Das wissen wir über den mutmaßlichen Mörder


Der Tod von Ayleen erschüttert. Die 14-Jährige war tagelang vermisst. Ihre Leiche wird 300 Kilometer weit vom Wohnort gefunden. Der mutmaßliche Mörder ist den Behörden schon lange bekannt.
Freiburg – Im Mordfall Ayleen sind zunächst noch viele Fragen offen, wie Todesursache, möglicher Tatort und Motiv. Doch ein Tatverdächtiger sitzt in Untersuchungshaft, wegen Entziehung Minderjähriger, sexuelle Nötigung und Mord in Verdeckungsabsicht. Der 29 Jahre alte Deutsche bestritt zunächst die Tat und schweigt. Der mutmaßliche Täter ist kein Unbekannter. Schon als Jugendlicher, im Alter von 14 Jahren, soll er ein elfjähriges Mädchen von hinten angegriffen haben.
Zehn Tage suchte die Polizei nach der vermissten 14-jährigen Schülerin aus Gottenheim (Baden-Württemberg). Dann wird ihre Leiche an einem See in Hessen entdeckt. Am selben Tag nehmen die Ermittler den 29-Jährigen fest. Der mutmaßliche Täter ist ein vorbestrafter Sexualstraftäter.
Mordfall Ayleen – Wurde der Tatverdächtige unzureichend überwacht?
„Es handelt sich um einen 29-jährigen deutschen Staatsangehörigen, der als Jugendlicher im Jahr 2007 wegen eines versuchten Sexualdelikts in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht wurde. Die Unterbringung dauerte 10 Jahre und wurde 2017 beendet“, sagte Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer, Leiter der Staatsanwaltschaft Freiburg, vor Journalisten am Montag. Weitere Informationen zum Täter, seinem Job und das familiäre Umfeld ließen die Ermittler offen.
Nach Angaben der Behörden wurde der Tatverdächtige nach seiner Entlassung 2017 unter Führungsaufsicht gestellt. Nahm am Integrationsprogramm für Sexualtäter teil, das deren Rückfallrisiko senken soll. Das Programm lief für den Mann im Januar 2022 aus.
Offenbar schaute sich der Mann nach einem neuen Opfer um, wie die Berichte des Freiburger Kriminaldirektors Arno Englen nahelegen. Er und das Mädchen kannten sich aus wochenlangen Chats in den sozialen Netzwerken und über das Online-Spiel Fortnite. Unmengen an Daten und Chatprotokolle müssen noch ausgewertet werden. Doch die Internetdaten der 14-Jährigen führten zum Tatverdächtigen.
Durch Handyortungen haben die Ermittler herausgefunden, dass der Tatverdächtige sich in der Nacht auf Freitag (22. Juli) längere Zeit am Teufelsee im Wetteraukreis (Hessen) aufgehalten habe. Daraufhin wurde das Gebiet des Sees am 29. Juli mit Polizeihubschraubern abgesucht. Auf dem See trieb ein Leichnam.
- Laut den Ermittlern hatte der 29-jährige Ayleen am 21. Juli mit seinem Auto nach Hessen gebracht. Ob das Mädchen freiwillig einstieg, weiß die Polizei nach eigenen Angaben noch nicht. Auswertungen weiterer Daten und Chatprotokolle stehen noch an.
- Das Handy des Tatverdächtigen war in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli am Teufelsee in einer Funkzelle eingeloggt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass in dieser Nacht „etwas passiert ist“.
- Die Polizei durchsucht am Donnerstag (28. Juli) die Wohnung des 29-jährigen Tatverdächtigen. Dabei wurden Gegenstände der vermissten 14-Jährigen gefunden.
- Am Freitag (29. Juli) nehmen die Ermittler den Tatverdächtigen fest. Der Beschuldigte bestreitet zuerst die Tat und schweigt seitdem.
- Am selben Tag (29. Juli) wird eine Leiche am Teufelsee entdeckt. 24 Stunden später steht mittels DNA-Analyse zweifelsfrei fest, dass es sich um die vermisste 14-jährige Ayleen aus Baden-Württemberg handelt.
Der Leichnam der 14-Jährigen trieb wohl tagelang im Wasser. Das erschwert die Arbeit der Rechtsmediziner. Eine erste Obduktion brachte keine Ergebnisse. Die Todesursache ist zunächst noch offen. Bisher fehlt eine Spur zum möglichen Tatort. Die Ermittler stehen noch vor vielen Fragen.
Kripo-Chef: „Ayleen war ein schüchternes Mädchen“

„Ayleen war ein schüchternes Mädchen, das sich sehr um ihren kleinen Bruder kümmerte“, sagte Kriminaldirektor Arno Englen auf der Pressekonferenz am Montag. Er wies darauf hin, dass sich die 14-Jährige ganz normal wie viele Jugendliche auch in den sozialen Netzwerken bewegte.
Der Fall der jungen Ayleen bringt das Thema Cyberkriminalität auf den Tisch. Bayerns Digitalministerin Gerlach erklärt, worauf geachtet werden muss.
Große Trauer um 14-jährige Schülerin aus Gottenheim

Die Trauer in der Weinbaugemeinde Gottenheim (Baden-Württemberg) ist groß. „Es ist das Schlimmste eingetreten, was überhaupt in solch einem Falle eintreten kann. Ganz Gottenheim steht unter Schock“, sagte Bürgermeister Christian Riesterer, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. (ml)