Alexandra verschwand vor 58 Tagen: Plötzlich klingelte ihr Handy in Bologna | News

Alexandra R. (39) aus Nürnberg (Bayern) freute sich so sehr auf diesen Sonntag. Heute sollte sie ihren Jungen zur Welt bringen. Errechneter Geburtstermin ist der 5. Februar. Aber was aus ihr und ihrem Kind geworden ist, weiß niemand.
Die Postbank-Angestellte ist seit 58 Tagen verschwunden. Die Polizei geht davon aus, dass Alexandra getötet wurde – doch ihre Angehörigen glauben noch immer, sie lebt.
In einen der mysteriösesten Vermisstenfälle Deutschlands kommt jetzt Bewegung. BILD am SONNTAG erfuhr: Die 27-köpfige Sonderkommission ermittelte zwei mögliche Täter! „Es besteht Tatverdacht, aber kein dringender“, so ein Polizeisprecher.
BILD am SONNTAG rekonstruiert das Drama: Am 9. Dezember verlässt Alexandra morgens ihre Wohnung in Nürnberg-Katzwang, fährt mit ihrem BMW drei Kilometer nach Schwabach, bringt um 8.20 Uhr ihre Pflegetochter (2) zur Kita „Flohkiste“. Dort verliert sich ihre Spur.
Um 14.45 Uhr soll sie ihre Pflegetochter wieder abholen, tut es aber nicht. Um 17 Uhr meldet sie ihr neuer Lebenspartner als vermisst.
Hier wohnt die Vermisste Alexandra R.: in einem alten Sandsteingebaeude, in Katzwang
Die Ermittler entdecken vor Alexandras Wohnung ihren BMW, wissen aber nicht, ob sie ihn selbst dort abgestellt hat. In Alexandras Wohnung findet die Polizei ihre Ausweise, ihre Kreditkarten, ihren Mutterpass – nur ihr Privathandy fehlt.
Das taucht einen Tag später 700 Kilometer entfernt auf einem Rastplatz in Italien nahe Bologna auf! „Eine Freundin rief Alexandra nach ihrem Verschwinden immer wieder auf dem Handy an“, erzählt ein enger Bekannter Alexandras. „Dann ging plötzlich ein Lkw-Fahrer in Italien ran. Er hatte im Führerhaus geschlafen, hörte das Klingeln und entdeckte, dass jemand das Handy an seinen Lkw geklebt hatte.“
Der Bekannte nennt BILD am SONNTAG seinen Namen, zeigt seinen Ausweis, schildert sein Alibi – will aber unerkannt bleiben.
Auf der verzweifelten Suche nach der Vermissten hat die Polizei bereits eine Lagerhalle durchkämmt, stemmte dort den Boden auf, tauchte im Main-Donau-Kanal nach Alexandras Leiche, setzte an ihrer Wohnung Spürhunde ein. Sie beschlagnahmte auch vier Autos, die im Zusammenhang mit ihrem Verschwinden stehen könnten – darunter ein schwarzer Range Rover.
Die Polizei ermittelt in Alexandras engstem Umfeld! Nach BILD am SONNTAG-Recherchen gehört der Range Rover ihrem Ex-Partner B. (49). Er ist einer der Tatverdächtigen.
Wird von der Mordkommission als Tatverdächtigter geführt: B. (49), der Ex-Partner von Alexandra R. Seine Firma forderte von ihr per Zwangsvollstreckung 797.227 Euro
B. parkte den Range Rover gewöhnlich vor seiner Wohnung in einem Dorf bei Nürnberg. Nachbarn schildern, dass sie das Auto dort gesehen haben. Ebenso den Twingo, den die Polizei für verdächtig hält. Er soll dort abgeschleppt worden sein.
An B.s Garage parken regelmäßig fünf Fahrzeuge. Sie haben – wie der Range Rover – im Kennzeichen die Buchstaben: „N – RB“. „N“ steht für Nürnberg, „RB“ wohl für seinen Nachnamen und den von Alexandra. Beide hatten lange gemeinsam eine Handelsfirma, die „RB“ im Titel trägt und ihren Sitz bis heute in Alexandras Wohnung hat.
„Alexandra und ihr Ex waren 15 Jahre liiert, bis März 2022“, sagt der Bekannte. „Dann gab’s nur noch Streit.“
Nach BILD am SONNTAG-Recherchen kam es 2022 sogar zu zwei Prozessen am Amtsgericht Nürnberg: Alexandra beschuldigte B. in einem Gewaltschutzverfahren, sie im Gesicht gepackt und bedroht zu haben. Und B.s Firma forderte von ihr per Zwangsvollstreckung 797.227 Euro.
Die Polizei glaubt, dass B.s Range Rover an jenem 9. Dezember am Main-Donau-Kanal unterwegs war. Der zweite Beschuldigte ist nach BILD am SONNTAG-Recherchen der Unternehmer T. (47), ein Geschäftspartner von B.
Die Suche der Polizei geht weiter: Am 27. Januar verteilte sie an der Kita „Flohkiste“ 1300 Flyer. Sie fragte: Wer hat Alexandra am 9. Dezember gesehen?
Die Ermittler erhielten 30 Hinweise, aber keinen entscheidenden. Der Fall bleibt ein großes Rätsel.
Für Alexandra sollte 2023 ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Ihr Partner kaufte nach BILD am SONNTAG-Recherchen ein Haus für sie beide, ihren Jungen und die Pflegetochter. Doch das Familienglück war vorbei, bevor es begann.
Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.