Bürgermeister Bernhard Schäfer Valley im Interview: „Menschen sind dünnhäutiger geworden“


Die Bürgermeister haben Halbzeit. Wie hat Valleys Rathauschef Bernhard Schäfer (FWG) die ersten drei Jahre seiner Amtszeit erlebt? Im Interview stellt er fest, dass die Pandemie manche Menschen sehr grundlegend verändert hat.
Valley – Drei Jahre ist es her, da legte Bernhard Schäfer sein gewohntes Werkzeug beiseite und tauchte ein in eine ganz neue Herausforderung: Aus einem selbstständigen Schreinermeister wurde der Bürgermeister von Valley. Offiziell erfolgte der Amtsantritt im Mai 2020, die Corona-Pandemie verhinderte aber lange direkten Kontakt zu Bürgern. Inzwischen jedoch weiß der 58-Jährige, wie es sich anfühlt, ein Gemeindeoberhaupt im „Normalbetrieb“ zu sein.
Herr Schäfer, Sie sind seit drei Jahren im Amt. Ist das Bürgermeistersein so, wie Sie es erwartet haben, und macht es noch Spaß?
Bernhard Schäfer: Ich habe mich vor meiner Kandidatur intensiv mit meinem Vorgänger Andreas Hallmannsecker ausgetauscht. Er hat früh angekündigt, dass er nicht mehr antreten will. Und ich war bereits zwölf Jahre im Gemeinderat. Wirklich überraschend war also nichts, aber die Tiefe der Themen ist als Bürgermeister freilich anders. Doch ja, ich mache es immer noch sehr gerne.
Die äußeren Umstände seit der Kommunalwahl 2020 – erst die Corona-Pandemie und jetzt der Ukraine-Krieg – waren bei Ihrer Kandidatur nicht vorhersehbar. Was hat das mit Ihnen gemacht?
Bernhard Schäfer: Der Amtsantritt im Lockdown, das war wirklich nicht schön. Es war sehr schade, weil man gar nicht mit den Bürgern zusammenkommen konnte, sondern abgeschottet im Büro saß. Und dann der Ukraine-Krieg, das war wie vom Regen in die Traufe. Wir sind praktisch seit drei Jahren immer im Krisenmodus. Aber das trifft ja alle, also müssen wir das Beste daraus machen.
Mit den Bürgern kommen Sie ja jetzt wieder mehr zusammen. Sind öffentliche Anlässe schon ein bisschen mehr Routine?
Bernhard Schäfer: Ja, das stimmt, die Anlässe sind deutlich mehr geworden, man bekommt mit jedem Termin mehr Routine. Erst kürzlich war ich bei einem 80. Geburtstag zum Gratulieren. Solche Besuche machen schon Spaß und sind eine willkommene Abwechslung.
Was sind die weniger angenehmen Seiten Ihres Amts?
Bernhard Schäfer: Mir kommt es so vor, als wären die Menschen seit Corona dünnhäutiger geworden. Das bekommen wir im Rathaus bisweilen zu spüren. Ich glaube, die Pandemie hat da etwas mit den Menschen gemacht, dass sie so reagieren.
Der neue Gemeinderat startete ja auch im Corona-Lockdown. War das „Zusammenwachsen“ dadurch schwieriger?
Bernhard Schäfer: Zum Glück nicht, es war von Anfang an ein gutes Miteinander im Gemeinderat. Jeder ist sehr professionell mit der schwierigen Situation umgegangen. Sicher war es für uns auch ein Vorteil, dass man sich im Vorfeld schon kannte.
Nach der schwierigen Anfangszeit hat sich bald ein erster Bürger-Arbeitskreis gebildet. Freut Sie das?
Bernhard Schäfer: Auf alle Fälle. Den Arbeitskreis Energie gab es ja eigentlich schon, aber er wurde jetzt wieder richtig reaktiviert und ist nun sehr stark in die Gemeinderatsarbeit eingebunden. Die Mitglieder bringen viele Kenntnisse mit, und es wäre ja unklug, diese Expertise von außen nicht zu nutzen. Sie werden schon eingespannt und ich gebe ihnen gerne Aufgaben (lacht).
Können Sie sich vorstellen, erneut zu kandidieren?
Bernhard Schäfer: Wenn man schaut, wie sich die Welt in den letzten drei Jahren verändert hat, wie soll man da drei Jahre in die Zukunft schauen? Aber wenn ich gesund bleibe und den Spaß am Amt nicht verliere, dann kann ich es mir schon vorstellen.
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