Altenerdinger Kolpingsfamilie brilliert in vier Aufführungen Starkbierfest Mx Gotz zweite Stammstrecke


In Enthaltsamkeit üben mussten sich die Freunde des intellektuell anspruchsvollen Starkbierfests – ganze fünf Jahre blieb die Kolpingsbühne im Altenerdinger Pfarrheim leer. Doch nun waren Fastenpredigt und Singspiel zurück.
Erding – Sie bescherten der Kolpingsfamilie bei der zwölften Auflage an vier Abenden ein volles Haus – und zu recht viel Applaus.
Fastenprediger gab’s heuer gleich zwei: Helmut Trinkberger am ersten Wochenende und dann Hermann Bendl als Frater Hermann. Nachdem alle Starkbierredner heuer aus unerfindlichen Gründen das Erdinger Stadtratsspektakel zu Beginn der Wahlperiode ausgelassen hatten, konnte sich Autor und Gesamtleiter Ludwig Grill noch gut erinnern.
„In der Stadt Erding mit glei neun Parteien muass mancher Platzhirsch banga, ob am Ende für eahm aa die Stimmen no g’langa. Da war Feuer am Dach, an schöna Gruaß, wenn sogar der Haupthirsch in die Stichwahl muaß.“ Als bekannt wurde, dass die CSU vier Sitze verloren hatte, „da ahnt vielleicht so mancher scho: Jetzt fangen unruhige Zeiten o.“ Und dann erinnerte Bendl süffisant daran, wie ein CSU-Bewerber nach dem anderen bei der Anti-CSU-Koalition durchgefallen sei, darunter Zweiter Bürgermeister Ludwig Kirmair. Doch nun sei alles wieder beim Alten: „In der Stadt hat der OB inzwischen schlicht seim rebellischen Stadtrat d’Wadl wieder nach vorne g’richt.“ Auch an die Landrats-Stichwahl erinnerte er: „Der Schreiner packt sei Chance beim Schopf und liefert dem Bayerstorfer ein Rennen Kopf an Kopf.“

Auch wenn er gar nicht über Corona reden wollte, nahmen drei Jahre Pandemie keinen unwesentlichen Teil der Fastenpredigt ein – freilich auf humorvolle Weise. Einer im Publikum meinte: „Ja, heute könn’ ma drüber lachen.“ Dabei konnte Bendl dem Altenerdinger Pfarrer Vogler einen Seitenhieb nicht ersparen: Im Lockdown „war in da Kirch ois dabei, von Zuasperrn komplett bis Gottesdienst-Live-Streaming im Internet. Z’Oidarding hat der Pfarrer Vogler, auch wenn’s vielen nicht gefällt, die Präsenzgottesdienste vorübergehend eingestellt und Liveübertragungen gar ned erst probiert.“
Kritik übte Bendl an der Impfkampagne des Landkreises: „Koaner hod gwusst, wann bin i denn dro? Und eigentlich, da fragt ma sie scho: Zum Volksfest kriagt jeder Rentner ohne Frag’ automatisch a Einladung zum Seniorentag, aber wenn’s um a wichtige Impfung geht, da schickt ma so a Briaferl ned.“
Dann schwenkte die Fastenpredigt auf die Schiene. Frater Hermann äußerte die Sorge: „Bei der zwoaten Stammstreck, da sag i ja immer, de erlebn mia wahrscheinlich alle mitnander nimmer.“ Bahn und Staatsregierung müssten sich an Erding orientieren: „De soll’n sie amoi a Beispiel am Gotz Max nehma, dem is’ beim Rathaustunnel nix dazwischen kemma, koa Kritik, koane neugierigen Fernsehstationen, und erst recht nicht die Kosten von achteinhalb Millionen. Allen hat er die Flügel g’stutzt, der Tunnel is aus’baggert, eröffnet und wird a scho g’nutzt.“
Die Senkung der Temperaturen in den Büros wegen der Energiekrise, befand Frater Hermann, sei keine Herausforderung gewesen. „Des kunn’ uns doch gar nimmer stressen: Zwoa Winter lang san ma vor offene Fenster g’sessen, damit die Coronaviren zum gesundheitlichen Wohle an Hof außa kenna ham mit ihre Aerosole.“
Und dass die nächtliche Beleuchtung auch an öffentlichen Kunstwerken abgestellt wurde, sei mitunter gar nicht so verkehrt – muss man sie nicht mehr sehen. Allerdings bedauerte Bendl, dass auch beim Leuchtturm im Stadtpark die Lichter ausgegangen seien: „Jetzt ist der Schiffsverkehr auf der Sempt scho ganz schwer gehemmt.“ Zur Sempt merkte er an: „Es haun an Haufa Leut aufn Putz und debattiern eifrig über’n Hochwasserschutz, was bisher vor allem dazu führt, dass nirgendwo irgendwas passiert.“ Was er nicht versteht: dass bei aller Untätigkeit das Petersbergbrückerl gleich nach der Flut 2013 abgerissen worden sei. Und an die Stadt appellierte er, beim Wiederaufbau des Mayr-Wirt endlich Gas zu geben.
Künstlerisch hochwertig geriet einmal mehr das Singspiel, eine Komposition von Grill und musikalischem Leiter Franz Maier. Grill hatte einen Parforce-Ritt durch Landes-, Bundes- und Europapolitik geschrieben, und Maier die Zeilen in Lieder eingebettet. Gesanglich perfekt umgesetzt wurde es von Maier, Benedikta Unangst, Hubert Daimer und Peter Fleischer. Über korrupte Politiker hieß es etwa: „Politik ist ein Nehmen und ein (sich was) Geben (lassen). Bei Corona habe Söder „ganz Bayern inhaftiert“. Am Ende gab es – verdient – donnernden Applaus und eine Zugabe. Lob verdient nicht zuletzt die Kolpingsfamilie, die die insgesamt gut 800 Besucher bestens verköstigte. ham