Die Zwickauer Hutgala ist nichts für Schlafmützen | Freie Presse


Bei einer neuen Veranstaltung gilt am Samstag in der Villa Mocc: Oben ohne kein Zutritt. Und für die Kopfbedeckungen gilt insbesondere: Von schick bis extravagant ist alles erlaubt.

Zwickau.

Hoffentlich liest das jetzt mein Chef nicht: Aber ich wollte schon immer mal den Hut aufhaben. Das ist einfach cool. Außerdem macht es größer – zumindest äußerlich.

Die erste Hutgala, die am Samstagabend in der Villa Mocca im Herzen von Zwickau stattfindet, ist jedoch nicht nur eine gute Veranstaltung für eine Gernegroß wie mich, sondern auch die ideale Abendunterhaltung für Salonlöwen, Dandys, Damen aller Art, Bäckerinnen, Schornsteinfeger, Stehlampen und meinetwegen auch Zauberer, solange die Kaninchen im Zylinder oder gleich zuhause bleiben. “Welche Kopfbedeckung unsere Gäste tragen, ist uns egal”, sagt Mocc-Geschäftsführer Marcel Kummers. Vor allem aber gilt: Oben ohne kommt niemand in die Villa.

In anderen Städten sind solche Veranstaltungen schon ein alter Hut, in Zwickau ist es der erste Versuch, den die Mocc gemeinsam mit der Five-Crown-Filiale startet. “Auf keinen Fall soll die Gala als Fasching verstanden werden – und die Halloween-Party ist auch schon vorbei”, sagt Kummers. Unter einer Gala versteht er durchaus eine Veranstaltung, die etwas edler ist und damit auch zum Ambiente in der ersten Etage passt. Dennoch muss sich niemand herausputzen wie für einen Besuch an der legendären Rennbahn Ascot. So teuer muss es nicht sein, so extravagant darf die Kopfbedeckung aber gern ausfallen. Oder besser: auffallen. Selbst mit Lampenschirmen hätte Kummers kein Problem, wenn sie geschmackvoll zum Outfit passen, oder auch Base Caps … Da zuckt er kurz mit der Braue. Doch, sagt er, geht auch. Wenn es passt.

Musik von Boogie bis House

Für diesen Abend zaubert das Team der Mocc einiges an tanzbarer Musik aus dem Hut. House, Swing und Rock’n’Roll verspricht Marcel Kummers. Außerdem hat er sich die Boogie Hechte eingeladen, ein Duo mit Klavier und kleinem Schlagzeug, das eigentlich eher Musik spielt für Männer mit Tolle auf dem Kopf und Pomade im Haar. Eine flotte Schiebermütze tut es an der Stelle sicher auch. Mit Blues und Boogie Woogie sorgen die beiden dafür, dass es den Gästen unterm Hut richtig warm wird. Möglicherweise stimmt ja im Laufe der Nacht auch jemand den Gassenhauer von dem Hut an, der drei Ecken hat. Auch so etwas gibt es: Nennt sich Dreispitz oder gern auch Nebelspalter. Der kam vor rund 350 Jahren in Mode, war besonders bei Regen praktisch und hat sich heute noch im rheinischen Karneval erhalten. Wer mag, darf ihn in der Mocc trotzdem aufsetzen, auch wenn es ausdrücklich keine Faschingsfete ist.

Was ich jetzt gar nicht gefragt habe: Hüte sind erwünscht, Kappen und Mützen geduldet. Was aber ist mit Kronen? Sind ja auch Kopfbedeckungen. Und wenn Five Crown schon als Mitveranstalter seinen Hut in den Ring geworfen hat … Ist ja nur eine Frage. Übrigens: Wer sich am Samstag ganz spontan zu einem Besuch in der Mocc entscheidet, muss nicht unbedingt zuvor Omas Stehlampe plündern, wenn die eigene Garderobe nichts hergibt. “Wir werden am Einlass eine kleine Auswahl an Hüten bereithalten. So wie es in Casinos ja auch Jackets zum Ausleihen gibt”, sagt Marcel Kummers. So ganz unter uns: Kummers trägt privat gar keine Hüte, den Hut hat er nur auf Arbeit auf und selbst das nur symbolisch. Warum eigentlich? “Kein Mützengesicht”, sagt Kummers und zuckt nur kurz die Schultern. Aber wer weiß, vielleicht ändert er seine Einstellung zu Hüten nach der Gala.

Mit dem Strohhut fing alles an

Immerhin hat er festgestellt, dass in Zwickau mehr und mehr Menschen eine Kopfbedeckung spazieren tragen. Scheint wieder in Mode zu kommen, der Hut. “Warum auch nicht”, sagt Kummers. “Es ist doch immer schön, wenn mal etwas Neues passiert.” Oder auch, wenn etwas Altes zurückkommt. Wer ganz weit in der Zeit zurückgehen möchte, besorgt sich einfach einen Strohhut. Dafür war der Stamm der Sachsen einst bekannt, ehe die Menschen hierzulande zu anderen Materialien griffen.

Derzeit im Trend sind übrigens Fischerhüte und Cowboyhüte, für Damen auch gern die Variante Selbstgehäkelt. Das ist nicht ganz so glamourös, dass es zur opulenten Dekoration in der Mocc passt, aber manchmal liegt der Reiz ja auch im Gegensätzlichen. Für den ausgefallenen Geschmack liegt in der Mocc mindestens ein goldener Hut bereit, allerdings ist der nicht aus Metall.

Die erste Zwickauer Hutgala findet am Samstag in der Villa Mocc statt. Beginn ist 22 Uhr. Eintritt nur in angemessener Kleidung und mit Hut.



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