Deutschland hat einen „Quantensprung“ gemacht

Ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat der scheidende ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, die deutsche Unterstützung für sein Land gelobt. „Deutschland hat in diesem halben Jahr des Kriegs einen Quantensprung gemacht“, sagte Melnyk am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. „Wenn ich bedenke, dass wir am Anfang über Helme gestritten haben, heute liefert Deutschland auch schwere Waffen, und das ist gut so“, sagte Melnyk. Denn leider seien Verhandlungen und Frieden nur über militärische Erfolge Kiews zu erreichen.
Auf seine frühere drastische Kritik an Berlin und seine teilweise beleidigenden Äußerungen auch über Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ging Melnyk in dem Interview nicht ein. Er sagte lediglich, er stehe dazu, dass die deutsche Politik „wachgerüttelt wurde“ aus dem eigenen „Traum, dass alles gut ist“. Inzwischen sei auch Deutschland klar, dass alles unternommen werden müsse, um der Ukraine zu helfen.
Melnyk: „Wir Ukrainer werden jahrzehntelang dankbar sein“
Die Ukraine schätze es, dass Deutschland jetzt bereit sei, „uns unter die Arme zu greifen“. Der scheidende Botschafter schloss in sein Lob auch ausdrücklich die SPD ein, deren Russland-Kurs er zuvor immer wieder scharf kritisiert hatte. Die Debatte, dass die Unterstützung innerhalb der deutschen Bevölkerung angesichts der steigenden Energiepreise nachlassen könnte, verfolgt Melnyk nach eigenen Worten „mit Sorge“. Er hoffe aber, dass diese Unterstützung „dermaßen robust bleibt, dass die Ukraine nicht fürchten muss, im Stich gelassen zu werden“. Letztendlich gehe es in dem Krieg um die Verteidigung der demokratischen Werte.
Er glaube nicht, dass Deutschland eine Kehrtwende vollziehen werde, sagte Melnyk, der noch bis Oktober Botschafter in Berlin ist. „Wir zählen auf die riesige Empathie und Unterstützung der Menschen, die wir erfahren haben“. Seine Landsleute seien mit offenen Armen aufgenommen worden, und „dafür werden wir, die Ukrainer, jahrzehntelang dankbar sein“.
