Ältere sollen länger arbeiten – aber nicht bei uns


Eine schriftliche Anfrage des Linken-Abgeordneten Victor Perli zeigt: In der Bundesverwaltung hat man über 60 kaum eine Chance.

Wer über 60 ist, kriegt einen neuen Job eher im Handwerk als bei der Bundesverwaltung. 

Wer über 60 ist, kriegt einen neuen Job eher im Handwerk als bei der Bundesverwaltung. imago stock&people

Die Bundesregierung wirbt vehement dafür, dass Arbeitnehmer möglichst lange arbeiten und nicht bereits mit 63 oder 64 Jahren in Rente gehen. Einstellen möchte man Arbeitnehmer über 60 in der Bundesverwaltung aber nicht unbedingt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage des Bundestagsabgeordneten Victor Perli (Linke) hervor.

Danach hat die Bundesverwaltung im vergangenen Jahr insgesamt 20.810 Neueinstellungen vorgenommen. Unter ihnen waren aber gerade mal 244 Personen älter als 60 Jahre. Das entspricht einem Anteil von 1,17 Prozent. In einem Bericht der Agentur für Arbeit aus dem Jahr 2022 heißt es, dass die Chance auf einen neuen Job älterer Menschen, die arbeitslos werden, nur halb so groß ist wie die im Durchschnitt über alle Altersklassen.

„Ältere sind etwas seltener im Bereich Information und Kommunikation sowie dem Gastgewerbe beschäftigt“, heißt es in dem Bericht. „Relativ häufig werden sie dagegen in der Öffentlichen Verwaltung beschäftigt.“ Allerdings wohl eher dann, wenn sie schon lange Jahre dort engagiert sind. Das Interesse, neue Kolleginnen und Kollegen über 60 Jahre anzuheuern, ist zumindest in der Bundesverwaltung sehr gering, wie die Zahl aus der Anfrage von Victor Perli zeigt.

Dieser wirft der Bundesregierung indirekt Doppelmoral vor. „Der Bund stellt kaum ältere Arbeitnehmer ein. Das sagt viel über die Forderung von Kanzler Scholz und der FDP aus, Über-60-Jährige länger arbeiten zu lassen“, so Perli am Donnerstag. „In Wahrheit haben Ältere oft keine Chance mehr auf einen neuen Job – nicht einmal in der Bundesverwaltung.“ In vielen körperlich anstrengenden Berufen könnten sie auch nicht länger arbeiten. Daher sei jede Erhöhung des Renteneintrittsalters zuallererst eine Rentenkürzung. „Wer fehlenden Fachkräften entgegenwirken will, muss für attraktivere Arbeitsbedingungen mit höheren Löhnen sorgen und den Niedriglohnsektor abschaffen“, so Perli weier. „Das erhöht auch die Einnahmen der Rentenversicherung.“



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