Benedikt-Vertrauter bald Erzbischof in Bayern? Spannung um Gänswein steigt


Seit über einem halben Jahr steht das Erzbistum Bamberg ohne Erzbischof da. Diverse Namen kursieren, darunter auch ein sehr prominenter.
Bamberg – Vor gut einem halben Jahr wurde die überraschende Personalie verkündet: Papst Franziskus nahm das Rücktrittsgesuch des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick an. Obwohl diesem noch zwei Jahre bis zum offiziellen Rentenalter für katholische Bischöfe fehlten. Er wolle aber einem Jüngeren Platz machen, hatte Schick erklärt.
Benedikt-Vertrauter Gänswein bald in Bayern? „Spannung wächst“
Seitdem wird gerätselt: Wer wird denn nun neuer Erzbischof? Bamberg ist kein unbedeutendes Bistum, bayerische Stimmen haben in der katholischen Kirche in Deutschland traditionell ein starkes Gewicht. „Nach einem halben Jahr Sedisvakanz wächst natürlich die Spannung, wer der neue Erzbischof wird und wann die Entscheidung fällt“, sagt der Sprecher der Erzdiözese, Harry Luck. „Wir schauen auch nach Paderborn, wo der Bischofsstuhl ja schon einen Monat früher frei geworden und noch kein Nachfolger ernannt ist.“
Wenn es um Kandidaten geht, fällt auch immer wieder ein prominenter Name: Georg Gänswein, langjähriger Privatsekretär des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt. Der 66-Jährige braucht einen neuen Job – Medienberichten zufolge hat ihm der Papst eine Rückkehr nach Deutschland nahegelegt. Und da er Erzbischof ist, muss für ihn eine adäquate Stelle gefunden werden.
Also das fränkische Rom statt des Originals? Bamberg wurde – wie auch Rom – auf sieben Hügeln erbaut und wird deshalb gerne mit der italienischen Metropole verglichen. Sollte es so weit kommen, dürften reformorientierte Kräfte wohl wenig erfreut reagieren. Gänswein gilt als konservativ und sieht durch den Synodalen Weg die Einheit der Kirche in Gefahr.
Papst ist bei der Bamberg-Entscheidung frei – Gänswein nicht der einzige Kandidat
Gemäß dem Staatskirchenvertrag zwischen Bayern und dem Vatikan ist der Papst bei der Ernennung eines neuen Erzbischofs frei in der Entscheidung. Es wird zwar vom Domkapitel eine Liste geeigneter Kandidaten angefertigt, daran gebunden ist Franziskus aber nicht.
Die Spannung steige im Erzbistum, beschreibt Günter Heß, Chef des Diözesanrats, die Stimmung. Man erhoffe sich vom neuen Erzbischof eine „offene Zusammenarbeit auf der Grundlage der Beschlüsse des Synodalen Wegs“. Wer auch immer Schick nachfolgt, wird sich auch im beschaulichen Bamberg den zahlreichen Krisen der katholischen Kirche nicht entziehen können: Die Austrittszahlen sind hoch, immer wieder kommen Missbrauchsfälle ans Licht, bei Reformfragen stehen sich progressive und konservative Kräfte ziemlich unversöhnlich gegenüber.
Neben Gänswein kursieren weitere Namen: Im bayerischen Episkopat würde der Wechsel nach Bamberg für Bischof Franz Jung (56) aus Würzburg oder für Bischof Stefan Oster (57) aus Passau einen Aufstieg zum Erzbischof bedeuten.
Kathrin Zeilmann