Digitaler Euro in den Startlöchern? Was genau das virtuelle Bargeld ist und wann das Zahlungsmittel kommt

Was sind die Vor- und Nachteile des digitalen Euro? Die EU plant die Einführung des virtuellen Bargeldes, um sich unabhängiger von internationalen Dienstleister wie PayPal zu machen.
Brüssel – Liegt die Zukunft des Geldes im digitalen Euro? Doch was ist das virtuelle Bargeld überhaupt? Wann wird das elektronische Zahlungsmittel eingeführt? Und ist das elektronische Zahlungsmittel der Anfang vom Ende für das Bargeld in Deutschland?
Die Kommission der Europäischen Union plant für das Jahr 2024 ein elektronisches Zahlungsmittel. Frühestens 2026 soll der digitale Euro genutzt werden – in allen Ländern der EU, auch wenn Expertinnen und Experten wohl von einem frühestmöglichen Start im Jahr 2028 ausgehen.
Was ist genau der digitale Euro?
Doch was genau steckt hinter der Idee des digitalen Euro? Laut Angaben der Europäischen Zentralbank solle er soll so etwas sein wie digitales Bargeld, das nicht auf einem Bankkonto, sondern in einer digitalen Geldbörse aufbewahrt wird – einem sogenannten Wallet, etwa auf dem Smartphone. Bürgerinnen und Bürger sollen ihn – wie Münzen und Scheine auch – als gesetzliches Zahlungsmittel nutzen können und digital auf das Zentralbankgeld zugreifen können.

Und was sagen die Bürgerinnen und Bürger dazu? In Niedersachsen sind die Meinungen zum digitalen Euro zwiegespalten. „Früher bin ich gerne shoppen und feiern gegangen“, sagt Celine Wizorek über die mögliche Einführung des digitalen Euro durch die EU im Gespräch mit kreiszeitung.de. „Ich bin erwachsen geworden, so die 23-jährige Mutter. Jetzt habe ich keine Lust mehr.“ Wizore liebt Bargeld und zahle nach eigener Aussage nur mit Karte, wenn sie wirklich keine Scheine oder Münzen dabei habe.
Einführung des digitalen Euro: Virtuelles Geld in einer virtuellen Geldbörse – das könnte Probleme geben
Mit digitalem Bargeld kann sie sich derzeit nicht anfreunden. Ihrer Vorstellung nach könnten durch die Einführung des digitalen Euro langfristig viele Arbeitsplätze bei Banken wegfallen, zumal viele Transaktionsgebühren wegfallen würden. Virtuelles Geld in einer virtuellen Geldbörse – das könnte Probleme geben.
Wann kommt der digitale Euro? Was versteht man unter dem digitalen Euro?
Ob und wann ein digitaler Euro ausgegeben wird, entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB). Die Notenbank will im Oktober 2023 final über eine Einführung entscheiden. Nach bisherigen Angaben der EZB könnte ein digitaler Euro frühestens im Jahr 2026 kommen, Experten gehen eher von 2028 aus.
Auch der 16-jährige Leo ist trotz seiner jungen Jahre ein Verfechter des Bargelds anstatt des digitalen Zahlungsmittels. Der Niedersachse sagt: „Bargeld ist wichtig. Und es ist praktisch.“ Seinen Pragmatismus zeigt er an einem Beispiel, wo es auf Bargeld ankomme. Wenn man ein Eis essen wolle und das Handy oder die Uhr mit dem dort integrierten Bezahlsystem sei kaputt, wäre es aus heutiger Sicht schwierig, ohne Bargeld auch nur eine Kugel zu kaufen.
Digitaler Euro als elektronisches Zahlungsmittel: Neben Kritik gibt es aber auch Zuspruch für das virtuelle Bargeld
Aileen Werner steht dem digitalen Euro als elektronisches Zahlungsmittel deutlich aufgeschlossener gegenüber. Im Gespräch mit kreiszeitung.de erklärt die 44-Jährige, dass sie am liebsten auf Bargeld verzichten würde. Sie würde sich freuen, wenn der digitale Euro als alternatives Zahlungsmittel in der EU eingeführt würde. Auch die 17-jährige Zoe gehört zu den Befürworterin des digitalen Euro. „Wenn man kein Bargeld hat“, so die Niedersächsin, „muss man zur Bank gehen.“ Diesen Weg spare man sich.
Was ist der Vorteil des digitalen Euro?
Digitales Geld, das die Zentralbank ausgibt, wäre laut Europäischer Zentralbank ein Stabilitätsanker für das Zahlungs- und Währungssystem. Ein digitaler Euro würde außerdem die geldpolitische Souveränität des Euroraums stärken und den Wettbewerb sowie die Effizienz im europäischen Zahlungsverkehr fördern.
Auch Karin Koy ist nach eigener Aussage „kein Bargeldmensch“. Sie habe maximal 50 Euro dabei. Die 60-Jährige würde sich über die Einführung eines digitalen Euro freuen. Schon jetzt zahlt sie so oft wie möglich mit Karte. Und wenn sie im Internet einkauft, nutze sie PayPal.
Wird der digitale Euro das Bargeld ersetzen?
Eine der ersten Fragen, die mögliche Einführung des virtuellen Bargelds unweigerlich mit sich bringt, ist die, ob durch den digitalen Euro das Bargeld in Europa abgeschafft wird? Die kurze Antwort heißt: Nein. Der digitale würde das Bargeld ergänzen, es aber nicht ersetzen. Es wird im Euroraum wie bisher Bargeld geben. Durch die Einführung des elektronischen Zahlungssystems soll das Bargeld sogar gestärkt und leichter verfügbar werden.
Die EU-Kommission hat erkannt, dass derzeit bereits einige Menschen wegen der Schließung von Bankfilialen und des Abbaus von Geldautomaten Schwierigkeiten haben, an Bargeld zu kommen. Daher sollen Einzelhändler künftig Scheine und Münzen auch ausgeben können, ohne dass Verbraucherinnen und Verbraucher etwas kaufen.
Virtuelles Bargeld: Die Vorteile und Nachteile des digitalen Euro
Die Vorteile des digitalen Euro liegen auf der Hand. Europa wäre im elektronischen Zahlungsverkehr nicht mehr so abhängig von ausländischen Anbietern wie Paypal, Apple Pay oder Google Pay. Die Bürgerinnen und Bürger hätten eine von der EZB ausgegebene Digitalwährung, deren Stabilität durch die Notenbank garantiert wäre. Geldwäsche könnte aufgrund des sicheren Zahlungsmittels ebenso eingedämmt werden wie die Angst vor Schäden durch Falschgeld.
Die Sorgen über die Nachteile des digitalen Euro drehen sich vor allem, um eine Obergrenze von 500 bis 3.000 Euro, auf die besonders Hausbanken drängen, um sicherzustellen, dass Verbraucher ihr Geld nicht im digitalen Geldbeutel „bunkern“. Darüber hinaus wären die Zahlungsvorgänge nicht anonym und Zinsen für das digitale Wallet auch nicht vorgesehen. Uber allem jedoch steht der Zweifel, dass das virtuelle Bargeld nicht als Zahlungsmittel angenommen wird.
In einer Ende Mai veröffentlichten Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes BdB stimmten drei Viertel der 1.008 Befragten (76 Prozent) der Aussage „sehr“ beziehungsweise „eher“ zu, ein digitaler Euro sei nicht notwendig, weil vorhandene Zahlungsmöglichkeiten ausreichten.