Anja Rützels Kolumne: Abschied von der Flauschbubble

Amber Heard ist nicht mehr auf Twitter, ein Royal zieht ins Dschungelcamp, und Helene Fischer will keine Schlagerqueen mehr sein – was für eine Woche!
Schräger Gastauftritt: Mike Tindall. AP
Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Es ist leider nicht besonders originell, aber wie viele andere Menschen war ich schwerst genervt von Elon Musk. Für mich ist Twitter tatsächlich eine Art digitale Heimstatt, in der ich meinen Blutdruck je nach Bedarf schneller hoch- oder runterfahren kann, als es mir mit Medikamenten möglich wäre: Dort habe ich ein Sortiment galliger Accounts, über deren Auswürfe ich mich wahnsinnig aufregen kann, aber eben auch eine Flauschbubble, die mir gut zuspricht, wenn ich dringend warme Worte lesen muss. Nachdem Musk nun also Twitter gekauft hat, demonstrierte er vergangene Woche gleich mal seine bulldozerartigen Trollskills und verkündete, Leute mit verifizierten Accounts künftig dafür zur Kasse bitten zu wollen – also dafür, dass Twitter bestätigt, dass sie wirklich sind, wer sie zu sein vorgeben. Er rüpelte dann auch noch Stephen King direkt an, als der diese Idee ähnlich lachhaft fand wie ich.
Musks Exfreundin Amber Heard soll nun auch seinetwegen ihren Twitteraccount gelöscht haben – zumindest ist das eine Theorie.
Ja, es gibt noch kein offizielles Statement dazu, warum ihr Kanal verschwunden ist. Es könnte natürlich auch sein, dass sie sich nach der Gerichtsschlacht mit ihrem Ex-Mann Johnny Depp vernünftigerweise einfach ein bisschen Abstand von Social Media gönnen will. Aber, und das ist wirklich bitter: Man könnte sich leider auch vorstellen, dass Musk als eine seiner ersten Amtshandlungen erst mal kindisch alle Accounts löschen ließ, deren Besitzer und Besitzerinnen mal gemein zu ihm waren.
Sehen Sie es positiv: Wenn Sie nun vielleicht auch weniger Zeit auf Twitter verplempern, haben Sie dafür mehr Kapazitäten für das britische Dschungelcamp, das am Wochenende startet. Ein Kandidat dürfte Sie ja besonders interessieren, nehme ich an.
Wenn Sie Boy George meinen, knallt es gleich – denn ich hatte auch als Jungrützel schon einen ambitionierteren Musikgeschmack. Wenn Sie auf den britischen Ex-Gesundheitsminister Matt Hancock anspielen, der ebenfalls ins Camp zieht, überschätzen Sie mein Interesse für Inselpolitik – wobei ich es schon ulkig finde, dass er für seine Teilnahme aus der konservativen Parlamentsfraktion geflogen ist (und sich damit verteidigte, er wolle im Dschungelcamp für seine Kampagne zur Lese- und Rechtschreibförderung werben). Ich schätze aber, Sie meinen Mike Tindall, den Schwiegersohn von Prinzessin Anne, also den angeheirateten Neffen von König Charles III. Ich war durchaus überrascht, dass der ehemalige Rugby-Nationalspieler sich dem Trashgenre an den Hals wirft, andererseits hatten Charles und Camilla im Sommer auch einen schrägen Gastauftritt in der Dauerserie „Eastenders“. Und ich denke nicht, dass Tindall übermäßig indiskret auftreten wird, denn ich höre gelegentlich seinen Rugby-Podcast. Und darin sprach er nach dem Tod von Queen Elizabeth II. offen, aber auch komplett manierlich über die Trauerzeit in der königlichen Familie.
Apropos Elizabeth: Kommende Woche soll der Führerschein der verstorbenen Königin versteigert werden, der aus ihrer Zeit beim britischen Militär stammt – als Kronprinzessin hatte sie ja während des Zweiten Weltkriegs ihren Militärdienst absolviert. Werden Sie mitbieten?
Eher nicht, vor allem, weil man sich ausmalen kann, dass der ursprünglich angesetzte Erlös von 2000 Pfund lockerst vervielfacht werden dürfte. Falls aber irgendwann noch ihre Barbourjackensammlung unter den Hammer kommen sollte, stehe ich sofort parat. Ich konnte ihr nach langer Second-Hand-Läden-Hatz ja irgendwann mal eines ihrer typischen Hermès-Halstücher nachkaufen, natürlich mit Hundekopfmuster, und eine Original-Queen-Wachsjacke würde das perfekte Gassioutfit komplettieren.
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Sie hasst es, wenn man sie „Schlagerqueen“ nennt, erklärte sie gerade in einem Interview: Schließlich sei ihr Sound heute „viel urbaner, zum Teil auch rockiger“. Gut und schön, aber den Titel „Queen of Metal“ kann sie sich trotzdem abschminken, so lange Doro Pesch regiert.
Die Fragen stellte Christian Seidl.
Anja Rützel ist freie Autorin und schreibt vor allem über Fernsehen und Tiere. Für die Berliner Zeitung am Wochenende beobachtet sie die wunderliche Welt der Promis.