Das eingespielte Kollektiv ist zum Saisonstart der große Vorteil von Alba Berlin


Nach dem überraschenden Euroleague-Sieg in Mailand starten die Berliner im Pokal gegen Bonn am Montag in eine herausfordernde Vier-Spiele-Woche.

Überragende Teamleistung: Tamir Blatt (beim Wurf) konnte mit Alba Berlin in der Euroleague einen überraschenden Sieg in Mailand feiern.

Überragende Teamleistung: Tamir Blatt (beim Wurf) konnte mit Alba Berlin in der Euroleague einen überraschenden Sieg in Mailand feiern.Imago/Simone Lucarelli

Die ersten Wochen in einer Basketballsaison sind vergleichbar mit dem Zusammensetzen eines Puzzles. Egal, wie viele Teile es sind: Den Rand des späteren Motivs hat man schnell beisammen, die Details, die innenliegenden Puzzleteile, die das Gesamtbild vervollständigen, benötigen die meiste Zeit. Da wird gedreht, verschoben und etliche Male geschaut, welche Ecke an die andere passt.

Übertragen auf den Basketball stellen die Spieler, die über den Sommer hinaus in einem Verein geblieben sind, den Kern eines alljährlich neu zusammenzubauenden Mannschafts-Puzzles dar. Unabhängig von ihren Rollen, Leistungsträger oder Entwicklungsspieler, sind sie die Konstanten, von denen ein Trainer weiß, was er bekommt, wie er sie einzusetzen hat. Umgekehrt kennen diese Spieler das System des Coaches sowie das Umfeld des Vereins und wissen, was von ihnen erwartet wird.

Nur ein Spieler hat Alba Berlin im Sommer verlassen

Je weniger Spieler den Verein verlassen haben, desto schneller ist das Puzzle zusammengesetzt, umso schneller funktioniert eine Mannschaft, kann an anderen Dingen als am Zusammenspiel gearbeitet werden. Das Puzzle Alba Berlin war für Trainer Israel Gonzalez in diesem Sommer schnell zusammengesetzt. Lediglich Oscar da Silva hat die Mannschaft verlassen, mit Gabriele Procida und Yanni Wetzell wurden lediglich zwei neue Spieler verpflichtet. Im Ergebnis der noch jungen Saison liest sich diese Konstanz im Kader so: fünf Siege aus fünf Spielen.

Gerade der jüngste 80:74-Sensationssieg beim Euroleague-Auftritt in Mailand nach Verlängerung war ein Triumph des eingespielten Alba-Kollektivs gegen eine mit Superstars gespickte Mannschaft, die als großer Favorit auf den Titel am Ende der Saison gilt. Ein Titelaspirant, der durch viele Kaderbewegungen im Sommer das Puzzle aber noch nicht zusammengesetzt hat und noch auf der Suche nach der eigenen Identität ist. Mehr als überzeugend verlief aus Alba-Sicht zuvor schon der Auftakt in der europäischen Königsklasse in eigener Halle gegen Partizan Belgrad, bei dem eine ebenfalls individuell stärker einzuschätzende Mannschaft keine Chance gegen ein Berliner Team hatte, das in den vergangenen Jahren eine klare Identität gefunden hat.

In Mailand nun ließ selbst der Ausfall von Ben Lammers, Marcus Eriksson und das aus Belastungsgründen erfolgte Aussetzen von Maodo Lo der Mannschaft von Alba Berlin nichts von dieser Identität einbüßen. In zwei Corona-Jahren, in denen so ziemlich jeder Spieler mal über einen kürzeren oder längeren Zeitraum verletzungs- oder krankheitsbedingt fehlte und ersetzt werden musste, hat der amtierende deutsche Meister und Pokalsieger so ziemlich jede Personalkonstellation durchgespielt und kann damit auf jeden Ausfall reagieren. Wenn Alba Berlin also am Montagabend um 19 Uhr in der Arena am Ostbahnhof im Achtelfinale des BBL-Pokals auf Bonn trifft, wird Israel Gonzalez einen bereits erprobten Lösungsansatz dafür haben, dass möglicherweise Nationalspieler Lo erneut nicht zum Einsatz kommen kann.

Hohe Belastung: Sorgen um Einsatz von Maodo Lo

Offenbar als Folge einer hohen Belastung in den vergangenen zwei Jahren mit Sommern, in denen er mit der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen und der Europameisterschaft aktiv war und wenig Zeit zur Regeneration hatte, plagen den Spielmacher derzeit Sprunggelenkprobleme. „Das macht uns Sorgen. Er konnte die Woche nicht trainieren, hatte Schmerzen, wenn er es versucht hat. Wir müssen jetzt von Tag zu Tag schauen“, erzählt Sportdirektor Himar Ojeda.

Bloß gut, dass es sich bei Jaleen Smith, der im vierten Viertel vom Spielfeld humpelte, lediglich um einen Krampf und keine schwerwiegende Verletzung handelte. Denn: In einer Woche, in der das Pokalspiel gegen Bonn nur der Auftakt für drei weitere Partien am Mittwoch (Panathinaikos Athen), Freitag (bei Anadolu Istanbul) und Sonntag (Heidelberg) ist, kann selbst ein bereits zusammengesetztes Mannschafts-Puzzle, ein eingespieltes Kollektiv, an seine Grenzen stoßen.



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