Blondinen – Haarfarbe als Mittel zur Macht?


“Die Geburt der Venus” von Sandro Botticelli ist eines der berühmtesten Gemälde der Welt und zeigt eine ikonografische blonde Göttin.© picture alliance / dpa / Fredrik Von Erichsen
“Wir haben eine lange Kulturgeschichte, in der blond für etwas Außergewöhnliches und besonders Gutes steht”, so Junkerjürgen weiter. Auch auf politischer Ebene gab es unter Königen und Kaisern falsche Blondinen, die sich der kulturellen Aufladung der Haarfarbe bedienten.
“Das blonde Dummchen”
“Im 20. Jahrhundert hat vor allem der klassische Hollywood-Film die Blondsymbolik erweitert”, erklärt Junkerjürgen und bezieht sich auf das Genre der Blondinenwitze, die meist auf die Filmrollen der Schauspielerin Marilyn Monroe zurückgehen. Sie verkörperte häufig “das blonde Dummchen” und gilt als “prototypische Blondine der Filmgeschichte”, so der Romanist weiter. Dabei war Monroe keine natürliche Blondine, sondern brünett. Erst mit dem Bleichen ihrer Haare habe sie an Einfluss und Status gewonnen.

Der Filmtitel “Blondinen bevorzugt” des Streifens von 1953 mit Jane Russell und Marilyn Monroe kann als Beispiel für die ikonografische Aufladung einer Haarfarbe gesehen werden.© picture alliance / United Archives / IFTN
Cottoms These zur Darstellung politischer und sozialer Überlegenheit mithilfe von Blondierung stimmt Junkerjürgen allerdings nur eingeschränkt zu. Zwar stehe blondes Haar im amerikanischen Kontext noch heute für Macht und Überlegenheit, Cottom unterschätze aber den Einfluss und die Werbung der Haarfärbeindustrie in den 60er-Jahren, kritisiert er. Allein dadurch sei das Haarefärben – zumindest für Frauen – salonfähig geworden.
Cottoms generelle Kritik hält der Romanist für überzogen. “Man muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn man sich die Haare färbt”, sagt er. Außerdem dürfe nicht jede Haarfärbung automatisch als politischen Akt verstanden werden, so Junkerjürgen zur Debatte um People of Colour mit blondiertem Haar.