für Erstfinanzierungen liegt bei fünf bis 15 Millionen Euro. Geografisch sehen wir die Schwerpunkte in den USA und in Europa“, skizziert die Expertin die Positionierung des Fonds.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Wichtig sei, dass die Unternehmer mutig seien und auch in großen Dimensionen denken könnten. „Sie sollten sich trauen, auch gegen US-Wettbewerber anzutreten“, so Huber.
Das Team habe durchweg einen unternehmerischen Hintergrund, Huber selbst hat mit 23 Jahren ihre erste Firma gegründet. Das unterscheide EQT Ventures von vielen Wettbewerbern. Die schwedische EQT-Gruppe mit der Wallenberg-Familie im Rücken ist börsennotiert und deckt mit ihren Fonds alle Wachstumsphasen eines Unternehmens ab und investiert auch in Infrastruktur.
>> Lesen Sie hier: Quantum Systems aus München erhält Thiel-Invest
Der Risikokapitalgeber EQT Ventures hat in den letzten sechs Jahren mehr als 100 Investments getätigt. Neun der Portfolio-Unternehmen haben nach Unternehmensangaben mittlerweile eine Bewertung von über einer Milliarde Euro erreicht.
Dazu zählen der Lieferservice Wolt, Small Giant Games (Onlinespiele), Einride (Mobilität), Handshake (Karrierenetzwerk), Netlify (Web-Entwicklung) und Instabox (Logistik). Letztere fusionierte jüngst mit einer Firma und heißt jetzt Instabee.
Schwerpunkte bei den Investments im Jahr 2023 werden laut EQT-Managerin Huber unter anderem die Bereiche Klima- und Nahrungsmitteltechnologien, Deeptech, Energie, Software, Daten und Infrastruktur sowie Fintechs sein.
Außerdem steht die softwarebasierte Internetwirtschaft – die sogenannte Creator-Economy der Influencer, Kreativen und Netzunternehmer – im Fokus. „Wir tätigen ausschließlich signifikante Minderheitsbeteiligungen, wobei wir immer anstreben, der sogenannte Lead-Investor zu sein“, ergänzt Huber.
Geschäftsklima im Venture-Capital-Markt auf niedrigem Niveau stabilisiert
Das Geschäftsklima auf dem deutschen Venture-Capital-Markt hat sich im Spätsommer nach dem Einbruch als Folge des Ukrainekriegs insgesamt stabilisiert, geht aus dem Investorenbarometer der Förderbank KfW und des Branchenverbands BVK hervor.
Erfreulicherweise habe die trübere Stimmung der Wagnisfinanzierer nicht ebenso abrupt auf deren Investitionstätigkeit durchgeschlagen, sagte Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK.
Die Investitionen zeigten sich im ersten Halbjahr robust. Dank der erfolgreichen Fundraising-Jahre 2020 und 2021 stünden den Gesellschaften noch erhebliche Mittel zur Verfügung, um bestehende Beteiligungen durch die aktuell schwierige Zeit zu bringen, aber auch um die sich aktuell bietenden Chancen zu nutzen.
„Die Bewertungen sind trotz der schwierigen Rahmenbedingungen am Markt immer noch sehr sportlich, gleichzeitig passen sich die VC-Märkte den rückläufigen Aktienkursen für Technologieunternehmen an. Es kommt zu einer gesunden Bereinigung bei den Preisvorstellungen“, sagt Huber von EQT Ventures. Aber natürlich sei auch klar, „dass gute Start-ups mit herausragenden Ideen immer ausreichend Kapital bekommen werden“.
Mehr: 30 Prozent weniger Gründungen – nur eine Branche entwickelt sich positiv